Es war ein Jubiläum: Der Neujahrsempfang der Leipziger Wirtschaft erlebte am Montag, dem 13. Januar, seine 20. Auflage. Die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, die Handwerkskammer zu Leipzig, der Unternehmerverband Sachsen e.V. und der Marketing Club Leipzig e.V. richteten die Traditionsveranstaltung gemeinsam aus. Zu dem Empfang, der von jeher „Gemeinsam für die Region“ übertitelt ist, fanden sich rund 1.000 Gäste aus der regionalen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung in der Kongresshalle am Zoo Leipzig ein.
Die Podiumsdiskussion, moderiert von MDR-Journalistin Wiebke Binder, bestritten Dietrich Enk, Präsident des Unternehmerverbandes Sachsen e.V., Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, und Dr. Ines Zekert, Präsidentin des Marketing Clubs Leipzig e.V.
Michael Kretschmer, der sächsische Ministerpräsident, stellte sich den drängenden wirtschaftspolitischen Fragen, die die Vertreter der Wirtschaft an ihn herantrugen. Als Aufhänger diente das Motto des Koalitionsvertrags, dem sich die Minderheitsregierung verschrieben hat: „Mutig neue Wege gehen. In Verantwortung für Sachsen.“
„Sachsen ist und bleibt ein Industrieland mit einer reichen Tradition, geprägt von unserem starken Mittelstand und innovativen Handwerk“, so Kretschmer. „Die Region Leipzig zeigt eindrucksvoll, wie moderner Wirtschaftsstandort und Tradition Hand in Hand gehen können. Für die Zukunft brauchen wir klare und verlässliche Rahmenbedingungen, die unseren Unternehmen Perspektiven bieten.
Deshalb setzen wir uns auf Bundesebene für eine planbare und bezahlbare Energieversorgung ein. Gleichzeitig werden wir in Sachsen weiter konsequent den Bürokratieabbau vorantreiben, um unsere Wirtschaft zu entlasten und noch wettbewerbsfähiger zu machen.“
Die Spitzen der Wirtschaftsverbände setzten in ihren Redebeiträgen unterschiedliche Schwerpunkte. Der Präsident des Sächsischen Unternehmerverbands, Dietrich Enk, mahnte an: „Wir müssen zwingend über die Tellerränder der Landesebene hinausgehen. Die gravierende Sanierungs-, Reform- und Vereinfachungsnotwendigkeit für selbstverantwortetes Wirtschaften in unserem Land hat längst noch nicht alle notwendigen Gesellschaftsbereiche durchdrungen. Wir brauchen Breite und Toleranz, keine Komfortzonen der Selbstgerechtigkeit auf allen Ebenen.“
Dr. Ines Zekert, Präsidentin des Marketing Clubs, führte aus: „Marketing und Kommunikation sind heute wichtiger denn je, denn die Medienlandschaft verändert sich in rasendem Tempo. Im Dschungel von Meinungskorridoren und Algorithmen braucht es Experten, die diese Klaviatur beherrschen. Unsere Fachleute der Kreativbranche in Sachsen können Wirtschaft und Politik unterstützen, um neue Wege einzuschlagen und dabei Vertrauen zurückzugewinnen und aufzubauen.“
HWK-Präsident Matthias Forßbohm stellte besonders auf das Bildungssystem ab: „Die Personalnot ist zweifellos unser Standortrisiko Nummer eins. Aus diesem Grund müssen wir nicht nur bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte neue Wege gehen, sondern auch mutig genug sein, um bestehende Defizite bei Schulabgängern mit innovativen Maßnahmen auszugleichen.
Hier könnten in der regionalen Wirtschaft Partner gewonnen werden, die außerschulische Lernorte zur Verfügung stellen, um Lücken zu schließen und berufliche Orientierung zu geben. Dazu brauchen unsere Betriebe allerdings unbürokratische Unterstützung in organisatorischer und finanzieller Hinsicht.“
IHK-Präsident Kristian Kirpal betonte, die Weichen für die Wirtschaft im Freistaat Sachsen müssten jetzt gestellt werden. Der Wohlstand sei abhängig von der Verlässlichkeit der Regierungspolitik. „Die Minderheitsregierung muss sich jetzt schnell um tragfähige Kompromisse kümmern“, so Kirpal.
In Richtung des Wirtschaftsministers Dirk Panter, dem er zu seinem neuen Amt gratulierte, signalisierte Kirpal den Wunsch nach einer vertrauensvollen Zusammenarbeit: „Wir Wirtschaftsverbände bringen die Expertise der Unternehmerschaft ein, unsere Themen, unsere Sorgen. Wir engagieren uns für Sachsen, darauf können Sie sich verlassen, darauf können Sie bauen. Das Angebot steht.“
Ein Papier mit zehn Forderungen an die Politik
Am Dienstag, dem 14. Januar, veröffentlichte dann auch die Landesarbeitsgemeinschaft der sächsischen Industrie- und Handelskammern ein Thesenpapier zu den Zukunftsthemen für die deutsche Wirtschaftspolitik 2030. Neben klassischen Forderungen der Wirtschaftsverbände enthält sie auch Punkte, die zeigen, dass sich in den vergangenen Jahren einiges geändert hat. So findet man die Forderung nach flexibleren Arbeitszeitmodellen und einer stärkeren Förderung der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. „Leistung muss sich wieder lohnen“, betont dazu Max Jankowsky, Präsident der IHK Chemnitz.
Die zehn Forderungen der sächsischen IHKs.
Man findet aber auch die Förderung der zirkulären Wirtschaft: Der Zugang zu kritischen Rohstoffen und die Förderung der Kreislaufwirtschaft seien essenziell. „Die Wiederverwertung von Ressourcen und der Abbau heimischer Rohstoffe müssen strategisch unterstützt werde“, sagte dazu der Leipziger IHK-Präsident Kristian Kirpal. Eine Reform der Sozialsysteme wird genauso thematisiert wie Investitionen in die Infrastruktur – etwa die Wasserstoff-Infrastruktur.
Man findet das vollständige Papier auf der Website der IHK Chemnitz.
Keine Kommentare bisher