Ändert sich eigentlich das Sanitärverhalten der Leipziger/-innen, wenn sie sich im Homeoffice befinden? Augenscheinlich nicht. Auch wenn die Wasserwerke Leipzig in ihrer Jahresbilanz 2020 gestiegene Absatzmengen beim Trinkwasser vermelden. Aber die haben wohl mehr mit dem weiteren Bevölkerungswachstum in Leipzig zu tun. Und nur ein wenig mit Homeoffice und – ja – auch dem heißen Wetter 2020.

Und nur auf den ersten Blick würde das bedeuten, dass damit auch mehr Gewinne sprudeln und mehr Geld in den großen Topf der L-Gruppe fließen. Aber das ist nicht der Fall aus gutem Grund. Der steht im Kleingedruckten der Bilanz.Immerhin konnten die Umsatzerlöse der Wasserwerke von 159,5 Millionen Euro im Jahr 2019 auf stattliche 173 Millionen Euro erhöht werden. Geplant waren freilich 177 Millionen. Eine Steigerung, die auf den ersten Blick erst einmal wenig mit der gesteigerten Absatzmenge beim Trinkwasser von 33,1 Millionen Kubikmeter zu tun hat. Geplant hatte man mit 32,2 Millionen, nachdem man 2019 schon einmal 32,7 Millionen Kubikmeter Trinkwasser verkauft hatte.

Aber 2019 war ein heißes Jahr gewesen. Da ging man augenscheinlich lieber vorsichtig in die Planung. Andererseits wuchs die Zahl der Einwohner, die ans Trinkwassernetz der Stadtwerke angeschlossen sind, weiter von 699.800 auf 704.100. Der Sommer wurde dann doch wieder heiß, aber eine wirklich bedeutsame Zunahme beim Trinkwasserverbrauch pro Nase brachte das nicht. Im Grunde verhielten sich die Abnehmer im Netz fast genauso wie 2019.

Was zumindest eine leichte Umsatzsteigerung begründet. Andererseits blieb die Umsatzsteigerung deutlich hinter dem Plan von 177 Millionen Euro zurück. Denn 2020 hatte man ja schon an der Preisschraube gedreht.

Die Erlöse bei Trinkwasser stiegen nur von 77,5 auf 81,5 Millionen Euro. Deutlich stärker stiegen die Erlöse bei der Abwasserbehandlung von 81,6 auf 90,8 Millionen Euro. Den Grund dafür erläutern die Stadtwerke in ihrem Jahresbericht auch. Denn in diesen Umsatzerlösen fürs Abwasser stecken auch die Behandlungskosten für Niederschlagswasser, das ja nach Grundstücksflächen berechnet wird. Und hier stiegen die Erlöse deutlich von 32 auf 39,4 Millionen Euro.

Und das hat in der Geschäftsführung zumindest für eine gewisse Aufmerksamkeit gesorgt, denn ihre Gebühren müssen die Wasserwerke ja genehmigen lassen und müssen nachweisen, dass sie den tatsächlichen Betriebsaufwand auch widerspiegeln.

Es kann also sein, dass die Wasserwerke in naher Zukunft wieder eine Aufforderung bekommen, ihre Abwasserpreise zu korrigieren – also abzusenken. Weshalb sie das Geld lieber erst einmal in eine Rücklage legen, falls es diese Aufforderung geben sollte. Denn die neuen Preise müssen dann so angepasst werden, dass die Rücklage wieder nach und nach aufgebraucht wird.

Immerhin hatte es 2020 deutliche Preisanhebungen bei Trinkwasser (+ 6,5 Prozent), Schmutzwasser (13,1 Prozent) und Niederschlagswasser (14,6 Prozent) gegeben. Also bildeten die Wasserwerke vorsichtshalber eine Rückstellung von 3,1 Millionen Euro für „Umsatzrisiken aufgrund von Überdeckung 2020“.

Sie haben auch ermittelt, dass der Trinkwasserverbrauch in Industrie und Gewerbe aufgrund der Corona-Ausnahmesituation um rund eine halbe Million Kubikmeter sank, im Privatbereich aber um über 1 Million Kubikmeter anstieg, was dann im Schnitt zumindest einen neuen Höchstwert von 99,3 Liter Trinkwasserverbrauch pro Nase und Tag ergab. Im Bundesvergleich ist das noch immer deutlich unterdurchschnittlich, aber es sind rund 10 Liter mehr als in den Zeiten, in denen noch viel mehr Leipziger auf jeden Pfennig und jeden Cent achten mussten.

An Ende vermeldeten die Wasserwerke ein positives Betriebsergebnis von 32,7 Millionen Euro, also in dem Bereich, in dem sie sich in den vergangenen Jahren etabliert haben. Als Jahresergebnis blieben dann nach diversen Abgaben 27 Millionen Euro übrig, die dann mit dazu beitrugen, die Investitionskraft der LVV zu stärken und die LVB mitzufinanzieren.

Investiert haben auch die Wasserwerke, immerhin 64 Millionen Euro. Auch sie konnten – wie die LVB – nicht alle Investitionen auf dem Markt platzieren. Geplant hatte man eigentlich mit knapp 84 Millionen Euro, die in Klärwerke, Trinkwassergewinnung und Trinkwassernetz fließen sollten.

Dafür wollen die Wasserwerke 2021 knapp 83 Millionen Euro investieren und ihren Umsatz auf die ursprünglich für 2020 geplanten 177 Millionen Euro steigern. Beim Trinkwasserverbrauch der Leipziger geht man freilich lieber von stabilen Verbräuchen bis 2025 aus. Denn wirklich verlassen kann man sich nicht darauf, dass jeder Sommer so heiß wird wie die Sommer 2018 bis 2020.

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