Immer wieder fragen Stadträte in der Ratsversammlung nach, wie es eigentlich mit dem Ausbau der Fotovoltaik auf den Dächern städtischer Gebäude aussieht. Sollte die Stadt nicht vorbildhaft vorangehen beim Ausbau der Solarkapazitäten? Jetzt melden die Stadt und die Stadtwerke-Tochter LKE selbst, dass ein erster Meilenstein erreicht wird. Auf den Dächern kommunaler Liegenschaften in Leipzig werden bis Jahresende mehr als 1.000 Megawattstunden Strom pro Jahr durch Fotovoltaik gewonnen.
Augenscheinlich hat ein Spaßvogel in der Verwaltung die Meldung verfasst und so einen Vergleich aufgemacht: „Das entspricht in etwa der Energie, die benötigt wird, um beispielsweise 2 Millionen Stunden Rasen zu mähen oder 70 Millionen Tassen Kaffee zu kochen.“
Da darf sich jeder Leser dann fragen, wie viele Tassen Kaffee die Leipziger eigentlich jedes Jahr trinken und wer da 2 Millionen Stunden lang den Rasen mäht.
Aber die Größenordnung von 1.000 Megawattstunden lässt sich natürlich mit robusten Zahlen der Stadtwerke Leipzig vergleichen. Die verkaufen zum Beispiel an ihre Endkunden jedes Jahr um die 1.000 Gigawattstunden Strom, erzeugen auch selbst – je nach Bedarf – 400 bis 800 Gigawattstunden Strom.
2020 verkauften sie 1.002 Gigawattstunden Strom an ihre Endkunden – also vor allem die Leipziger Einwohner und das hiesige Gewerbe, 2021 waren es 971 Gigawattstunden.
Was die nun mit städtischen Solaranlagen erzeugten 1.000 Megawattstunden betrifft, entspricht das erst einmal 1 Gigawattstunde. Was nicht nach viel klingt – aber nach einem Anfang. Der auch zeigt, was und wie viel die Stadt an neuen Fotovoltaik-Anlagen installieren muss, damit dieser Betrag spürbar wächst.
Solaranlagen auf die Schulen
Ein Baustein in dieser Zusammenarbeit mit der Leipziger-Stadtwerke-Tochter LKE (Leipziger Kommunale Energieeffizienz GmbH) ist die neue Anlage auf der Anton-Philipp-Reclam-Schule: Baubürgermeister Thomas Dienberg und LKE-Geschäftsführer Stephan Klan haben sie am Freitag, dem 29. September, symbolisch in Betrieb genommen. Sie ist etwa 200 Quadratmeter groß und erreicht 42 Kilowatt Peak. In den kommenden Monaten soll ein weiteres Dach der Schule saniert und dann ebenfalls mit Solarmodulen ausgestattet werden.
Thomas Dienberg sagt bei dieser Gelegenheit: „Wir als Stadt müssen beim Ausbau mit Fotovoltaik vorangehen, wir haben hier Vorbildwirkung. Unser Wunsch ist, dass jedes neue kommunale Dach daher eine Begrünung und eine Anlage zur Stromerzeugung erhält – und auch bestehende Dächer unserer Liegenschaften sollen, falls sie baulich geeignet sind, Schritt für Schritt entsprechend ausgerüstet werden.“
Die Stadt setzt beim Ausbau der Fotovoltaik direkt auf den städtischen Partner LKE. Dies hat den Vorteil, dass Prozesse standardisiert und beschleunigt werden und auch kleinere Dächer mit PV-Anlagen ausgestattet werden können.
LKE-Geschäftsführer Stephan Klan sagt: „Als Unternehmen der Leipziger Stadtwerke bringen wir unsere regionale Erfahrung und das technische Know-how ein, um unseren Beitrag zur Erfüllung der städtischen Ziele leisten zu können. Wir freuen uns über diesen ersten Meilenstein und werden die Erzeugung erneuerbarer Energien weiter in den nächsten Jahren vorantreiben. Damit stärken wir die Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit in Leipzig. Durch die Vielzahl der Projekte und des standardisierten Vorgehens gelingt es uns, auch kleinere Projekte mit zu realisieren.“
20 bis 30 Dächer jedes Jahr
Aktuell werden etwa 50 bis 70 Prozent des produzierten Stroms von den Einrichtungen selbst genutzt, der Rest als Überschuss ins Netz eingespeist. Insgesamt verfügt die Kommune über rund 3.000 Dachflächen, die seit einem Beschluss des Stadtrates in 2020 und nach einer ersten Vorprüfung kontinuierlich auf mehr als 30 Kriterien hin untersucht werden. Kleinstdächer unter 100 Quadratmeter – Garagen, Spielhäuschen und ähnliches – wurden aussortiert.
Weitere Kriterien sind beispielsweise der Dachzustand und die -form, Sanierungspläne, die Standsicherheit und mögliche Verschattungsszenarien. Etwa 250 Dächer unterliegen dem Denkmalschutz, hier sind also umfangreichere Abstimmungen nötig, bevor eine Anlage gebaut werden kann. Pro Jahr können etwa 60 Dächer detaillierter durch die Experten der LKE geprüft und begangen werden.
Vorgesehen ist, dass künftig auf etwa 20 bis 30 Dächern jährlich neue Fotovoltaikanlagen entstehen, teilt die Stadt mit. Das entspreche einer zusätzlichen (theoretischen) Leistung der installierten Anlagen von etwa 1,5 Megawatt Peak pro Jahr. Was tatsächlich nur der installierten Leistung entspricht, nicht dem, was dann tatsächlich an Strom gewonnen wird.
Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 23 Leipziger Schulen, eine Sporthalle, eine Feuerwache (Gutsweg 2) und eine Kita (Liliensteinstraße 1) über eine Anlage aus den Händen der LKE verfügen, teilt die Stadt mit. In 2024 ist dann auf weiteren 23 kommunalen Dächern eine entsprechende Stromerzeugung geplant.
Es gibt 3 Kommentare
Jetzt wo du es sagst. So ergibt es tatsächlich auch Sinn.
Ich denke das haut schon hin. Es geht in dem Teil um installierte Leistung, die pro Jahr aufgebaut wird. In diesem Fall die Spitzenleistung.
Vorletzter Absatz: ” einem bis 1,5 Megawatt Peak pro Jahr”
Leistung pro Jahr ergibt keinen Sinn, PS pro Stunde sagt ja auch keiner beim Auto. Wenn wäre es Energie pro Jahr. Also Megawattstunden/Jahr.