Die Test-Premiere war erfolgreich. Die erste Turbine im neuen Heizkraftwerk Süd der Leipziger Stadtwerke funktioniert. Das teilten die Leipziger Stadtwerke zu Beginn des Monats mit. Das Jahr 2022 wird wohl mit verschiedenen Testläufen für die neuen Gasturbinen vorübergehen. Offen ist nur die Frage, ob das Kraftwerk 2023 auch wie geplant in den Regelbetrieb geht, wenn die Erdgaspreise weiter auf dem aktuellen Niveau sind.

„Am 20. Juli war es so weit: Der erste Betrieb konnte bei Nenndrehzahl durchgeführt werden“ meldeten die Stadtwerke zum ersten Testlauf der Siemens-Energy-Turbine.

„Eine Stunde lang lief der nördliche Block unter genauester Beobachtung – mit voller Nenndrehzahl. Es hat super funktioniert – auch Dank eines tollen Teams, das hier ganze Arbeit geleistet hat!“, ließ sich SWL-Abteilungsleiter Thomas Brandenburg zitieren.

Stadtwerke wollen sich auch jetzt nicht abschrecken lassen

Bis Ende Oktober will Brandenburg weitere Tests durchführen. Die aktuelle Lage auf dem Energiemarkt halte ihn nicht davon ab, sagte er: „Wir sind absolut im Zeit- und Budgetplan und lassen uns von der momentanen Situation nicht bremsen. Für Erdgas gibt es momentan trotz der hohen Preise keinen unmittelbaren Engpass. Insofern halten wir an der Inbetriebnahme fest und stellen die Anlage für einen möglichen kommerziellen Dauerbetrieb technisch fertig.“

Beim ersten Test der Siemens-Energy-Turbine am 20. Juli wurde zunächst nur Wärme erzeugt.

„Der Generator ist bisher noch nicht synchronisiert“, erläutert Brandenburg. Im August folgen weitere Tests – dann mit synchronisierter Einspeisung ins Stromnetz. Anschließend wiederhole sich die Prozedur mit der anderen Turbine ab Ende August. „Wir haben jetzt beide Blöcke vollständig montiert. Es bleibt dabei, dass die ganze Anlage Ende Oktober in den regulären Betrieb starten kann.“

Zeitplan reicht derzeit bis Ende 2023

Das heißt: technisch könnte das Heizkraftwerk ab November arbeiten. Aber ob das so auch passiert, lassen die Stadtwerke in ihrer Blog-Mitteilung offen.

Noch stehen etliche Probeläufe und Zertifizierungen an. Unter anderem messen unabhängige Fachleute die tatsächlich entstehenden Schadstoffe und eventuelle Geräusche.

Das ganze Heizkraftwerk Leipzig Süd samt dem 60 Meter hohen Wärmespeicher, der zum Jahresende in Betrieb gehen soll, wird bei Bedarf sehr schnell hochgefahren werden können, sagt Brandenburg.

„Es ist sehr flexibel zuschaltbar. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien spielt es immer dann eine wichtige Rolle, wenn gerade nicht genug Wind weht oder keine Sonne scheint“, erklärt er.

Ab Herbst wird das Dach des Kraftwerkshauses begrünt und parallel dazu eine Fotovoltaikanlage installiert. Zudem wird die Fassade des Kraftwerkshauses montiert. Auch der Wärmespeicher erhält noch eine attraktive Fassade aus Aluminiumtrapezblechen und ockergelben Ringen. Die Gestaltung der Fassaden zieht sich bis ins nächste Frühjahr, der Außenanlagen bis Ende 2023 hin.

Großinvestition für die nächsten Jahrzehnte

Bleibt trotzdem die Frage: Wird das Heizkraftwerk schon im Winter die Wärmeversorgung aus Lippendorf übernehmen? Was es ja nicht muss, denn Leipzig hat eine Option auf eine verlängerte Wärmelieferung bis 2025.
Brandenburg und sein Team aber bleiben trotz der momentanen Lage auf dem Energiemarkt auf ihr Ziel fokussiert, heißt es im Blog der Stadtwerke Leipzig: Schon im nächsten Winter soll die neue Turbinen-Anlage Wärme und Strom für Leipzig liefern.

„So eine Großinvestition ist auf viele Jahrzehnte ausgelegt“, betont Brandenburg. Man könne bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung also nicht nur vom aktuell hohen Gaspreis ausgehen.

„Die moderne Technik hier ermöglicht uns außerdem ja gerade, das Erdgas möglichst bald durch klimaneutralen, grünen Wasserstoff zu ersetzen.“

Die Zertifizierung der H2-Readyness, also der Fähigkeit der Turbinen, auch mit Wasserstoff zu arbeiten, laufe gerade.

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