Kurz nach der Wahl in Sachsen, bei der die Grünen gerade so den Verbleib im Landtag schafften, liegt vor mir ein Artikel vom 4. September, der mit „Herausforderungen durch Klimaveränderungen in urbanen Räumen: Risiko, Resilienz und Anpassung“ überschrieben ist. Worum geht es in diesem Artikel? Es geht um zunehmende Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Überschwemmungen, die klimaresiliente Infrastruktur in Städten und Gebäuden.

Es geht um das Angebot an kohlenstoffarmen Gebäuden und Städte mit dichter Bebauung und hohem Versiegelungsrad.

„Angesichts der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise sind die aktuellen Initiativen längst nicht ausreichend“, mahnen die Verfasser und: „Der Hauptfokus muss natürlich auf der Vermeidung von umweltschädlichen Emissionen liegen. Dazu ist der Bau und Betrieb energieeffizienter Gebäude essentiell.“
Der Artikel entspringt nicht der Feder grüner Politikerinnen und Politiker. Es handelt sich hierbei um die Bewertung von „Klimarisiken in deutschen Städten“ der Jones Lang LaSalle Incorporated (JLL), einem US-amerikanischen Dienstleistungs-, Beratungs- und Investmentmanagement-Unternehmen im Immobilienbereich.

Unter „Die Wirtschaftlichkeit von Resilienz und die Kosten der Untätigkeit“ führt JLL aus, dass die Werte für nicht klimaresiliente Immobilien sinken und die Versicherungsprämien und Betriebskosten für diese steigen werden.

Wie stark ist Leipzig betroffen?

JLL hat dazu die nachstehende Grafik entwickelt, die auf Analysen des Helmholtz-Instituts aufbaut. Das JLL ist des grünen Aktionismus unverdächtig, dort geht es um die Sicherung des Immobilien-Geschäftsmodells.

Klimarisiken für deutsche Städte. Grafik: Jupiter Intelligence
Klimarisiken für deutsche Städte. Grafik: Jupiter Intelligence

Die Stadt Leipzig hat, unter den ausgewählten Städten, den zweithöchsten Klimagefahrenwert in Deutschland, der Hitzeaktionsplan und das Regenwasserkonzept lassen auf sich warten.

„Es ist eben gerade nicht so, dass morgen die Welt untergeht“, sagte Friedrich Merz und schoss gegen Robert Habeck und das Heizungsgesetz. Er meint also, wir hätten noch Zeit und machte eine seiner bemerkenswerten Aussagen: „Das Thema Klimaschutz rangiert schon seit langer Zeit in den Augen der Bevölkerung nicht da, wo es in der Politik gesehen wird.“

Wie viel Zeit bleibt uns?

Schaut man sich die Analyse von JLL an, dann werden die Klimarisiken bereits im Bewertungszeitraum der nächsten 25 Jahre signifikant zunehmen. Das ist nicht lange, auch ich mit 67 Jahren habe also die Chance, diese Zunahme zu erleben, Friedrich Merz übrigens auch.

Wir haben also die irre Situation, dass die Wirtschaft Maßnahmen als dringend erforderlich ansieht, die von den „Wirtschafts-Parteien“ CDU, CSU und FDP als „grüne Ideologie“ abgetan werden.

Wenn wir also die Worte von Merz aktualisieren, dann heißt es: „Das Thema Klimaschutz rangiert schon seit langer Zeit in den Augen der CDU nicht da, wo es in der Wirtschaft gesehen wird.“

Geht die Welt morgen unter?

Natürlich nicht, die Welt bleibt, der Planet bleibt, aber: „It’s the End of the World as We know it“.

Die Klimarisiken, die im Artikel benannt sind, betreffen uns in Deutschland, die in der „dritten Welt“ sind extremer. Diese werden zu weiterer Versteppung von Ackerflächen und auf der anderen Seite zu Überflutungen führen. Teile der Welt werden für Menschen unbewohnbar, was wiederum zu erhöhten Fluchtbewegungen führen wird. Diese betreffen dann natürlich auch uns. Ein eventueller CDU-Bundeskanzler wird dann damit umgehen und die versäumten Maßnahmen, die er nicht nachholen kann, erklären müssen. Wahrscheinlich wird ihm dann nichts übrig bleiben, als von „CDU-Ideologie der 2020er Jahre“ zu reden.

Fazit: Die Wirtschaft, hier die Immobilienwirtschaft, hat die Klimakrise verstanden. Selbstverständlich werden deren Akteure versuchen, die Maßnahmen zu deren Bewältigung auf die Gesellschaft abzuwälzen. Dem entgegenzusteuern ist Aufgabe der Politik. Wichtig ist, dass große Teile der Politik jetzt auch die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen verstehen müssen. Klimawandel ist eben keine Frage einer Ideologie.

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Wenn wir also die Worte von Merz aktualisieren, dann heißt es: „Das Thema Klimaschutz rangiert schon seit langer Zeit in den Augen der CDU nicht da, wo es in der Wirtschaft gesehen wird.“

Das stimmt, aber vor allem auch “in den Augen der Bevölkerung”.
Man schaue sich die Wahlentscheidungen an. Jeder schiebt Probleme gern auf morgen oder übermorgen, wenn es zurzeit “gerade noch geht”.
Wenn man dann noch mit Hauruck-Aktionen wie dem Heizungsgesetz konfrontiert wird, fällt das besonders leicht. Die Grünen haben hier sicher keine Glanzleistung abgeliefert. Wenngleich ihnen die globalen Entwicklungen auch noch in den Rücken gefallen sind.

Allerdings gibt es in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz keine brauchbare Alternative am Parteienmarkt, die das Thema glaubhaft ernst nimmt und unbequeme Wahrheiten versucht, an den Mann zu bringen.

Letztlich bleibt es dem Gewissen eines jeden Einzelnen überlassen, ob er im Interesse seiner Kindern oder den nachfolgenden Generationen jetzt schon versucht, dem Klimageschehen Rechnung zu tragen.
Ich glaube, verstanden hat das Thema mittlerweile jeder. Nur sich damit beschäftigen wollen bisher nur wenige.

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