ÖPNV funktioniert nur, wenn möglichst viele finanziell beitragen und auch möglichst viele ihn nutzen. So betrachtet war da 2020 ein mieses Jahr für den Öffentlichen Nahverkehr. Auch bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) brachen die Fahrgastzahlen ein. Und das hatte sichtbare finanzielle Folgen, wie in der Jahresbilanz 2020 jetzt nachzulesen ist.
Eine Bilanz, die nur deshalb am Ende halbwegs im Lot war, weil Bund und Land einen Schutzschirm über den ÖPNV aufgespannt haben und rund 16 Millionen Euro an ausfallenden Einnahmen ersetzt haben.Die Einbußen fielen natürlich vor allem bei den Verkehrserlösen an. Statt der 153 Millionen Fahrgäste aus dem Vorjahr erreichten die LVB nach den beiden Lockdowns 2020 nur 104 Millionen Fahrgäste. Und auch wenn die meisten Abo-Kunden treu blieben und ihre Raten weiter zahlten, machte sich der Ausfall von Messen, Konzerten, Abendkultur heftig bemerkbar in den Erlösen. Die Linieneinnahmen allein fielen von 106 Millionen Euro auf knapp 90 Millionen Euro. Das ist das wesentliche Loch, das durch den Schutzschirm geschlossen werden konnte.
Die betrieblichen Ausgaben selbst sind nicht gesunken. Allein der Materialaufwand stieg von 106 auf 113 Millionen Euro, Löhne und Gehälter der Beschäftigten von knapp 44 auf fast 46 Millionen Euro. Der teilweise eingeschränkte Fahrbetrieb machte sich kostenseitig also kaum bemerkbar.
Auch deshalb nicht, weil die LVB mehr Bahnen fahren ließen, als – aus ihrer Sicht – betriebswirtschaftlich Sinn ergeben hätten. Aber mehr Bahnen und Busse auch in der Lockdownzeit sorgten eben auch dafür, das die Fahrzeuge nicht – wie sonst in Spitzenzeiten – vollgestopft waren, sodass sie selbst wieder zum Hotspot geworden wären.
Die steigenden Kosten allein für die Aufrechterhaltung des Fahrbetriebes waren ja in den vergangenen Jahren mehrfach Thema im Stadtrat, eine Diskussion, die ja letztlich in der Einsicht endete, dass 45 Millionen Euro aus dem Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag viel zu wenig sind, um die LVB auf ein sicheres finanzielles Fundament zu stellen.
Deshalb steigen ja seit einigen Jahren die Zuweisungen aus der L-Gruppe an die LVB wieder. Auch das kann man in der Bilanz nachlesen: Nach 54 Millionen Euro 2019 flossen 2020 dann schon 56 Millionen Euro. Rein rechnerisch immer noch zu wenig, um die von der Stadt beauftragten Beförderungsleistungen abzubilden. Dieser Wert liegt deutlich über 60 Millionen Euro. Andererseits ist es trotzdem ein spürbarer Beitrag, die LVB überhaupt zukunftsfähig zu machen.
Denn spätestens seit dem vom Stadtrat beschlossenen nachhaltigen Mobilitätskonzept ist klar, dass die LVB an zwei Dingen unbedingt (weiter-)arbeiten müssen: einmal der Beschleunigung im bestehenden Hauptnetz, das auch aus LVB-Sicht eben nach wie vor mit Engstellen und vielen Langsamfahrstrecken gespickt ist, und zum anderen an der Erweiterung des Netzes. Die Südtangente über den Schleußiger Weg wird explizit erwähnt.
Es muss also investiert werden. Nicht nur in neue Straßenbahnen – für die die LVB immerhin 39,6 Millionen Euro ausgegeben haben. Geplant waren eigentlich über 67 Millionen Euro. Aber auch in Netze und Anlagen musste Geld gesteckt werden, um sie zu erhalten oder zu modernisieren.
Hier wurden 43 Millionen Euro ausgegeben. Man denke nur an die Großbaustelle am Goerdelerring im Sommer 2020. Dass man rund 3 Millionen Euro weniger ausgegeben hat, als geplant, lag vor allem an der noch nicht umgesetzten E-Bus-Ladestruktur, heißt es im Bericht. Die E-Busse gingen deshalb auch erst im Frühjahr 2021 auf die Strecke.
Und ein Ziel wurde natürlich erst einmal vertagt: Das Anstreben der einst für 2020 anvisierten 160 Millionen Fahrgäste. Die sind auch für 2021 nicht zu erwarten, auch wenn der zweite Lockdown nun langsam zu Ende geht. Aber viele Einschränkungen gerade bei Großveranstaltungen werden uns noch eine Weile begleiten.
So gesehen ist es schon recht optimistisch, wenn die LVB für 2021 mit 130 Millionen Fahrgästen rechnen. Und wieder mit einer Schwarzen Null, nachdem 2020 bei allen Kosten am Ende doch ein Minus von 3,6 Millionen Euro stand, das dann von der L-Gruppe ausgeglichen werden konnte. Denn während die LVB gezwungenermaßen ins Minus fuhren, schafften Stadtwerke und Wasserwerke wieder komfortable Gewinne, die für einen Ausgleich sorgten.
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