Die Leipziger Gruppe (LVV) ist im Grunde der Motor, der Leipzig am Laufen hƤlt. In ihr sind die Stadtwerke, die Wasserwerke und die Verkehrsbetriebe zusammengeschlossen. Sie versorgen Leipzig mit Wasser, Energie und MobilitƤt ā āin dieser Reihenfolgeā, wie OberbĆ¼rgermeister Burkhard Jung sagt. Am Mittwoch, 1. Juni, stellte er zusammen mit den GeschƤftsfĆ¼hrern der Gruppe die GeschƤftszahlen fĆ¼r 2021 vor. Immerhin war es das zweite Corona-Jahr.
āWie im Jahr 2020, so machte uns auch im Jahr 2021 die Coronakrise erneut zu schaffenā, sagte Burkhard Jung, der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der LVV ist. āUnser kommunaler Unternehmensverbund hat der Pandemie jedoch erneut getrotzt. Die Leipziger Gruppe bewƤltigte diese Herausforderung gemeinsam mit der Stadt im zurĆ¼ckliegenden GeschƤftsjahr professionell und zum Wohle der BĆ¼rgerinnen und BĆ¼rger. Wir konnten uns jederzeit auf die Versorgung mit Energie und Wasser verlassen. Bei der MobilitƤt hat uns Corona sehr belastet.ā
2021 waren die LVB noch einmal Sorgenkind
Die gesamte Leipziger Gruppe habe 2021 sehr gut gewirtschaftet, so Michael Theis, Vorstandssprecher der LVV.
āZur Wahrheit gehƶrt aber auch: Die Fortsetzung des ĆPNV-Rettungsschirms war fĆ¼r uns essenziell. Unser Dank geht an Bund, Freistaat und die Stadt. Vor allem aber auch an unsere rund 5.000 Mitarbeiter, die unseren Investitions-Kraftakt gestemmt habenā, sagt Theis. āGerade in diesen Zeiten war das eine groĆartige Leistung.ā
Dass Leipzig auch 2021 noch einmal von der Pandemie und den daraus folgenden EinschrƤnkungen betroffen sein wĆ¼rde, damit hatte auch Burkhard Jung nicht gerechnet. Das hatte zwar weniger Einfluss auf den Wasserverbrauch ā der sogar leicht sank, weil einige Betriebe geschlossen waren, ā und auch nicht auf den Absatz von Strom und FernwƤrme (die sogar zulegten). DafĆ¼r verbuchten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) im zweiten Jahr hintereinander gerade einmal knapp Ć¼ber 100 Millionen FahrgƤste.
Vor der Pandemie waren es Ć¼ber 150 Millionen.
Doch trotz des pandemiebedingt anhaltenden Fahrgastzahlen-Einbruchs bei den Verkehrsbetrieben (2019: 153 Millionen, 2020: 104 Millionen, 2021: 103 Millionen) habe sich die Gruppe gemeinsam in der Krise gut behauptet, bilanziert Volkmar MĆ¼ller, KaufmƤnnischer GeschƤftsfĆ¼hrer der Leipziger Gruppe.
āDie Stadtwerke konnten ihr Ergebnis vor ErgebnisabfĆ¼hrung binnen Jahresfrist von 68,9 Millionen Euro auf 71,2 Millionen Euro erhƶhen. Die Wasserwerke haben sich wirtschaftlich ebenso verbessert ā auch teilweise positiv beeinflusst durch Effekte wie Auflƶsung von RĆ¼ckstellungen aus den endgĆ¼ltig abgeschlossenen Finanzprozessen. Dies fĆ¼hrte zu einem Ergebnis vor ErgebnisabfĆ¼hrung in Hƶhe von 41,3 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 27,2 Millionen Euro.ā
Verluste bei den LVB konnten ausgeglichen werden
Vor diesem Hintergrund und dem Ausgleich der Pandemie-SchƤden bei den Verkehrsbetrieben konnte erneut der stƤdtische Auftrag zur ErfĆ¼llung des Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrags verlƤsslich umgesetzt werden.
Das heiĆt, Stadtwerke und Wasserwerke konnten genug Gewinn erwirtschaften, um die Leistungen der LVB mitzufinanzieren.
Wobei die Tatsache half, dass Bund und Land auch 2021 noch einmal UnterstĆ¼tzung fĆ¼r die ĆPNV-Unternehmen zahlten.
Die pandemiebedingte DeckungslĆ¼cke im ĆPNV in Hƶhe von 25,8 Millionen Euro wurde durch die UnterstĆ¼tzung von Freistaat und Bund in Hƶhe von 20,2 Millionen Euro fast ausgeglichen. Am Jahresende blieb bei den LVB dann trotzdem noch ein Minus von 5,6 Millionen Euro, das dann durch die LVV-Gruppe ebenfalls noch ausgeglichen wurde.
Was den Anteil, den Stadtwerke und Wasserwerke zur Finanzierung der LVB leisten, noch einmal deutlich erhƶhte. Denn nach Stadtratsbeschluss war die Finanzierung Ć¼ber den Querverbund sowieso schon von 56 auf 60,9 Millionen Euro gestiegen, die 5,6 Millionen kamen noch obendrauf.
Hƶchste Zeit fĆ¼r Energie- und MobilitƤtswende
Und entsprechend gespannt schaut die gesamte GeschƤftsfĆ¼hrung jetzt auf das 9-Euro-Ticket, das auch in Leipzig eine riesige Nachfrage entfachte. Denn zum Stand Mittwoch haben schon Ć¼ber 80.000 Interessierte sich bei den LVB ein 9-Euro-Ticket gekauft. Spannend wird die Frage, wie viele dieser Nutzer dann auch nach den drei Monaten dabei bleiben und zu Abonnenten der LVB werden.
Denn ein zentrales Thema der Bilanzpressekonferenz war natĆ¼rlich, wie Leipzig die Energie- und MobilitƤtswende hinbekommt. Die L-Gruppe steht da mitten im Fokus der Erwartungen.
āDie Investitionen in eine stabile Daseinsvorsorge von Morgen haben wir sogar erneut gesteigertā, sagte Michael M. Theis, Sprecher der GeschƤftsfĆ¼hrung der Leipziger Gruppe, am Mittwoch.
āIm zurĆ¼ckliegenden Jahr hat die Leipziger Gruppe 331 Millionen Euro (2020: 292 Millionen Euro) investiert. Damit stƤrken wir vor Ort unsere Versorgungssicherheit in Sachen Energie, MobilitƤt und Wasser ā und machen unsere Region noch attraktiver. Als Akteur zur Verwirklichung der Leipziger Klimaschutzziele treiben wir systematisch nachhaltige MaĆnahmen voran.ā
Zentraler Baustein ist dabei ja das Heizkraftwerk SĆ¼d, das die Stadtwerke Leipzig an der Bornaischen StraĆe bauen und das das erste Heizkraftwerk deutschlandweit sein wird, das in der Lage ist, nicht nur mit Erdgas zu arbeiten, sondern auch mit (grĆ¼nem) Wasserstoff.
Die erste Turbine ist schon eingebaut, erklƤrte SWL-GeschƤftsfĆ¼hrer Karsten Rogall am Mittwoch. Die zweite wurde am Mittwoch gerade angeliefert. Noch im Sommer kann die Anlage erstmals befeuert werden. Und fĆ¼r das Jahr 2025 sieht Rogall reale Chancen, dass Leipzig sich vom Kohlekraftwerk Lippendorf tatsƤchlich abkoppelt.
Und obwohl die Energiepreise schon 2021 zu steigen begannen, schafften die Stadtwerke, ihr Ergebnis von 68,9 auf 71,2 Millionen Euro zu steigern.
Und es blieb beim Stadtkonzern sogar noch etwas Ć¼brig, nachdem die nƶtigen Gelder an die LVB Ć¼berwiesen waren: 41 Millionen Euro, deutlich mehr als noch 2020, als es 18 Millionen Euro waren.
Energiepreise werden 2023 auch in Leipzig voll durchschlagen
Wobei weder MĆ¼ller noch Theis, Rogall oder Jung mit Warnungen sparten, dass sich das schon 2023 deutlich Ƥndern kƶnnte. Denn die steigenden Energiekosten werden alle drei Leipziger Kommunalunternehmen an ihre Kunden weiterreichen mĆ¼ssen.
In welchem MaĆe die Preise steigen werden, kƶnnen weder Theis noch Rogall jetzt schon sagen. Nur dass es in einigen Bereichen deutliche Steigerungen geben wird.
Der Ukraine-Krieg hat das Drama der steigenden Energiepreise nur verschƤrft. Weshalb gerade Volkmar MĆ¼ller das Jahr 2023 als deutlich grƶĆere Herausforderung sieht als das Corona-Jahr 2021.
āDie Folgen des Krieges gegen die Ukraine, die VerƤnderungen im Energiemarkt, die globalen Lieferketten und Preissteigerungen vielerorts werden uns stark beschƤftigenā, sagt MĆ¼ller.
āDeshalb gilt fĆ¼r uns: Ja, wir investieren weiter in unsere Stadt ā aber wir tun dies immer nur, indem wir genau schauen, was aktuell leistbar ist und wie sich die sehr volatile globale Wirtschaftssituation jeweils aktuell auf uns auswirkt.ā
Volatil sind vor allem die Strom- und Gaspreise. Was den Druck auf die Stadt Leipzig noch einmal deutlich erhƶht, sich baldmƶglichst von fossilen Energien unabhƤngig zu machen und energieautark zu werden. Und zwar ā so Burkhard Jung ā deutlich vor dem bislang als Ziel anvisierten Jahr 2050.
Bei der Gelegenheit gab Burkhard Jung auch die jĆ¼ngste Entscheidung des Aufsichtsrates der LVV bekannt:
GeschƤftsfĆ¼hrer der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft frĆ¼hzeitig wiederbestellt
Auf Empfehlung des Aufsichtsrates und Beschluss des Gesellschafters sind Ulf Middelberg, Volkmar MĆ¼ller und Karsten Rogall als GeschƤftsfĆ¼hrer der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) jetzt wiederbestellt worden.
āDie frĆ¼hzeitige Wiederbestellung ist sowohl ein Dank fĆ¼r eine hervorragende Arbeit als auch ein Vertrauensbeweis in wahrhaft schwierigen Zeitenā, so der OberbĆ¼rgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der LVV, Burkhard Jung. Die VertrƤge der drei GeschƤftsfĆ¼hrer wurden mit der Wiederbestellung bis zum 30. April 2028 verlƤngert.
Michael M. Theis beendet seine TƤtigkeit fĆ¼r die Leipziger Gruppe am 30. April des kommenden Jahres und beginnt seinen wohlverdienten Ruhestand. DafĆ¼r findet aktuell ein Nachbesetzungsverfahren statt.
āMit ruhiger Hand, groĆer Empathie und engagiertem Einsatz zeigt Michael Theis, was einen guten Manager ausmacht. Ich wĆ¼nsche ihm im letzten Jahr, welches sicher nicht einfach wird, viel Kraftā, so Burkhard Jung.
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