„Bisher konnten wir uns auf eine starke Szene, unglaublich viel Support und euer Engagement verlassen. Deswegen haben wir es bis hierhin geschafft. Das hat trotzdem nicht verhindert, dass
die aktuelle Entwicklung ein großes Loch in unseren eh schon knappen Haushalt gerissen hat.“

Diese Sätze veröffentlichte am Dienstagabend das Conne Island, lang eingesessenes Veranstaltungs- und Kulturzentrum im Leipziger Süden. 

Ein Hilferuf an die Leipziger Öffentlichkeit, der leider längst nicht der erste seiner Art ist. Dennoch: Dass auch das „Island“ in den letzten Monaten von den aktuellen Umständen – Preissteigerungen, Besucher*innenrückgang, politische Auseinandersetzungen – nicht verschont blieb, ist seit längerem bekannt. Dass die Lage für den Club inzwischen allerdings mehr als brenzlig ist, kommt für einige nun aber vielleicht doch aus der Kalten.

Mit einer Spendenkampagne sollen nun Finanzlöcher, welche „die vergangenen Jahre […] hinterlassen haben“, gestopft werden. Dabei ginge es nicht um Löhne oder laufende Kosten. „Das müssen wir so hinbekommen, sonst machen wir was falsch!“, betonen die Verantwortlichen in dem Aufruf.

Eine Vielzahl von Umständen habe die beliebte Anlaufstelle der Tag- und Nachtkultur an ihre Grenzen gebracht: „Die gesellschaftlichen Krisen, Inflation, Corona und viele mehr, spiegeln sich besonders stark im Kulturbetrieb wider. Ihr wisst das genauso gut wie wir, es ist kaum noch Kohle da um auf Konzerte zu gehen und Bier zu trinken, und die wenigsten haben noch Zeit sich ehrenamtlich zu engagieren“, wenden sich die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins, durch welchen das Conne Island seit 1991 betrieben wird, an die Öffentlichkeit.

Hinzu käme eine „antisemitische Boykottkampagne“, die den Club in den letzten zwei Jahren „einige große Konzerte“ gekostet hätte.

Kulturstätte im Fadenkreuz der Politik?

Konkret spielen die Betreiber*innen damit unter anderem auf die Konflikte an, die sich vor allem seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 abspielen. So wurden Vorwürfe des Rassismus‘ gegen das Island laut, weil sich der Club in seinem Selbstverständnis für das Existenzrecht Israels ausgesprochen hatte. „Die Narrative, die uns dabei entgegengehalten werden, behaupten, […] dass wir keine Palästinenserinnen auf unserer Bühne und unserem Gelände dulden würden“.

Bereits im August dieses Jahres hatte der Verein mit einem Aufruf in den sozialen Medien auf seine Lage aufmerksam zu machen versucht und betont, dass das Bekenntnis zum israelischen Staat nicht gleichzusetzen wäre damit, „dass wir die aktuelle Politik der Netanyahu-Regierung oder die Kriegshandlungen in Israel, Gaza oder der Westbank gutheißen.“

Trotz der Kritik erhält das Conne Island in seiner schwierigen Lage nun große Unterstützung: Bereits einen Tag nach dem Start der Spendenkampagne unter dem Motto „When the going gets tough“ kamen fast 50.000 Euro zusammen. Wer ebenfalls spenden möchte, kann das hier tun.

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