Die Bio City Leipzig (Biotechnologisch Biomedizinisches Zentrum) lud am Dienstag, dem 26. September, ein zur Feier anlรคsslich des 20. Jubilรคums. Was ist die Bio City und was geht dort vor? โ€žDie Bio City Leipzig ist ein Gebรคude, ein sogenanntes Innovationszentrum, in dem sich aktuell ungefรคhr 35 Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft als Mieter befinden.โ€œ So Andrรฉ Hofmann im LZ-Interview vom Dezember 2020.

Ein fixer Rรผckblick auf die bewegte Geschichte des Ortes: Mรคrz 1991, die letzte โ€žMesse war gesungenโ€œ, denn nach der letzten traditionellen Leipziger Frรผhjahrsmesse schloss das Gelรคnde der โ€žTechnischen Messeโ€œ, heute โ€žAlte Messeโ€œ, die Tore. Der Dornrรถschenschlaf und Verfall des alten Messegelรคndes begann, trotz teilweiser Nutzung. Im Jahre 2000 startete die sรคchsische Landesregierung die (damals aussichtslos erscheinende) โ€žBiotechnologie-Offensiveโ€œ, um Sachsen zum Life-Sciences-Standort zu entwickeln.

Im Februar 2002 folgte die Grundsteinlegung fรผr die Bio City auf dem Gelรคnde der Alten Messe.
2003 war dann die Erรถffnung und Inbetriebnahme der Bio City mit 20.000 mยฒ Flรคche, geteilt in Labor und Bรผroflรคchen. Es folgten: 2010 die Erรถffnung des BioCube Leipzig mit 6.400 mยฒ Labor- und Bรผroflรคchen.
2022 war die grรถรŸte europรคische Biotech-Konferenz, die Bio-Europe, zu Gast in Leipzig. 2023wurde das Gebรคude der Bio City Zentrum des Bio City Campus.

Bis 2027 wird das BioTech Innovationszentrum, mit etwa 10.000 Quadratmetern Nutzflรคche, in der ehemaligen Messehalle 12 entstehen.

20 Jahre: Die Feier

Bio City hat zur Feier des 20. Jubilรคums am 26. Septeber eingeladen und erwartbar gab es erst einmal Reden.

Durch die Veranstaltung fรผhrte Kai Thalmann, der Geschรคftsfรผhrer der Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG (LGH), der auch das erste GruรŸwort sprach. Es folgten die Rektorin der Universitรคt Leipzig, Frau Prof. Dr. Inรฉs Obergfell, der Staatsminister fรผr Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Sรคchsischen Staatskanzlei Oliver Schenk mit weiteren GruรŸworten.

In diesen wurde geleisteten Arbeit gewรผrdigt und รผber die Entwicklung und Perspektiven des Life-Sciences-Standortes Leipzig und des Wissenschaftsstandortes Sachsen gesprochen.

Zu Gast auf der Feier zu 20 Jahren BioCity. Foto: Thomas Kรถhler
Feier zu 20 Jahren BioCity. Foto: Thomas Kรถhler

Zwei Vortrรคge von Dr. Marc Struhalla der CEO und Grรผnder der c-LEcta und Jรถrn-Heinrich Tobaben, Geschรคftsfรผhrer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH und erster Geschรคftsfรผhrer der BIO-NET GmbH folgten. Jรถrn-Heinrich Tobaben beschrieb die Entwicklung der Bio City von Stunde Null bis heute und Dr. Marc Struhalla sprach รผber die Geschichte der c-LEcta, beginnend mit der Idee einiger Wissenschaftler bis zum international erfolgreichen Unternehmen.

Einige Stimmen bei der Feier

Dr. Susanne Ebitsch vom b-ACT matter, dem Forschungs- und Transferzentrum fรผr bioaktive Materie der Universitรคt Leipzig, gefragt nach ihrer Einschรคtzung zur Entwicklung von Ausgrรผndungen aus dem universitรคren Bereich und Chancen fรผr Start-ups, sagte: โ€žBesonders im Bereich Life Science/Biotechnologie gelangen zu wenig Innovationen aus der Forschung in die Praxis. Wir vom Forschungs- und Transferzentrum fรผr bioaktive Materie der Universitรคt Leipzig, finanziert aus Mitteln des BMWKs und des Freistaats Sachsen, unterstรผtzen unsere Wissenschaftler bei der strategischen Weiterentwicklung in Richtung PilotmaรŸstab und Ausgrรผndung.

Ein erstes Team plant bereits eine Ausgrรผndung im Bereich Kunststoffrecycling mit Enzymen, gefolgt von neuen Bioreaktorkonzepten, bei denen aus Klimagasen Pharmawirkstoffe, Kunststoffe oder Futterproteine hergestellt werden sollen. Wir wollen so zu einem starken Biotechnologiestadtort und der Transformation zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Industrie in Sachsen beitragen.โ€œ

Dr. Marc Struhalla, der von manchen als das role model der Bio City oder auch deren lebende Erfolgsgeschichte bezeichnet wird, war gerade im Austausch mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, unterbrach dieses aber fรผr ein kurzes Gesprรคch.

Selbstverstรคndlich redeten wir kurz รผber die Erfolgsgeschichte der c-LEcta, die vor fast 20 Jahren mit einem Patent fรผr Enzym-Engineering und einigen Wissenschaftlern, ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse, begann. Das Resultat ist, dass c-LEcta 2023 sich zu einem international erfolgreichen Forschungsdienstleistungs-Unternehmen mit 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt hat. Beginnend mit einigen Laboren in der Bio City wurde es schon schnell eng und 2010 zog die Firma in den neu erbauten Bio Cube um. Fรผr 2027 wurden schon neue Flรคchen im Innovationszentrum angemietet.

Leipzig als Standort beschrieb Dr. Struhalla mit โ€žVor 20 Jahren musste ich Menschen noch erklรคren, dass man auch in Leipzig gut arbeiten und leben kann. Heute sagen Gesprรคchspartner โ€šLeipzig kenne ich, das ist eine tolle Stadt.โ€˜โ€œ

Die Themen Fรถrderung durch die Stadt Leipzig, hier besonders durch das Amt fรผr Wirtschaftsfรถrderung, und die Gewinnung von Fachkrรคften im In- und Ausland wurden ebenfalls mit Dr. Ebitsch und Dr. Struhalla angesprochen. Es gibt Herausforderungen beim Zuzug, gerade von auslรคndischen Fachkrรคften. Vielleicht wรคre hier eine ร„mter รผbergreifende Arbeitsgruppe, unter Fรผhrung des Amts fรผr Wirtschaftsfรถrderung, hilfreich, die StartUps bei Wohnungs- und Kita-Suche und den anderen bรผrokratischen Prozessen unterstรผtzt.

Zum Schluss nochmal der CEO persรถnlich.

Fragen an Andrรฉ Hofmann

Ein Gesprรคch mit Andrรฉ Hofmann, dem CEO von biosaxony darf hier nicht fehlen.

Herr Hofmann, 20 Jahre Bio-City, kann man von einer Erfolgsgeschichte sprechen?

Absolut! Zum einen, weil die BIO CITY viele einzelne Erfolgsgeschichten hervorgebracht hat โ€“ c-LEcta, die hier entstanden und gewachsen ist, ist hier nur eine. Sie ist aber auch in sich selbst eine Erfolgsgeschichte: da wir nicht nur geeignete Rรคumlichkeiten zur Verfรผgung stellen, sondern die Mieter auch inhaltlich begleiten und sie zur rechten Zeit mit den richtigen Partnern in Kontakt bringen kรถnnen, haben wir hier eine fast 20 Prozent hรถhere รœberlebensquote von LifeScience-Unternehmen, als an anderen vergleichbaren Standorten im Freistaat.

Herr Andrรฉ Hofmann, Geschรคftsfรผhrer/CEO biosaxony. Foto: biosaxony
Andrรฉ Hofmann, Geschรคftsfรผhrer/CEO biosaxony. Foto: biosaxony

Die Erfolgsstory von c-LEcta wurde in den Reden hervorgehoben. Gibt es weitere solche, wenn auch kleinere Erfolge?

Gern wird vergessen, dass auch die Haema AG zum BioCity Campus gehรถrt. In den ersten Tagen der BIO CITY hat sich Leipzig hier gegen Berlin im Kampf um den Standort der Zentrale durchsetzen kรถnnen und bis 2012 war das Unternehmen Mieter im Haus. Danach zog es in ein eigenes Gebรคude an der Landsteiner StraรŸe, nur ein paar Meter von hier. Genau, wie es c-LEcta nun auch tut. Und ein paar mehr Mitarbeiter hat die Haema auch schon, aktuell ca. 1.000 โ€“ wenn auch nicht alle am Standort Leipzig.

Die Fรถrderung von Bund, Land und auch der Stadt Leipzig wurde ebenfalls positiv genannt. Gibt es Verbesserungsbedarfe, wenn ja welche?

Die Fรถrderung fรผr den Bau von Innovationszentren wird in wirtschaftlich starken Regionen wie Leipzig bald nicht mehr mรถglich sein. Die Stadtverwaltung und die Leipziger Gewerbehofgesellschaft waren hier zum Glรผck auf der Hut und haben fรผr den Umbau der Halle 12 zu einem weiteren LifeScience-Zentrum sich noch Fรถrdermittel im zweistelligen Millionenbereich vom Land sichern kรถnnen. Den Wegfall dieser Unterstรผtzung in den kommenden Jahrzehnten zu kompensieren, wird eine Herausforderung. Auch der Denkmalschutz, der hier auf einige der bestehenden Gebรคude gelegt wird, macht mir Sorgen. Deren Weiterentwicklung wird dadurch zum Teil massiv erschwert.

Auf der Haben-Seite ist aber auch das Engagement von privaten Projektentwicklern zu nennen, die Auf dem Campus neuen Platz fรผr Unternehmen schaffen. Aktuell werden hier durch 2 private Entwickler und die LGH ca. 60.000 qm Labor- und Bรผroflรคche mit einem Gesamtinvestment von etwa 160 Millionen Euro geschaffen.

Wie gehtโ€™s in den nรคchsten Jahren weiter?

Wir blicken in Leipzig sehr positiv in die Zukunft โ€“ fรผr die Alte Messe West entwirft die Stadtverwaltung ja auch gerade eine groรŸe Vision, die dem Standort und der Branche auf Jahrzehnte Luft fรผr Entwicklungen lรคsst. Wenn wir diese Idee stringent umgesetzt bekommen, hat Leipzig seinen Dauerplatz in der Champions League der europรคischen LifeScience-Standorte gesichert.

Auch von unserer Seite โ€žHerzlichen Glรผckwunsch zum 20-jรคhrigen und macht weiter so!โ€œ

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar