Obwohl noch einiges unklar ist, was die klimaneutrale Energiezukunft Leipzigs betrifft, arbeiten die Leipziger Stadtwerke dran. Nicht nur das Ende 2022 in Betrieb gegangene Heizkraftwerk Süd gehört dazu, auch wenn es derzeit im Fokus der Berichterstattung und auch der Kritik steht, weil es noch auf Jahre nicht mit Wasserstoff betrieben werden kann. Was nicht an den eingebauten Turbinen liegt, sondern schlicht an der viel zu späten Entwicklung einer tragfähigen Wasserstoffproduktion in Deutschland.

Weshalb es – anders als noch in den Planungen zum Heizkraftwerk Süd erhofft – in den 2020er Jahren keinen Wasserstoffbetrieb des Kraftwerks geben wird, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Karsten Rogall am Freitag, 7. Juni, bei der Vorstellung der Jahresbilanz für die LVV und ihre Tochterunternehmen.

Der Grund dafür: Die viel zu späte Fertigstellung des dafür benötigten Wasserstoff-Kernnetzes. Das hätte eigentlich schon in 16 Jahren CDU-Regierung im Bund auf den Weg gebracht werden können. Doch es gehört zu den Versäumnissen dieser Regierungen, auch diese Weichenstellung vertrödelt zu haben.

Warten auf den Wasserstoff-Anschluss

Wie das deutsche Wasserstoff-Kernnetz künftig aussehen soll, das stellte dann der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im November 2023 in Berlin vor. Und Teil dieses Kernnetzes ist auch die Region Mitteldeutschland – mit Produktionsschwerpunkten im Chemiedreieck um Leuna und Merseburg.

Von dort muss der Wasserstoff aber in Leitungen bis zum HKW Süd in der Bornaischen Straße kommen. Diese Leitungen sind im Kernnetz vorgesehen. Aber Karsten Rogall rechnet nicht vor Mitte der 2030er Jahre damit, dass die Leitung der Ontras in Betrieb geht.

Die aber dringend gebraucht wird, damit Leipzig seine Klimaneutralitätsziele schafft.

Sicher ist lediglich, dass der vom Stadtrat beschlossene Ausstieg aus der Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf bis Ende 2025 passiert. Schon jetzt sind die Lieferungen von dort gesunken und wurden vom gasbetriebenen HKW Süd übernommen, dessen Turbinen durchaus schon in der Lage sind, Wasserstoff-Beimischungen mitzuverbrennen. Doch auch diese Wasserstoffmengen gibt es noch nicht.

Weswegen natürlich die Frage im Raum steht, ob die Stadtwerke selbst nicht in die Wasserstoffelektrolyse einsteigen werden? Ein solches Pilotprojekt haben sie ja direkt auf dem Gelände des HKW Süd vor, bestätigte Rogall. 2025 soll es starten, auch wenn auch hier wieder der Kostenfaktor eine wichtige Rolle spielt: Wasserstoffelektrolyse ist ein teures Verfahren.

Es wird tatsächlich erst wirtschaftlich, wenn es im Großmaßstab mit einer Menge alternativ erzeugten Stroms aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen passiert. Eine solche Photovoltaikanlage soll ja am Standort Bornaische Straße auch noch entstehen.

Viele Bausteine für die Wärmezukunft

Wobei auch Rogall betonte, dass man als Stadtwerke nicht nur auf einen Weg setze, Leipzig in naher Zukunft klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Die Solarthermieanlage in Lausen, die gerade gebaut wird, gehöre genauso dazu wie etwa die Wärmelieferungen über eine Leitung aus Leuna. Gleichzeitig werden die Stadtwerke die Netzanschlüsse ans Leipziger Fernwärmenetz weiter ausbauen.

Denn auch die meisten Hausbesitzer haben begriffen, dass das Heizen mit Erdgas oder Erdöl künftig deutlich teurer wird als mit Fernwärme. Ziel sei es, so Rogall, 60 Prozent der Leipziger Gebäude mit Fernwärme zu versorgen. Aktuell lägen den Stadtwerken über 5.000 Anfragen von Gebäudeeigentümern für einen Fernwärmeanschluss vor.

Aber aus dem normalen Geschäft sei eine klimaneutrale Wärmezukunft für Leipzig nicht zu finanzieren, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung auf der Pressekonferenz. Allein für Leipzig würden hier Kosten in einer Größenordnung von 6 Milliarden Euro anfallen. Eine erste Übersicht, wie Leipzigs Wärmezukunft aussehen wird, soll es im Herbst geben, wenn die Verwaltung dem Stadtrat den beauftragten Wärmeplan vorlegt.

Dazu aber brauche es dringend Förderung von Bund, Land und Kapitalgebern, so Jung. Allein aus den Erlösen lässt sich das nicht finanzieren.

Fast 167 Millionen Euro investiert

Wobei die Stabilisierung und das Wachstum Leipzigs dazu beigetragen haben, dass die Stadtwerke 2023 ihr Ergebnis erneut steigern konnten – von 83 auf 104,5 Millionen Euro. Dazu hätten – so der Geschäftsbericht – vor allem die positiven Entwicklungen im Großkundenmarkt beigetragen. Und gewachsen ist das Versorgungsgebiet der Leipziger Stadtwerke ja 2023 ebenfalls: 2022 hatte man den jahrelangen Streit mit enviaM beigelegt, sodass im Januar 2023 die Versorgung mit Strom und Gas im Leipziger Stadtrandgebiet übernommen werden konnte. Was aber zuerst einmal auf der Ausgabenseite verbucht wurde – nämlich unter den Investitionen.

Diese stiegen deshalb von 162,4 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 166,8 Millionen Euro. Auch weitere Investitionen ins HKW Süd stecken in der Summe.

Die am Jahresende erwirtschafteten 104,5 Millionen Euro wurden komplett an die Konzernmutter LVV abgeführt. Aus der Summe konnten dann auch die vertraglich geregelten Zuschüsse für die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) bestritten werden, die erstmals über 70 Millionen Euro lagen.

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