Wenn das kein Trost ist in Zeiten des Corona-Lockdowns: „Sächsischer Verlagspreis 2020 geht an Mark Lehmstedt und den Lehmstedt Verlag“ meldete am Freitag, 10. April, das Sächsische Wirtschaftsministerium. Eigentlich hatte man das zwei Mal schön feiern wollen. Denn ursprünglich war ein Pressegespräch auf der Leipziger Buchmesse mit Mark Lehmstedt und Wirtschaftsminister Martin Dulig geplant. Doch leider durchkreuzte die Corona-Pandemie mit der Absage der Leipziger Buchmesse auch diesen Termin.

Und auch die geplante Feier muss nun abgesagt werden: Der Preisträger und alle Beteiligten wurden am 8. April darüber informiert, dass die ursprünglich für den 11. Mai avisierte feierliche Preisverleihung in der Alten Handelsbörse Leipzig abgesagt werden musste.

Dabei können auch die sächsischen Verleger/-innen derzeit jede Aufmerksamkeit gebrauchen, da ja auch die Buchhandlungen geschlossen sind und noch nicht alle Buchkäufer/-innen sich trauen, ihre Bücher einfach online bei der Buchhandlung ihres Vertrauens oder direkt beim Verlag zu bestellen.

Gerade jetzt nach der – abgesagten – Leipziger Buchmesse liegen in allen Verlagen die genau für diese Buchmesse geplanten neuen Titel. L-IZ-Leser/-innen verfolgen ja all die Neuerscheinungen, die wir regelmäßig in unserer Rubrik „Bücher“ besprechen.

Demnächst wird hier auch ein neuer Titel aus dem 2003 gegründeten Lehmstedt Verlag auftauchen: Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes erscheint dort von Herbert Naumann der Band „Todesmarsch 1945 Leipzig–Fojtovice. Fotografien und Dokumente“.

Zum Inhalt verrät der Verlag: „Vom 13. April bis zum 9. Mai 1945 mussten 2.400 Häftlinge der Außenstelle Leipzig des KZ Buchenwald einen über 500 Kilometer langen Marsch absolvieren, auf dem 2.150 von ihnen ermordet wurden oder vor Erschöpfung starben. Der Fotograf Herbert Naumann hat nach jahrelangen Recherchen den Verlauf dieses Todesmarsches minutiös rekonstruieren können und dabei Berichte von Überlebenden und zeitgenössische Dokumente aufgespürt. Es ist der einzige Todesmarsch von KZ-Häftlingen, der bis heute in seiner gesamten Länge und mit allen Details rekonstruiert werden konnte.

Im Jahr 2017 ist Naumann diesen Weg von Leipzig nach Fojtovice gegangen, um mit den Mitteln der künstlerischen Fotografie den Leidensweg der KZ-Häftlinge nachvollziehbar zu machen. Entstanden ist eine erschütternde Kombination von zeitgenössischen Dokumenten, Berichten von Überlebenden und künstlerischen Fotografien in Form von schwarz-weißen Doppelbelichtungen, die eindrücklich an das entsetzliche Leid im Frühjahr 1945 erinnert.“

Herbert Naumann „Todesmarsch 1945 Leipzig–Fojtovice“, Fotografien und Dokumente, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2020, 256 Seiten mit 82 Abbildungen, 21,0 x 15,0 cm, ISBN 978-3-95797-110-4, 25 Euro

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Wie wichtig die Arbeit der Verlage auch für die Demokratie ist, betont das Wirtschaftsministerium mit den Worten: „Die Freiheit des Wortes ist Grundlage unserer Gesellschaft und Voraussetzung für künstlerisches und publizistisches Schaffen. Buchhandlungen und Verlage verbreiten das freie Wort, stoßen Debatten an und fördern den gesellschaftlichen Dialog.“

Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen e. V. haben den Sächsischen Verlagspreis als Ehrung für besondere verlegerische Leistungen in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ausgelobt. Preisträger 2020 ist Mark Lehmstedt aus Leipzig mit seinem in Leipzig heimischen Lehmstedt Verlag.

Mit dem Sächsischen Verlagspreis wird der Beitrag der unabhängigen Verlage für die kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vielfalt im Freistaat Sachsen gewürdigt. Darüber hinaus geht es um die Anerkennung des unternehmerischen Idealismus und persönlichen Engagements in dieser Branche. Im Zeitalter der Digitalisierung soll mit dem Verlagspreis auch der öffentliche Fokus auf die besondere Qualität hochwertiger Bücher gelenkt werden. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Wirtschaftsminister Martin Dulig erklärt zur Verleihung: „Meine herzlichsten Glückwünsche gehen an Mark Lehmstedt. Unser Verlagspreis würdigt seine hervorragende Arbeit in einem unabhängigen Verlag und präsentiert eine erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit aus der sächsischen Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Stärke der kleinen Verlagsunternehmen in Sachsen ist die gezielte Erschließung von Nischenmärkten. Gerade da liegt auch Lehmstedts verlegerischer Schwerpunkt. Kulturgeschichte Mitteldeutschlands, Schwarzweiß-Fotografie des ostdeutschen Alltags sowie Reisebücher werden als Qualitätsprodukte nicht nur vom Fachpublikum geschätzt, sondern laden interessierte Leserinnen und Leser nach Mitteldeutschland ein. Gerade in der aktuellen Krisenlage wünschen wir unserem Preisträger, aber auch allen anderen Verlegern und Mitarbeitern in der Branche viel Kraft und Mut für die kommenden Herausforderungen und den sprichwörtlich langen Atem.“

Und Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch ergänzt: „Der Sächsische Verlagspreis richtet die Augen nicht nur auf eine Branche, die es in heutigen Zeiten nicht leicht hat. Sie widmet sich mit den Verlegern insbesondere wichtigen kulturellen Persönlichkeiten in Sachsen, die Grundlegendes zum Gedeihen von Kultur und Literatur beitragen, indem sie Autorinnen und Autoren und andere Kunstschaffende in die Öffentlichkeit bringen. Mark Lehmstedt mit dem Lehmstedt Verlag ist hierfür ein herausragendes Beispiel. Die Bücher seines Verlages, insbesondere die Fotobände und die kulturgeschichtlichen Werke, stehen für Gediegenheit und geistige Nachhaltigkeit und regen zum ästhetischen Genuss ebenso an wie zum Nachdenken. Herzlichen Glückwunsch!“

Sachsens Verlagslandschaft besteht aus 133 (Stand 2018) engagierten Klein- sowie Großverlagen. Sie bieten ein breites Spektrum an Veröffentlichungen im Bereich Belletristik, Sachbuch und Kunstbuch. Das Verlagsangebot sächsischer Unternehmen bietet vielen regionalen Autoren und Publizisten eine verlässliche Basis für ihre Veröffentlichungen.

Dabei sind immer wieder herausragende verlegerische Leistungen zu beobachten, bei denen mit großem Engagement und viel Ideenreichtum entwickelte Produkte entstehen. Leipzig liegt als erste mitteldeutsche Stadt mit 933 Titeln im Jahr 2018 im Ranking der deutschen Städte auf Platz 9.

Dresden ordnet sich mit 306 Titeln auf Platz 28 ein. Auch für die Sächsischen Verleger ist aktuell noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie langfristig haben wird. Die geschnürten Hilfen von Bund und Freistaat Sachsen sind dabei sicher nur ein erster Schritt.

Die Jury bestand in diesem Jahr aus folgenden Mitgliedern: Julia Blume, Institut für Buchkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), Leipzig, Angelika Bock, Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels-GmbH, Prof. Dr. Thomas Bürger, ehemaliger Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Janina Fleischer, Leipziger Volkszeitung, Karin Großmann, Sächsische Zeitung, Dr. Klaus Kowalke, Buchhandlung Lessing und Kompanie, Chemnitz, Prof. Hans-Ulrich Treichel, ehemals Deutsches Literaturinstitut Leipzig/Uni Leipzig.

Reporter auf drei Rädern: Karl Heinz Mai jetzt auch in der Fotoedition des Lehmstedt Verlages

Reporter auf drei Rädern: Karl Heinz Mai jetzt auch in der Fotoedition des Lehmstedt Verlages

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