Das war schon eigentümlich: Da ruft die Leipziger Ratsversammlung 2019 den Klimanotstand für die Stadt aus, ist längst klar, dass Leipzig seine Klimaziele für 2020 verfehlt und sehr schwer zu kämpfen haben wird, die Klimaziele bis 2030 zu schaffen. Aber die Leipziger Stadtwerke erfreuten etliche Geschäftskunden ausgerechnet mit Tankgutscheinen. Ein Unding, fand die Linksfraktion im Stadtrat und stellte ein paar Fragen an die Verwaltung. Aber dort sieht man so recht keinen Fehler darin.

Auch wenn tatsächlich nur die Stadtwerke geantwortet haben und das OBM-Büro die Antworten nur weitergereicht hat. Immerhin ist OBM Burkhard Jung ja zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Gruppe, zu denen die Stadtwerke gehören. Eine Gruppe, die auch nach dem erklärten Klimanotstand noch weiter fleißig Verbrenner-Dienstwagen kaufen wollte, so als würden Stadtratsbeschlüsse im Leipzig-Konzern nicht gelten.

Das fossile Zeitalter muss enden

Und auch die Antworten zu den Tankgutscheinen klingen seltsam, als hätte 2019 jemand versäumt, in der Geschäftsführung der SWL anzurufen und klarzumachen, dass Leipzig im Klimanotstand steckt und das fossile Zeitalter auch in seinen ganzen Fahrlässigkeiten zu Ende gehen muss. Und zwar nicht erst 2030, sondern jetzt.

Aber die Stadtwerke haben sogar noch Tankgutscheine erworben. Irgendwie um als Samariter gegenüber Geschäftskunden tätig werden zu können. Warum das dann ausgerechnet Tankgutscheine waren und nicht beispielsweise LVB-Tickets, wird zwar in den Antworten auf die Linke-Anfrage erklärt, macht aber trotzdem nicht viel Sinn. Auch nicht als echte Hilfe in der Corona-Zeit.

Die Fragen und Antworten zu den Tankgutscheinen

Wie viele Geschäftskunden haben einen solchen Gutschein erhalten?

An Geschäftskunden der Leipziger Stadtwerke wurden im Rahmen einer Vertriebsmaßnahme ca. 400 Gutscheine verteilt. Diese Gutscheine sind Teil eines Bestandes, welcher seit dem Jahr 2019 erworben wurde. Nachdem dieser Bestand aufgebraucht ist, wird kein weiterer Erwerb sowie keine weitere Verteilung von Tankgutscheinen erfolgen.

Welche Finanzmittel wurden dafür insgesamt aufgewendet und von wem werden diese bereitgestellt?

Die bis dato verteilten Gutscheine haben einen Gegenwert von je 25 EUR, somit wurden bislang 10.000,- EUR aus dem Budget der Leipziger Stadtwerke aufgewendet.

Warum erachten die Stadtwerke die Verteilung von Tankgutscheinen für einen fossilen Milliardenkonzern als einen sinnvollen Beitrag zur Stärkung der Regionalwirtschaft nach Corona?

Das Coronavirus stellt viele Unternehmen vor eine bislang unbekannte Herausforderung, welche gerade kleinere Unternehmen nicht problemlos bewältigen können. Neben den staatlichen Hilfsmaßnahmen waren die Leipziger Stadtwerke bestrebt, ihren Geschäftskunden eine Unterstützung anzubieten, welche möglichst viele Geschäftskunden anspricht und welche in allen Geschäftsbetrieben schnell und unbürokratisch genutzt werden kann.

Da der überwiegende Teil der Gewerbetreibende in der Region aktuell noch auf Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor angewiesen ist (der Anteil an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegt deutschlandweit noch immer über 98 %) und diese oftmals wirtschaftlich nicht in der Lage sind, diese durch Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb zu substituieren, sollten die Gutscheine dort ankommen, wo sie benötigt werden.

Die Leipziger Stadtwerke haben hierbei den Fokus auf die tatsächlichen Situationen vor Ort gelegt und wollten regional ansässigen Unternehmen in schwieriger Situation schnell und unbürokratisch helfen.

Warum erachten die Stadtwerke die Verteilung von Tankgutscheinen für einen fossilen Milliardenkonzern als einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz?

Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten die Tankgutscheine natürlich nicht. Die Leipziger Stadtwerke tragen jedoch auf vielen anderen Wegen zum Klima- und Umweltschutz bei. Zu benennen ist hierbei, neben einem Voranschreiten des Ausbaus der für eine Elektromobilität erforderlichen Infrastruktur, insbesondere der bereits stattfindende Umbau des bisher braunkohlebasierten Erzeugungsportfolios mit einem Investitionsvolumen von rund 300 Millionen Euro.

Warum wurde nicht auf Gutscheine aus dem L-Konzern, z. B. den LVB, zurückgegriffen?

Ziel war es, Gewerbetreibende im Rahmen ihres Geschäftsbetriebes zu unterstützen. Die Gutscheine wurden auch an Geschäftskunden im Umland verschickt, die einen Gutschein der LVB nur sehr eingeschränkt nutzen können. Für Leipziger Privatkunden hingegen sind Zugaben/Gutscheine der LVB gut denkbar.

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Keine Kommentare bisher

Ich würde mich “herzlich bedanken”, wenn wir in unserer Firma nicht mehr (unter anderem) Tankgutscheine als Belohnung für Neuerervorschläge bekämen, sondern LVB-Tickets. Reichlich 8 Stunden innerhalb der Klimanotstands-Stadt herumfahren – das klingt doch nach einem schönen Anreiz sich Gedanken zu machen!

“Da der überwiegende Teil der Gewerbetreibende in der Region aktuell noch auf Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor angewiesen ist (der Anteil an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegt deutschlandweit noch immer über 98 %) […] sollten die Gutscheine dort ankommen, wo sie benötigt werden. Die Leipziger Stadtwerke haben hierbei den Fokus auf die tatsächlichen Situationen vor Ort gelegt […]”

Ich hoffe, dass es damit nun auch ein Bewenden hat in dieser Lapalie. Man kann Sachen auch aufblasen.

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