Da ist Leipzigs Verwaltung ganz optimistisch: Das „Naturschutzgroßprojekt Leipziger Auwald“ zur Revitalisierung der Elsteraue soll im Jahr 2025 starten. Doch bevor da irgendetwas geplant wird, braucht es erst einmal Geld. Denn wenn Leipzigs Stadtrat der Vorlage des Dezernats Umwelt, Klima, Ordnung und Sport zustimmt, wird gemeinsam mit der Stadt Schkeuditz überhaupt erst einmal ein entsprechender Antrag beim Bundesamt für Naturschutz gestellt. Da geht es dann um 4 Millionen Euro Förderung für die Planungen für das Projekt.

Das heißt: Gebaut oder rückgebaut wird da noch gar nichts. Die nächsten drei Jahre sind erst einmal nur für die vorbereitenden Planungen gedacht. Man weiß zwar, wie dringend die Revitalisierung der Elsteraue ist. Aber man hat keine Pläne in der Schublade liegen, die jetzt möglicherweise mit Fördergeld des Bundes gleich umgesetzt werden können.

In den Jahren 2025 bis 2027 soll zunächst ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt werden (Projekt I). Das wiederum ist dann die Grundlage für die sich anschließende zehnjährige Umsetzungsphase (Projekt II).

Dringender Handlungsbedarf

„In enger Kooperation der beiden Städte Leipzig und Schkeuditz wird seit 2012 das Projekt Lebendige Luppe zur Revitalisierung der Nordwestaue durchgeführt und im Auftrag der Leipziger Ratsversammlung ein Auenentwicklungskonzept für die gesamte Leipziger Aue erarbeitet“, erklärt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal zur Vorlage für den Stadtrat, die freilich auch erst einmal durch die betroffenen Ausschüsse muss.

„Dennoch wird der Handlungsbedarf immer dringender, um den großflächig drohenden Verlust wertvoller Lebensräume aufzuhalten. Umso wichtiger ist es nun, die zahlreichen Aufgaben zum Erhalt der Leipziger Auenlandschaft in einem Naturschutzgroßprojekt zu bündeln. Es ist die große und gemeinsame Chance zur zukunftsfähigen Entwicklung des Leipziger Auensystems.“

Genau das wusste man eigentlich auch schon 2011, als das Projekt „Lebendige Luppe“ gestartet wurde – ganz eindeutig drei Nummern zu klein ausgelegt. Aber die Stadt wollte da die kanalisierten Flüsse in der Aue einfach noch nicht anpacken. Wie schlecht es tatsächlich um der Leipziger Auwald steht, machten dann die Dürrejahre ab 2018 nur zu offensichtlich. Das Tempo, das zur Rettung des Auwaldes nötig wäre, passt überhaupt nicht zum gemächlichen Tempo der Planung.

Warum man jetzt drei Jahre für die Planung einplant, begründet die Stadt so: Das Naturschutzgroßprojekt soll gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den zahlreichen Akteuren in der Aue im Rahmen eines umfänglichen Beteiligungsprozesses bearbeitet werden, zu welchem durch die Ratsversammlung zu Projektstart ein eigenständiger Beschluss zu fassen ist.

Tief eingegraben als ein künstlicher Kanal: die Nahle. Foto: Ralf Julke
Tief eingegraben als künstlicher Kanal: die Nahle. Foto: Ralf Julke

Drei Jahre für die Planung

Die Revitalisierung der Aue wollen die Städte Leipzig und Schkeuditz in enger Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft umsetzen. Für die 90-prozentige Förderung der Vorplanungen für 4 Millionen Euro, die zu 75 Prozent aus Bundesmittel und zu 15 Prozent durch den Freistaat Sachsen finanziert wird, soll durch die Ratsversammlung der städtische Eigenanteil in Höhe von rund 385.000 Euro in den Haushaltsjahren 2025 bis 2027 bereitgestellt werden.

Derzeit befindet sich das Naturschutzgroßprojekt im mehrstufigen Antragsverfahren, betont die Stadt. Für die Gewährung der Förderung und den entsprechenden Zuwendungsbescheid ist daher im ersten Schritt ein Stadtratsbeschluss für die Planungsphase (Projekt I) erforderlich. Mit diesem Beschluss soll der Wille zur Durchführung der Planungsphase, die hierfür notwendige Bereitstellung der Eigenmittel sowie die Trägerschaft und Kooperation mit der Stadt Schkeuditz durch den Stadtrat erklärt werden.

Insgesamt wollen Leipzig und Schkeuditz für das Großprojekt 46 Millionen Euro beim Bundesamt für Naturschutz beantragen, um die Maßnahmen bis 2038 umzusetzen.

Der Handlungsbedarf ist seit Jahren bekannt.

„Der sich über Leipzig und Schkeuditz erstreckende Auwald steht für großflächig zusammenhängenden, naturschutzfachlich besonders wertvolle Hartholzauwälder und ein ehemals weit verzweigtes Gewässersystem, das nach menschlichen Regulierungen heute stark verändert ist“, betont die Stadt.

„Herausragend ist die unmittelbare Nachbarschaft der Aue zur Stadt, die sie über Umweltbelange hinaus für die Freizeit und die Erholung sehr bedeutsam macht und zu einer engen Verbundenheit der Menschen führt.“

Was eigentlich mehr Wunschdenken als Wirklichkeit ist. Denn im aktuellen Zustand hat der Leipziger Auwald nicht mehr viel mit einem natürlichen Auensystem zu tun. Und was die Leipziger da – für Freizeit und Erholung – nutzen, ist eine künstlich überformte Landschaft, in der es dem Auwald längst genauso schlecht geht wie den darin einkanalisierten Flüssen.

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Es gibt 2 Kommentare

Und übrigends – die Grundlage für mögliche Veränderungen im Auwald und Antragstellung – das Auwaldentwicklungskonzept und die Mitwirkung der Bürgerschaft/Verbände – fehlen immer noch.

Mmmm, die Antragstellung für das Naturschutzgroßprojekt Auwald kommt in 2025 irgendwie bischen spät. Das Projekt Lebendige Luppe lief über 10 Jahre – die ersten 7 Jahre bis 2019 lief nur sehr wenig, dann bis 2023 mit etwas mehr Schwung (Umgestaltung Bauerngraben, Burgauenbach, Zschampert). Im November 2023 zum Abschluss von Lebendiger Luppe wurde auf die kurzfristig erforderliche Vision Naturschutzgroßprojekt verwiesen. Nun dauert die Mittelbereitstellung für die Beantragung von Fördermitteln bis 2025. In der Zwischenzeit sind 2024 Landtagswahlen und 2025 Bundestagswahlen, wodurch wahrscheinlich wieder andere Prioritäten durch die Politik gesetzt werden, gerade wenn es um ca. 40 Mill. € Fördermittel geht. Das Nachsehen wird der Auwald haben und natürlich die Leipziger.

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