Nach dem erfolgreichsten Jahr in der jüngeren Geschichte könnten die kommenden Jahre zu den härtesten für die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) werden. Denn gerade jetzt, wo das stadteigene Wohnungsunternehmen massiv in Sanierung und Neubau eingestiegen ist, gehen die Baupreise durch die Decke und die Energiekosten gleich mit. Und die werden für viele LWB-Mieter wahrscheinlich ab 2023 zum Problem.

Am Mittwoch, 29. Juni, gab das stadteigene Wohnungsunternehmen seine Geschäftszahlen für 2021 bekannt.

„Die LWB hat nicht nur die selbst gesteckten Ziele erreicht, sondern die Leistungen im Vergleich zum Vorjahr trotz anhaltender Corona-Einschränkungen gesteigert“, betonte am Mittwoch Kai Tonne, LWB Geschäftsführer Finanzen und Vermögenssteuerung.

Allein die Sanierungsausgaben kletterten nochmals um rund ein Zehntel auf 113 Millionen Euro, der Instandhaltungsaufwand pro Quadratmeter Wohnfläche erreichte mit 24 Euro einen neuen Rekordwert. Die Mieteinnahmen stiegen von 134 auf 140 Millionen Euro.

Mit 10,1 Millionen Euro lag das Geschäftsergebnis vor Steuern auf Vorjahresniveau. Das Jahresergebnis stieg aufgrund von Sondereinflüssen um 9,4 auf 32,8 Millionen Euro.

Wichtigster Akteur im Sozialwohnungsbau

Das verdiente Geld fließt gleich wieder in Sanierung und Neubau. Denn die LWB ist längst zum wichtigsten Investor für den Sozialwohnungsbau in Leipzig geworden. 80 Prozent der Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau, die Leipzig vom Freistaat überwiesen bekommt, fließen an die LWB, die 2021 gleich drei Wohnobjekte fertigstellte, in denen anteilig auch Sozialwohnungen fertig wurden.

„Die Investitionsdynamik ist beeindruckend. Sowohl das Engagement für den Bau von gefördertem Wohnraum als auch für die Sanierung des Bestandes sind beispielhaft“, erklärt Thomas Dienberg, LWB Aufsichtsratsvorsitzender und Baubürgermeister von Leipzig.

Nach den ersten drei Fertigstellungen in 2020/2021 mit 353 Wohnungen, davon 151 durch den Freistaat Sachsen gefördert, und eine Kita, folge 2022 das nächste Neubau-Trio. Errichtet werden an drei Standorten zwei Kitas und 424 geförderte Wohnungen, die für 6,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter an Inhaber eines Wohnberechtigungsscheines vermietet werden.

Zudem wurden für acht Neubauprojekte weitere Weichen gestellt. Dienberg: „Dabei ist es Anspruch, sowohl bezahlbar als auch nachhaltig zu bauen. Der Klimaschutz hat eine zentrale Bedeutung für Leipzig.“

Wie macht man ein Wohnungsunternehmen klimaneutral?

Denn da kommt auch auf die LWB etwas zu, auf ihre Mieter sowieso, wenn sich allein der Gaspreis in der Beschaffung für das Jahr 2023 verdreifacht. Den Posten reicht die LWB ja auch nur über die Nebenkostenrechnung durch. Das kann für einen Haushalt schon einmal eine Erhöhung der Nebenkosten für das Jahr um 850 bis 1.000 Euro bedeuten.

Und 20 Prozent der LWB-Wohnungen werden noch über eine Gasheizung versorgt – der Löwenanteil mit Fernwärme, wo sich – so Kai Tonne – die Energiekostensteigerung nicht so stark auswirken wird. Manch eine LWB-Mietpartei wird da trotzdem Schwierigkeiten bekommen, ihre Nebenkostenrechnung zu bezahlen.

„Aber das kann nur auf Bundesebene geklärt werden“, stellt OBM Burkhard Jung fest, der daheim in Quarantäne festsaß und sich per Videostream zuschaltete. Aber es ginge ihm gut, er habe auch keine Symptome mehr, sagte er.

Das Thema der steigenden Energiekosten aber wäre ernst zu nehmen. Nicht nur für die LWB, auch für die Stadt, denn die LWB ist nicht das einzige Unternehmen, das weg muss vom Erdgas. Nicht nur wegen der aktuell drastisch gestiegenen Preise. Auch wegen der Leipziger Klimaziele.

Bis 2040 soll die ganze Stadt ja klimaneutral sein. Und da spielt eine ganz zentrale Rolle der Abschied vom Kohlekraftwerk Lippendorf, aus dem Leipzig noch seine Fernwärme bezieht. Das neue Heizkraftwerk Süd soll ja jetzt im Sommer erstmals angefahren werden. Und es ist – wie Jung ja immer wieder betont – das erste Gaskraftwerk in Deutschland, das nicht nur mit Erdgas betrieben werden kann, sondern auch mit Wasserstoff.

Und während konservative Fraktionen in Leipzig schon wieder darüber diskutieren, Lippendorf länger am Netz zu lassen, sieht Jung die Chance, im Heizkraftwerk Süd viel früher als geplant auf Wasserstoff umzusteigen. Bislang galt das Jahr 2030 als Ziel. Er aber könnte sich sogar das Jahr 2026 als ambitioniertes Ziel vorstellen.

Und dann auch noch die restlichen LWB-Wohnungen an die Fernwärme anzuschließen sei eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der vor allem die Stadtwerke gefragt seien.

Gewachsener Wohnungsbestand

Kai Tonne freute sich auch noch über eine andere Zahl: Mit 1,386 Milliarden Euro markiert die Bilanzsumme der LWB einen Spitzenwert. Neben den Investitionen in den Bestand und der Anfang 2021 vollzogenen Einlage städtischer Liegenschaften trägt hierzu insbesondere der zum Jahreswechsel 2021/22 vollzogene Rückerwerb von rund 2.000 Wohnungen aus Immobilienfonds bei.

Durch den Neubau von Wohnungen und im Zuge der Übertragung städtischer Liegenschaften auf die LWB ist 2021 die Anzahl der Wohnungen im Bestand der LWB nun auf 36.350 gestiegen.

Und auch bei der Mietentwicklung sei die LWB unverändert auf moderatem Kurs geblieben. Im vergangenen Jahr stieg bei der LWB die durchschnittliche Kaltmiete planmäßig um 2,2 Prozent, teilt das Unternehmen mit – von 5,47 Euro auf 5,59 Euro je Quadratmeter im Schnitt. Und damit wirke die LWB sogar mietpreisdämpfend in Leipzig, schätzt auch Burkard Jung ein.

Tonne: „Finanziell steht die LWB auf sicherem Boden. Dieses stabile Fundament ist Voraussetzung für nachhaltige Investitionen, Expansion und soziale Engagements.“

Bei den Investitionen werde 2021 ein weiteres Mal die große Bedeutung der LWB als Auftraggeber für die regionale Wirtschaft deutlich. Vom insgesamt vergebenen Auftragsvolumen in Höhe von 190 Millionen Euro gingen 171 Millionen Euro an Firmen in der Region Halle-Leipzig.

Und der Löwenanteil der Investitionen – die oben erwähnten 113 Millionen Euro – floss in die Sanierung der Bestände, wo es nicht nur um Sanierung geht, sondern auch um energetische Aufwertung.

Was 2021 alles fertig wurde und was 2022 alles gebaut wird, das zeigen wir im nächsten Beitrag.

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