Es lief schon ein wenig auf Leserverklapsung hinaus, als die LVZ am Mittwoch, 19. Juni, meldete: „Leipzig: Braunkohle-Ausstieg für das Jahr 2023 ist vom Tisch“. Man suggerierte seinen Lesern, irgendjemand hätte beschlossen, sofort 2023 aus der Fernwärmelieferung aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf auszusteigen. Und das hätte nun die Geschäftsleitung der Leipziger Stadtwerke gekippt. Aber so etwas hatte SWL-Geschäftsführer Karsten Rogall am 5. Dezember 2018 gar nicht angekündigt.
An diesem Tag hatte er mit OBM Burkhard Jung gemeinsam das betriebsinterne Prüfergebnis der Stadtwerke Leipzig bekannt gegeben. Danach ist es für die Stadtwerke technisch möglich, 2023 die Wärmelieferungen aus dem LEAG-Block des Kraftwerks Lippendorf zu beenden. Dazu muss im Leipziger Süden „nur“ ein neues Gaskraftwerk für 200 Millionen Euro gebaut werden, das die 200 MW Wärmelieferung aus Lippendorf komplett ersetzt.
Technisch ist das möglich, finanziell wird es ein Kraftakt. Deswegen war die Aussage im Dezember nur, dass man bis 2023 die technische Möglichkeit schaffen will, sich von Lippendorf unabhängig zu machen. Sowohl Rogall wie Jung betonten aber auch, dass das noch nicht bedeute, dass man den Vertrag 2023 auch einfach auslaufen lasse, sondern dass man sehr wohl vorhabe, mit der LEAG über eine mögliche Verlängerung der Laufzeit zu reden.
Was sich jetzt geändert hat, ist augenscheinlich lediglich der Termin, bis wann die Stadtwerke das neue Gaskraftwerk stehen haben wollen. Das werde noch den Aufsichtsratsgremien mitgeteilt, erklärte Burkhard Jung am Mittwoch, 19. Juni, zur Bilanzpressekonferenz der L-Gruppe. Am 5. Juli soll dann offiziell auch die Presse informiert werden.
Was sich nicht geändert hat ist der Plan, das neue Gaskraftwerk zu bauen. In den Investitionsplänen der Leipziger Gruppe bis 2023 im Umfang von 1,6 Milliarden Euro steckt auch die Anschubfinanzierung für das neue Kraftwerk, bestätigt Jung. Es wird aber wohl erst später fertig. Was dann die Notwendigkeit unterstreicht, dass die Stadt mit der LEAG über eine Verlängerung des Liefervertrages verhandelt – über einen kürzeren Zeitraum und mit einer kleineren Liefermenge. Möglichst zu beiderseitigem Vorteil, so Burkhard Jung.
Leipzig hätte ein bisschen mehr Spielraum bei Finanzierung und Bau des neuen Kraftwerks und die LEAG würde noch ein wenig länger Einnahmen aus dem Kraftwerksblock generieren.
Ob das freilich im Interesse des Stadtrats ist, ist völlig offen. Denn der hatte ja den OBM beauftragt, einen zeitlich klar definierten Ausstieg aus der Fernwärmeversorgung aus Lippendorf zu prüfen. Das Ergebnis des Prüfauftrages hat der Stadtrat noch nicht vorliegen. Aber auch Leipzigs Umweltverbände – wie der BUND – machen Druck, möglichst schnell auszusteigen, möglichst schon 2023. Die Linksfraktion hatte schon das Jahr 2025 als Enddatum genannt.
Bei einem ist sich Jung jedenfalls sicher: „Der Kohleausstieg kommt auf jeden Fall.“
Protest bei Lindner-Vorlesung und vor Stadtwerke-Zentrale in Leipzig
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Wie die LEAG über die LVZ versuchte, noch einmal mächtig Wind für ihren Kohlemeiler zu machen
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