In Leipzig steigt die Zuversicht in der Wirtschaft, in Sachsen sinkt sie seit zwei Jahren. Nichts zeigt derzeit deutlicher die vรถllig unterschiedlichen Entwicklungen im Land und in der groรen Stadt. Es gibt in Leipzig praktisch keine Branche, die betrรผbt in die nรคchsten Monate schaut. Eher hat sich die Sorge verstetigt, dass man fรผr all die Auftrรคge einfach nicht mehr genug Leute finden kรถnnte.
Vor zwei Wochen haben die drei sรคchsischen IHKs ihre Gesamtbilanz zur Frรผhjahrsstimmung verรถffentlicht. Nun gab die IHK die Zahlen zum Leipziger Kammerbezirk gesondert heraus. Und sie zeigen den deutlichen Unterschied zum Landesergebnis: Die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig bleibt weiterhin wachstumsorientiert. Entgegen der schwรคcheren Erwartungen vom Jahresbeginn beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Geschรคftslage nach wie vor auf allerhรถchstem Niveau.
Auch die Geschรคftsaussichten strahlen wieder mehr Zuversicht aus, betont die IHK zu Leipzig. So steigt der IHK-Geschรคftsklima-Index nach zuletzt leichter Abwรคrtsbewegung wieder um vier auf 136 Punkte und bestรคtigt die unverรคndert guten regionalen Wachstumsperspektiven auch fรผr 2019. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig im Frรผhjahr 2019, an der sich 660 Unternehmen aller Branchen und Grรถรenklassen mit insgesamt mehr als 31.000 Beschรคftigten beteiligten.
โBefรผrchtungen, die Wachstumsdynamik kรถnnte sich auch in der Wirtschaftsregion Leipzig deutlich abschwรคchen, bestรคtigen sich erfreulicherweise nicht. Im Gegenteil: Mit einer Geschรคftslage auf Spitzenniveau, optimistischen Erwartungen und einer nach wie vor ausgeprรคgten Investitionsbereitschaft bleibt die Stimmung der regionalen Wirtschaft โ allen widrigen Umstรคnden zum Trotz โ ausgesprochen zuversichtlichโ, sagt Kristian Kirpal, Prรคsident der IHK zu Leipzig.
โDas ist ein starkes Signal in einem weltweit eher schwierigen konjunkturellen Umfeld, das von globalen Risiken und internationalen Handelskonflikten รผberschattet ist. Dennoch belasten vor allem der Fachkrรคftemangel sowie steigende Arbeits- und Energiekosten die geschรคftliche Entwicklung der Unternehmen zusehends. Mit dem Fachkrรคfteeinwanderungsgesetz wurde gerade eine ganz wichtige Voraussetzung fรผr mehr qualifizierte Beschรคftigung in Deutschland auf den Weg gebracht. Entscheidend vorangehen muss es jetzt auch beim Bรผrokratieabbau und bei der Unternehmensbesteuerung, um hier endlich spรผrbare Entlastungen fรผr Unternehmen zu erzielen.โ
Lageeinschรคtzung
Die abgeschwรคchte Konjunktur in Deutschland hat die geschรคftliche Situation der regionalen Unternehmen bisher kaum beeintrรคchtigt. 62 Prozent der Unternehmen in der Wirtschaftsregion Leipzig bewerten ihre Geschรคftslage als gut, nur 5 Prozent als schlecht. Per Saldo erreicht die Geschรคftslage damit sogar die neue Bestmarke von +57 Punkten.
Geschรคftserwartungen
Bei den Geschรคftserwartungen der Unternehmen, die sich seit Herbst des vergangenen Jahres eingetrรผbt hatten, ist wieder eine Aufwรคrtsbewegung erkennbar, insbesondere in den saisonabhรคngigen Wirtschaftsbereichen im Zuge der Frรผhjahrsbelebung. Der Saldo der Geschรคftsaussichten legt um sechs auf +18 Punkte zu, gestรผtzt vor allem durch die stabile Binnennachfrage. Dagegen fallen die Exportaussichten fรผr 2019 รคuรerst verhalten aus. Der entsprechende Saldo hat sich gegenรผber Jahresbeginn nahezu halbiert und liegt nur noch bei +11 Punkten. Dies verwundert nicht, denn die Rahmenbedingungen fรผr den Welthandel haben sich nicht verbessert. Die Ungewissheit ist mit Blick auf die aktuellen Handelskonflikte und dem offenen Brexit vielfach noch gestiegen und dรคmpft die Exporterwartungen der Unternehmen deutlich, so die IHK.
Dabei fรคllt auf, dass gerade im Baugewerbe 86 Prozent der Unternehmen ihre Geschรคftslage als gut einschรคtzen: Die Auftragsbรผcher sind voll. Die Baustellen brummen. Der Wert ist sogar noch deutlich hรถher als etwa in der Industrie (57 Prozent) oder in der Dienstleistung (58).
Investitionsplanungen
Das Investitionsklima der gewerblichen Wirtschaft prรคsentiert sich stabil. So plant weiterhin knapp jede vierte Firma, die Investitionsausgaben in den kommenden Monaten zu erhรถhen. Der Investitionssaldo liegt mit aktuell +14 Punkten nur einen Punkt unter dem Ergebnis vom Jahresbeginn. Neben notwendigen Ersatzbeschaffungen wollen die Unternehmen vor allem in Innovationen und Kapazitรคtserweiterungen investieren.
Personalplanungen
Die Arbeits- und Fachkrรคftenachfrage der Unternehmen ist nach wie vor hoch. 26 Prozent der Firmen wollen ihr Personal aufstocken, nur 7 Prozent planen mit weniger Mitarbeitern. Der daraus resultierende Saldo von +19 Punkten bleibt im Vergleich zur vorherigen Umfrage unverรคndert, was auf weiterhin gute Beschรคftigungsperspektiven in der gewerblichen Wirtschaft schlieรen lรคsst. Es wird also weiter Personal gesucht.
Risiken aus Sicht der Unternehmen
In der aktuellen Risikobewertung der Unternehmen zieht die Entwicklung der Arbeitskosten mit dem Fachkrรคftemangel gleich. Jeweils mehr als die Hรคlfte der Firmen sieht durch diese beiden Faktoren die eigene Geschรคftsentwicklung gefรคhrdet. Wobei im Detail ergรคnzt werden muss: es sind vor allem das Baugewerbe, das Verkehrsgewerbe und das Gast- und Tourismusgewerbe, die Arbeitsplรคtze รผber lรคngere Zeit nicht besetzen kรถnnen. Was auch erklรคrt, warum die Arbeitskosten auf einmal so eine groรe Rolle spielen: Man muss mittlerweile auch hier zunehmend tariflich gut dotierte Stellenangebote machen, sonst findet man nรคmlich keine Leute mehr.
Alles hรคngt mit allem zusammen. Bessere Lรถhne bedeuten dann wieder mehr Binnennachfrage. Noch so ein heiรes Eisen in Leipzig, oder wie die IHK einschรคtzt: Einen hohen Stellenwert hat zudem die Stabilitรคt der Inlandsnachfrage, die im Risikoranking nach wie vor an dritter Stelle steht. Es folgen die Entwicklung der Energie-, der Kraftstoff- sowie der Rohstoffpreise. Bei diesen drei Kostenfaktoren fรคllt die Risikobewertung durch die Unternehmen hรถher aus als noch vor einem Jahr.
Sachsens Wirtschaft bekommt Exportprobleme und steckt im angekรผndigten Fachkrรคftemangel fest
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