Eigentlich standen alle Zeichen auf ein wirklich heftiges Jahr fรผr die Leipziger Gruppe. Und zumindest fรผr die Tochter LVB wurde es das auch. Aber Wirtschaft ist kein Monolith. Wo die einen Einbuรen machen, werden die Angebote der anderen weiter gebraucht. Und so steht auch fรผr 2020 ein Plus am Ende der Bilanz fรผr die LVV. Am Mittwoch, 2. Juni, stellte OBM Burkhard Jung mit den Geschรคftsfรผhrern das Ergebnis vor.
โDas Jahr 2020 war eines, wie wir es noch nie erlebt habenโ, sagte Burkhard Jung, Oberbรผrgermeister der Stadt Leipzig und Aufsichtsratsvorsitzender der LVV.โAls Prรคsident des Deutschen Stรคdtetages weiร ich: Allen deutschlandweit ging es genauso. Dennoch kรถnnen wir mit Blick auf unsere Leipziger Gruppe sagen: Wir haben diese Herausforderungen im zurรผckliegenden Geschรคftsjahr professionell und sehr gut bewรคltigt. Die Bรผrgerinnen und Bรผrger konnten und kรถnnen sich auf die Versorgung mit Energie, Mobilitรคt und Wasser verlassen.โ
Pandemiebedingte Einnahmeverluste im รPNV in Hรถhe von 20 Millionen Euro wurden durch die Unterstรผtzung von der LVV (rund 4 Millionen Euro) sowie vom Freistaat und Bund (rund 16 Millionen Euro) ausgeglichen.
Zudem habe der Gesellschafter Stadt Leipzig die Gruppe im Jahr 2020 noch einmal bewusst gestรคrkt, sagte Jung, durch die Umwandlung eines Gesellschafterdarlehens in echtes Eigenkapital und durch eine zusรคtzliche Einlage in Hรถhe von 20 Millionen Euro fรผr Investitionen im Rahmen des Klimaschutzes.
Michael M. Theis, Sprecher der Geschรคftsfรผhrung der Leipziger Gruppe. โDabei sind wir uns sehr bewusst, dass 2021 ein Kraftakt wird. So wie wir 2020 in Leipzig infrastrukturelle Zukunftsaufgaben angepackt haben, so wollen wir diese auch in den kommenden Jahren vorantreiben.โ
Investitionen in Anlagen und Klimaschutz
In den nรคchsten fรผnf Jahren wolle die Leipziger Gruppe rund 1,8 Milliarden Euro investieren. Gerade vor dem Hintergrund der jรผngsten Ermahnung des Bundesverfassungsgerichts an die deutsche Klimapolitik sei die Leipziger Gruppe als Akteur zur Erreichung der Klimaschutzziele vor Ort gefordert. โDiese Verantwortung nehmen wir auch wahr.โ
So liege beispielsweise der Ausstieg aus der Braunkohle-Fernwรคrme mit dem Neubau unseres hochmodernen HKW Leipzig Sรผd, das perspektivisch auch fรผr Wasserstoff geeignet ist, bestens im Plan.

Auch das Zukunftsthema Wasserstoff treibe die Gruppe aktuell voran. Zusammen mit den Projektpartnern Stadtreinigung Leipzig und Branddirektion im Rahmen des BMWi-Fรถrderaufrufes IPCEI habe die L-Gruppe den Aufbau von Elektrolysekapazitรคten fรผr die Wasserstoffherstellung und Wasserstoffpipelines, Anschaffung von Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen, Wasserstoffbussen und -straรenbahnen sowie Tankinfrastruktur beantragt.
โEs freut mich sehr, heute mitteilen zu kรถnnen, dass unter den ausgewรคhlten Projektskizzen unser Leipziger Vorhaben die nรคchste Auswahlrunde erreicht hat und sich eine Fรถrderung von bis zu 20 Millionen Euro sichern konnteโ, verkรผndete Theiss.
Im zurรผckliegenden Jahr hat die Leipziger Gruppe insgesamt 292 Millionen Euro (2019: 274 Millionen Euro) investiert. Geplant waren eigentlich 425 Millionen Euro. Den Unternehmen der L-Gruppe geht es genauso wie der Stadt Leipzig selbst: Sie bekommt ihre Bauprojekte nicht so schnell realisiert wie geplant. Oft fehlt es schlicht an verfรผgbaren Baufirmen. Die 132 Millionen Euro freilich, die weniger ausgegeben wurden, schlagen sich dann wieder positiv in der Schuldenbilanz nieder, denn diese Investitionen waren geplant, รผber Kredite finanziert zu werden.
Was steckt im Konzernergebnis?
โWir sind aber auch im Jahr 2021 dringend darauf angewiesen, dass der รPNV-Rettungsschirm von 2020 erhalten bleibt. Fรผr das zurรผckliegende Jahr geht unser Dank an Stadt, Freistaat und Bund und vor allem an unsere rund 4.950 Mitarbeiterโ, sagte Theis.
Im zurรผckliegenden Geschรคftsjahr stieg das EBITDA leicht auf 220 Mio. Euro (2019: 214 Millionen Euro). Der EBITDA-Wert beschreibt den aus der gewรถhnlichen Geschรคftstรคtigkeit eines Unternehmens sich ergebenden Gewinn ohne Berรผcksichtigung von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen. Der Konzernumsatz sank auf 2.276 Millionen Euro (2019: 2.819 Millionen Euro), weil der Energiehandel preis- und mengenbedingt zurรผckging.
Die Abschreibungen innerhalb des EBITDA betrugen allein rund 147 Millionen Euro, eine Summe, die auch davon erzรคhlt, wie hoch die Investitionen der L-Gruppe auch in den vergangenen Jahren waren. Und fรผr Zinsen mussten auch rund 30 Millionen Euro aufgewendet werden.
Trotz pandemiebedingten Fahrgastzahlen-Einbruchs bei den Verkehrsbetrieben (von 153 Millionen auf 104 Millionen Fahrgรคste binnen Jahresfrist) habe sich die Gruppe im Ganzen in der Krise gut behauptet, bilanzierte dann noch Volkmar Mรผller, Kaufmรคnnischer Geschรคftsfรผhrer der Leipziger Gruppe.
Was sich dann im Einzelnen so zusammensetzt, so Mรผller: โDie Stadtwerke konnten ihr Ergebnis vor Ergebnisabfรผhrung binnen Jahresfrist von 67,4 Millionen Euro auf 68,9 Millionen Euro erhรถhen. Auch die Wasserwerke hรคtten ihr Ergebnis verbessert, wurden jedoch durch auรergewรถhnliche Steuerzahlungen (9 Millionen Euro) im Zusammenhang mit Aufwendungen aus den Londoner Prozesskosten belastet. Dies fรผhrte zu einem Ergebnis vor Ergebnisabfรผhrung in Hรถhe von 27,2 Millionen Euro (2019: 33,9 Mio. Euro).โ
Aus den 27,2 Millionen Euro wurden dann noch 6,8 Millionen Euro als Ertragssteuern abgefรผhrt. Blieben 18 Millionen Euro als Plus im Konzern. Fรผr 2021 rechnet die LVV sogar wieder mit einem Plus von 26 Millionen Euro.
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