Am 8. Januar stellten Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und LVV-Geschäftsführer Karsten Rogall den Rahmenplan für die Leipziger Wärmewende vor. Manche Fraktionen im Stadtrat war das schon viel zu ambitioniert. Aber in Wirklichkeit war es nur der aus Sicht von Stadt und LVV planbare Weg, die Wärmewende überhaupt in Gang zu bringen.

Und es steht auch nicht mehr das Jahr 2038 als Ziel für ein klimaneutrales Leipzig, sondern das Jahr 2045. Und trotzdem waren gerade jene Leipziger Akteure enttäuscht, die sich wirklich einen zeitnahen Umstieg auf klimaschonende Wärmeerzeugung wünschen.

Schon am Freitag, dem 3. Januar, richtete die Kampagne „180 Grad Wärmewende Leipzig“ ein Anschreiben an die Leipziger Stadtratsmitglieder und den Klimabeirat, um ihre Bedenken und Forderungen in Bezug auf die Kommunale Wärmeplanung der Stadt auszudrücken. Die Kampagne begrüßte darin die wichtigen Schritte, die Leipzig bereits getan hat, wie die Ausrufung des Klimanotstandes 2019 und das selbst gesetzte Ziel der Klimaneutralität bis 2038.

Noch immer fossile Energieträger

Jedoch gehe aus der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und Stadtwerke hervor, dass sich die aktuelle Wärmeplanung zu wesentlichen Teilen auf nicht-klimaneutrale Quellen stützt. Diese sind industrielle Abwärme aus dem Chemiepark Leuna, der vorrangig mit fossilen Energieträgern betrieben wird, und die Verbrennung von Erdgas, wie z.B. im Heizkraftwerk Süd in Connewitz, sowie die Verbrennung von Biomasse, also von Holz.

Karsten Rogall rechnet im Heizkraftwerk Süd nicht vor Mitte der 2030er Jahre mit einem Umstieg auf Wasserstoff, weil vorher auch nicht die notwendigen Leitungen im H2-Kernnetz liegen, an die Leipzig dann angeschlossen wird.

Aber auch das Verbrennen von Wasserstoff sieht „180 Grad Wärmewende Leipzig“ skeptisch: Dass Wasserstoff als eine nachhaltige Lösung dargestellt wird, sei sehr kritisch zu sehen, da einerseits die technologische Bereitschaft der Kraftwerke unklar ist und sich Deutschland andererseits auch in Zukunft sehr wahrscheinlich nicht selbst mit Wasserstoff versorgen kann, worauf Importprojekte von Wasserstoff aus Ländern wie Namibia hindeuten.

Diese gingen mit großen Problemen wie der Ausbeutung dortiger lokaler Ressourcen und der Aufrechterhaltung kolonialer Strukturen einher.

Die Gruppe „180 Grad Wärmewende Leipzig“ fordert die Stadt und die Stadtwerke deshalb auf, mutig und mit Vision an tatsächlich klimafreundlichen Lösungen zu forschen, in diese zu investieren und durch eine ehrliche Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. Hier weist die Gruppe unter anderem auf den Aus- und Einbau von Wärmepumpen, den Bau von Großwärmepumpen, den Ausbau kalter Nahwärmenetze und die Abwärme aus Kläranlagen hin. Wärmegewinnung aus dem Klärwerk Rosenthal ist schon einer der Bestandteile aus den Plänen der Leipziger Gruppe für die Leipziger Wärmewende.

Insbesondere müssten die Notwendigkeit und die Vorteile der Wärmewende für alle verständlich sein, damit es zu einer breiten Akzeptanz und Unterstützung kommen kann, so „180 Grad Wärmewende Leipzig“. Es reiche nicht, dass Leipzig an seinem „grünen Image“ arbeitet, denn es habe die Chance und müsse diese auch nutzen, tatsächliche Vorreiterstadt in Sachen Wärme- und Energiewende zu sein.

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