Eigentlich war das Jahresergebnis nicht schlecht, das die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) mit der Abschlussbilanz der Leipziger Gruppe am 7. Juni vorlegten. 25,9 Millionen Euro, darüber hätten frühere Geschäftsführer richtig gute Laune bekommen. Aber auch bei den Leipziger Wasserwerken hat man sich daran gewöhnt, Gewinne in ganz anderen Größenordnungen an die Konzernmutter LVV abzuführen.

So wie 2022, da waren es 36,3 Millionen Euro gewesen bei einem Umsatz von 179,8 Millionen Euro. Geplant hatte man 2023 mit einem Umsatz von 188,6 Millionen Euro und einem Gewinn von 33,2 Millionen Euro. Doch stattdessen gab es nur einem Umsatz von 177,9 Millionen Euro – und das bei gestiegenen Kosten. Das hat natürlich Folgen.

Das kostbare Nass

Andererseits ist auch das Trinkwassergeschäft abhängig vom Wetter. Das wissen Wasserwerker eigentlich. Jahre mit vielen heißen Tagen erhöhen den Trinkwasserverbrauch deutlich, etwas kühlere Jahre lassen ihn sinken. Und Leipzig war – was den Trinkwassergebrauch betrifft – immer schon ein sparsames Pflaster.

Da hätte manch Wasserwerker schon gern gesehen, dass sich der Trinkwasserverbrauch der Leipziger irgendwann in die Höhe des durchschnittlichen deutschen Trinkwasserverbrauchs von 128 Liter pro Tag und Mensch entwickelt. Danach sah es 2022 kurzzeitig aus, als der Durchschnittsverbrauch der Leipziger auf 93,6 Liter pro Nase stieg.

Doch schon 2023 gab es hier einen deutlichen Rückgang auf 91,5 Liter. Was natürlich direkt mit den nach wie vor niedrigen Einkommen der Leipziger zu tun hat. Auch wenn so manche Statistik etwas anderes zu erzählen scheint. Ein Großteil der Leipziger verdient unterdurchschnittlich und hat im Lauf der Zeit natürlich auch die Stellschrauben gefunden, an denen man die eigenen Verbräuche und damit auch die Geldausgaben verringern kann.

Und 2023 kamen eindeutig schon die massiven Kostensteigerungen hinzu, die auch das tägliche Leben teurer machten.

Statt 32,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser setzten die Wasserwerke also nur noch 32,3 Millionen Kubikmeter ab. Geplant hatten sie mit 33,1 Millionen. Gleichzeitig aber wuchs ihr Kundenstamm von 725.100 auf 729.900 – und das tatsächlich deutlich stärker als geplant. Im Plan ging man noch von 725.600 zu versorgenden Menschen aus.

Der Riesenbrocken Klärwerk Rosental

Aber das bringt alles Konsequenten mit sich. Steigende Beschaffungskosten auf der einen Seite und geringerer Verbrauch sowohl pro Kopf als auch insgesamt dämpfen die Gewinnmarge.

Das Geld bleibt sowieso nicht in den Wasserwerken, sondern wird an die Leipziger Gruppe weitergereicht, die daraus unter anderem einerseits die Finanzierung der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) bestreitet, andererseits die Investitionen in der Leipziger Gruppe ermöglicht. Und auch bei den Wasserwerken kommen ja nicht nur jahresaktuelle Investitionen, die schlicht mit der Instandhaltung und Erneuerung der Netze zu tun haben, auf den Tisch.

Am 7. Juni wies KWL-Geschäftsführer Dr. Ulrich Meyer auch darauf hin, dass nach Jahren der Planungen und Vorbereitungen 2025 endlich der Um- und Neubau des Klärwerks Rosental beginnt. Schon heute ist es um 30 Prozent zu gering dimensioniert – noch so ein Grund, warum die Wasserwerke eigentlich froh sein sollten, dass die Leipziger so sparsam beim Trinkwasserverbrauch sind.

Das macht sich nämlich inzwischen bei jedem stärkeren Regen bemerkbar, dann reicht das Fassungsvermögen des Klärwerks nicht mehr aus und große Mengen ungeklärter Abwässer fließen direkt in den Fluss.

Und das verstößt gleich gegen mehrere Aufgaben, die die KWL in den nächsten Jahren lösen müssen. Das erste ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, nach der so eine Verunreinigung der Flüsse strikt unterbunden werden muss. Die EU hat also selbst ein großes Interesse daran, dass die KWL endlich größere Klärkapazitäten am Standort Rosental schaffen.

Das Gesamtprojekt wird die KWL bis in die 2030er Jahre beschäftigen und – über den Daumen gepeilt – 240 Millionen Euro kosten. Noch 2024, so Meyer, könne mit der Baufeldfreimachung begonnen werden. Bis 2027/2028 soll die biologische Klärstufe erweitert werden, bis 2030/2031 die technische.

Schwieriges Bauklima erschwert Investitionen

Und gleichzeitig müssen die Wasserwerke ja auch an den schon bestehenden Infrastrukturen weiterarbeiten – in Leitungsnetze und Kanäle investieren, die kleineren Kläranlagen modernisieren und vor allem auch in den Wasserwerken Canitz und Thallwitz die Trinkwasserbereitstellung der Zukunft sichern.

Und da haben die massiv gestiegenen Baukosten den KWL auch 2023 schon mächtig ins Kontor gehauen. Statt geplanter 110,9 Millionen Euro konnten nur 66,3 Millionen Euro verbaut werden. Das schwierige Bauklima sorgt also auch bei den Leipziger Wasserwerken (die zu 25,35 Prozent auch dem Zweckverband WALL gehören) für verzögerte Auftragsvergaben und gleichzeitig steigende Kosten pro Auftrag.

Aber die Ziele für 2024 hat man trotzdem ehrgeizig gesteckt: Bei einem mutig geplanten Umsatz von 217,5 Millionen Euro wollen die KWL wieder 36,1 Millionen Euro Gewinn erreichen. Investieren wollen sie sogar 117,9 Millionen Euro. Im Bilanzbericht betonen sie dazu die zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel und die Rolle, die die Wasserwerke auch in den Plänen der Stadt Leipzig spielen, um wichtige Ziele bei der Klimaanpassung zu erreichen.

Wozu auch ein Thema wie Schwammstadt gehört und ein Ausbau der blau-grünen Infrastruktur.

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Man könnte auch die schmalen Löhne der unterdurchschnittlich verdienenden Wasserwerker verbessern – Haha, kleiner Scherz am Rande.

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