Aktuell entbrennt ja auch in der Koalition in Berlin wieder der Streit, ob künftig noch Bio-Sprit vertankt werden soll oder ob dieses Kapitel endet mit dem Ende der Verbrenner. Denn zur Energiewende gehört zwingend auch das Ende der fossilen Treibstoffe. Dennoch arbeitet das DBFZ in Leipzig an einem Pilotprojekt zur Herstellung von „grünem Sprit“.
Der Biosprit-Streit innerhalb der Regierung in Berlin ist natürlich der grundsätzliche Streit zwischen der Grüne-Umweltministerin Steffi Lemke, die den Abschied von der fossilen Mobilität vorantreiben möchte, und einem nach wie vor autoverliebten Koalitionspartner FDP, der sich ja selbst nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen aussprach.
Aber wie wird die Zukunft der Mobilität auf den Straßen in Deutschland aussehen?
Hier fördert das aktuell FDP-geführte Verkehrsministerium ein sehr spezielles Projekt in Leipzig.
Seit 2018 wird das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanzierte Modellvorhaben „Pilot-SBG – Bioressourcen und Wasserstoff zu Methan als Kraftstoff“ am Deutschen Biomasse Forschungszentrum (DBFZ) in Leipzig umgesetzt.
Ziel des im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS) der deutschen Bundesregierung initiierten Forschungsvorhabens ist es, bislang ungenutzte biogene Reststoffe, Nebenprodukte und Abfälle mithilfe von Wasserstoff zu erneuerbarem Methan als Kraftstoff für den Verkehrssektor umzuwandeln.
Als wesentlicher Bestandteil des Vorhabens fiel am 31. Mai 2022 der Startschuss für den Aufbau einer Pilotanlage auf dem Gelände des DBFZ in Leipzig.
„Mit dem Modellvorhaben ‚Pilot-SBG‘ leistet das DBFZ einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung fortschrittlicher, erneuerbarer Kraftstoffe mit hoher THG-Vermeidung, zur Mobilisierung ungenutzter Stoffströme für hochwertige Produkte sowie zu einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft“, meldet das DBFZ dazu.
„Hierfür steht im Vorhaben insbesondere die technische Konzeptionierung sowie der Aufbau einer Pilotanlage auf der Agenda, mit welcher die gesamte Prozesskette vom Rohstoff bis zum erneuerbaren Methan sowie weiterer Nebenprodukte bearbeitet und nachverfolgt werden kann.“
In Rahmen eines internen „Kick-Offs“ mit Projektverantwortlichen sowie beteiligten Firmen wurde am Dienstag, 31. Mai, der offizielle Startschuss für den Aufbau der Anlage gegeben, die in den kommenden Monaten auf dem Gelände des DBFZ in Leipzig entstehen soll.
Die geplante Pilotanlage wird auf einer Fläche von etwa 800 Quadratmetern aufgebaut und verbindet im Kern die anaerobe Fermentation ausgewählter Rest- und Abfallstoffe mit der anschließenden Methanisierung des entstehenden Biogases.
Vor- und nachgeschaltet sind Prozesse zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Bereitstellung wertiger Nebenprodukte. Der bei der Methanisierung eingesetzte Wasserstoff erhöht dabei deutlich den Methanertrag des Gesamtprozesses. Wobei der Produktionsumfang der Anlage noch überschaubar sein wird und
„Wir gehen aktuell von einem monatlichen Input von bis zu 1,2 Tonnen Rohstoff und bis zu 80 Normkubikmetern erneuerbarem Methan als Output aus. Dieses soll in einer sich anschließenden Tankanlage als erneuerbares CNG im DBFZ-Fuhrpark genutzt werden“, umreißt die Projektleiterin Karin Naumann die Ziele der Anlage.
Nach den ab 2023 geplanten Betriebskampagnen soll die Anlage als Technologieplattform für Forschung und Entwicklung gleichermaßen Akteur/-innen aus Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung stehen und ist so gestaltet, dass flexibel unterschiedliche Technikmodule eingesetzt werden können. In begrenztem Umfang kann sie für diese Zwecke auch bereits während der Projektlaufzeit von Pilot-SBG genutzt werden.
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können.
Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden.
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