In der außerordentlichen Hauptversammlung der Leipziger VNG AG (VNG) am 15. Dezember haben die Anteilseigner EnBW Energie Baden-Württemberg AG (74,21 %, EnBW), VNG Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (21,58 %, VUB) sowie OEW Energie-Beteiligungs mbH (4,21 %, OEW) eine Erhöhung des Eigenkapitals der VNG um insgesamt 850 Millionen Euro in einem zweistufigen Verfahren beschlossen. Das kann auch für die Stadt Leipzig teuer werden.

Dabei werden die beiden Aktionäre EnBW und OEW ihren Anteil gemäß der Beteiligungsquoten noch im Jahr 2022 einzahlen.

Etwas schwieriger wird das für die in der VNG Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft (VUB) versammelten Kommunen, die hier ihre Anteile an der VNG gebündelt haben. Sie können die Kapitalaufstockung nicht einfach aus der Portokasse vornehmen, sondern müssen dazu erst einmal in die gewählten Gremien gehen.

Die VUB hat deshalb in einem zweiten Schritt bis zum 31. Mai 2023 Zeit, ihr Bezugsrecht auf weitere VNG-Aktien im Sinne der Kapitalerhöhung ganz oder in Teilen gemäß ihrer Beteiligungsquote wahrzunehmen. Dazu will sie jetzt den Diskussions- und Abstimmungsprozess mit ihren Gesellschaftern starten.

Sollte die VUB ihr Bezugsrecht ganz oder in Teilen nicht wahrnehmen, würde dieses Bezugsrecht nach Ablauf der Frist an EnBW und OEW fallen.

Für alle in der VUB gebündelten Kommunen wäre das eine Summe von rund 184 Millionen Euro, die sie aufbringen müssten. Auf Leipzig mit seinem Anteil von 7,46 Prozent entfielen dabei allein 63 Millionen Euro. Eine Menge Geld in einem knapp gestrickten Haushalt, der bis Mai noch nicht einmal bestätigt sein wird.

Warum soll die Kapitaleinlage erhöht werden?

„Die Kapitalerhöhung ist neben den beiden Vergleichslösungen zu den Risiken aus der Ersatzbeschaffung für ausgefallene russische Gaslieferungen mit der SEFE Securing Energy for Europe GmbH und dem Bund zum Vertrag mit der Gazprom Export LLC der dritte Baustein, um VNG nachhaltig finanziell zu stabilisieren“, teilt die VNG mit.

„Sie verschafft der VNG Liquidität für das Kerngeschäft und Investitionskraft für die weitere Unternehmenstransformation in Richtung grüner Gase. Eine Erhöhung des Eigenkapitals war notwendig geworden, weil die hohen Kosten der Ersatzbeschaffung an den Handelsmärkten in den vergangenen Monaten das Eigenkapital der VNG erheblich reduziert hatten.“

„Die Zustimmung unserer Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung zu den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen war wichtig, um VNG nunmehr final zu stabilisieren und unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern. Insgesamt verfügen wir nun wieder über eine stabile Kapitalbasis und können den Blick in die Zukunft richten. Wir bedanken uns bei unseren Aktionären für das Vertrauen und die durch die Kapitalerhöhung nunmehr gestärkte Finanzkraft der VNG“, so Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG AG.

Kapital auch für die Energiewende

„Ziel ist es, einen Beitrag zur Gestaltung der Energiewende und der Transformation von Erdgas hin zu grünen Gasen zu leisten“, geht die VNG auf ein Ziel bei der Kapitalerhöhung ein.

„So baut VNG weiterhin ihr Biogasgeschäft aus und arbeitet am Hochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Mit Blick auf die eigene regionale Verankerung stehen dabei für VNG die ostdeutschen Kommunen und Bundesländer besonders im Fokus.“

Zudem hat der ebenfalls am 15. Dezember tagende Aufsichtsrat der VNG in seiner turnusmäßigen Sitzung vorzeitig die Bestellung von Hans-Joachim Polk und Bodo Rodestock als Mitglieder des Vorstands bis ins Jahr 2028 verlängert. Damit besteht der Vorstand der VNG unverändert aus Ulf Heitmüller (Vorstandsvorsitzender), Hans-Joachim Polk (Vorstand für Infrastruktur/Technik) und Bodo Rodestock (Vorstand Finanzen/Personal).

Darüber hinaus gab es einen Wechsel im Aufsichtsrat. Das bisherige Aufsichtsratsmitglied Fabian Spalthoff hat sein Mandat niedergelegt und scheidet aus dem Gremium aus. An seiner Stelle hat die Hauptversammlung Peter Heydecker (EnBW) mit sofortiger Wirkung in den Aufsichtsrat der VNG AG berufen.

Der gebürtige Schweizer verantwortet bei EnBW den Bereich Trading und ist im dortigen Handelsbereich bereits seit 2017 in leitender Position tätig.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar