Am Montag demonstrierten rund 800 Menschen für den Erhalt des Wagenplatz „Karl Helga“. Durch den Verkauf des Platzgeländes an die CG Gruppe im Jahr 2020 ist das Projekt bedroht. Die Veranstalter*innen kritisierten, dass durch die Räumung von Wagenplätzen immer wieder das Profitinteresse von Eigentümer*innen und Investor*innen über das Gemeinwohl gestellt werde.
„Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind und dass wir die Macht haben hier in der Stadt – und nicht irgendeine Einzelperson, die nur ihr Geld daraus ziehen will“, sagte Jo, eine*r der Veranstalter*innen gegenüber LZ TV. „(…). Wir leben in einer Demokratie und die ist für die Menschen gemacht und nicht dafür, dass Einzelpersonen maximale Gewinne einfahren.“
Der Chef der CG Gruppe, Christoph Gröner hatte bei einem Besuch auf dem Wagenplatz im Leipziger Westen kein Geheimnis daraus gemacht, dass er auf dem Gelände eine Logistikhalle bauen will. Dabei sei das Areal Teil des Frischluftkanals rund um den Plagwitzer Bahnhof und somit für die Gesundheit von Mensch und Natur wichtig, hatten Wagenplatzbewohner*innen argumentiert.
Die Demonstration bewegte sich am Nachmittag von der Sachsenbrücke durch den Clara-Park. Neben Reden von Wagenplatzbewohner*innen und Klima-Initiativen gab es auch Musik.
Freiräume für Mensch und Natur in Plagwitz
Nicht nur „Karl Helga“ ist bedroht: Ende August hatte die Stadt Leipzig bei der Auftaktveranstaltung zur Bürger*innenbeteiligung Pläne für das Gelände des Plagwitzer Bahnhof direkt neben der „Karl Helga“ vorgestellt. Die Initiative „Bürgerbahnhof Plagwitz erhalten“ kämpft seit Jahren für den Erhalt des Freiraums. Ein Gutachten des Ökolöwen hatte ergeben, dass dort die bedrohte Wechselkröte lebt und somit eine Bebauung nicht möglich ist. Auch für die Anwohnenden hätte eine Bebauung Folgen für Gesundheit und Lebensqualität.
Eine Petition, die noch bis Mitte Oktober gezeichnet werden kann, zur Anpassung des Bebauungsplans hat mittlerweile über 8500 Stimmen erreicht. Darin wird unter anderem die Stadt mit der Umsetzung des Klimanotstandes und der aktuellen Stadtklimaanalyse argumentiert.
Auch Jo bezog sich auf die Nachhaltigkeit des Konzepts Wagenplatz: „Wagenplätze sind soziale Wohnräume mit ökologischen Ansätzen. Es sind Kulturräume für unterschiedliche Nutzer*innen, die sehr wertvoll für die Stadt sind. Es ist ein zukunftsfähiges Konzept, das die Stadt keinen Cent kostet.“
In Leipzig gibt es zahlreiche Wagenplätze, die sich selbst als alternative und selbstorganisierte Art des sozialen und gemeinschaftlichen Wohnens beschreiben.
Vorwürfe an CG Gruppe
Die CG Gruppe und ihre Töchter gehören zu den fünf größten Immobilienkonzernen Deutschlands. Zuletzt hatte sie mitten im Planungsverfahren mit der Stadt das Gelände des ehemaligen Freiladebahnhofs Eutritzsch wieder verkauft, anstatt dort Wohnraum entstehen zu lassen.
Es handelte sich hierbei nicht nur um „schlechten Verhandlungsstil“ der CG Gruppe, so damals SPD-Fraktionschef Christopher Zenker, sondern auch um Verletzung der vertraglich festgelegten Informationspflichten gegenüber der Stadt. Die CG-Gruppe hatte in „kompromissloser“ Art, so wurde es gesehen, den Gewerbetreibenden auf dem Areal, unter anderem dem Musikclub „So&So“, den Betrieb aufgekündigt.
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