Am Montag, 29. April, lud die IG Mehrpersonenkahn Leipzig zum kurzen Foto-Termin zur Saisoneröffnung in den „Kulturhafen“ am Karl-Heine-Kanal. Bei recht feuchtem Wetter. Aber damit müssen Bootseigner rechnen. Nicht immer ist eitel Sonnenschein, wenn eigentlich Zeit wäre für eine fröhliche Bootsparty. Und auch die Bootsbetreiber merken, dass es enger geworden ist im Leipziger Gewässerknoten und nicht jede Genehmigung mehr so leicht zu erlangen ist.

Was Frank Fechner, Sprecher der IG Mehrpersonenkahn, am Montag so auf den Punkt brachte: „Die Fahrgastschifffahrt auf den innerstädtischen Gewässern in Leipzig hat in den vergangenen Jahren viele Klippen umschiffen müssen. Genehmigungsverfahren, Baumaßnahmen an den Leipziger Gewässern, Brückenneubau an der Karl-Heine-Straße, Hoch- und Niedrigwasser und auch der Eisvogel mit seinem Brutgebiet in Leipzig haben starker Anstrengungen aller Beteiligten bedurft, um den geführten Wassertourismus mit Fahrgastschiffen aufrechtzuerhalten.“

Der Bootsverkehr auf den Leipziger Gewässern ist nicht weniger geworden. Im Gegenteil. Auch das zuständige Umweltdezernat der Stadt konstatiert für eine zunehmende Zahl von Tagen in der warmen Jahreszeit, dass die Nutzung der innerstädtischen Gewässer an ihrer Belastungsgrenze ankommt. Dann sind eben nicht nur die neun Fahrgastschiffe der Leipziger Betreiber unterwegs, auf denen man vor allem die innerstädtischen Uferlandschaften erleben kann, dann sind auch gleichzeitig hunderte Paddler auf dem Wasser, weshalb es bei der Genehmigung dieser wirtschaftlichen Wassernutzungen durchaus zu Konflikten kommen kann.

Wobei bislang alle Nachrichten aus dem zuständigen Dezernat auch besagen, dass man mit den Genehmigungen und den Duldungen sehr großzügig umgeht.

Dass die Betreiber von Fahrgastschiffen zu kämpfen hatten, hatte eher mit der Frage zu tun, ob sie eine gesetzliche Auflage zum Vorhalten eigener Sanitärräume auf den Booten erfüllen müssen – was bei großen Fahrgastschiffen etwa auf der Elbe natürlich Sinn macht. Aber bei den Bootsfahrten auf Weißer Elster und Karl-Heine-Kanal mit durchaus überschaubar großen Booten?

Vier Fahrgastboote am Steg des Kulturhafens am Karl-Heine-Kanal. Foto: Wasser-Stadt-Leipzig e.V.
Vier Fahrgastboote am Steg des Kulturhafens am Karl-Heine-Kanal. Foto: Wasser-Stadt-Leipzig e.V.

An anderer Stelle sahen die in der IG versammelten Bootsbetreiber Bootsshop Herold, Wasser-Stadt-Leipzig e. V., der Bootsverleih im Wildpark, RANAboot und Martin Schulte mit der „Weltfrieden“ durchaus ein, dass man aufrüsten muss, denn, so Frank Fechner: „Jedoch steht für uns Sicherheit und unfallfreies Fahren an erster Stelle. Das haben wir auch bisher mit Erfolg bewiesen. Dafür wurde durch die Eigner investiert. Alle Boote entsprechen neuester Rettungsanforderungen und alle Bootsführer haben sich mit einem ‚Leipzig Führerschein‘ auf die neue Saison vorbereitet.“

Die Bootseigner bieten dabei die unterschiedlichsten Touren an. Fechner: „So kann man eine Wildparkwanderung mit einer Bootsfahrt auf der Pleiße verbinden. Fahrten auf der Weißen Elster, dem Elsterflutbett und dem Karl-Heine-Kanal stehen genauso auf dem Programm wie geführte Touren in den Lindenauer Hafen.“

Wobei den Bootsmännern am Montag ein Hinweis besonders wichtig war. Denn sie haben ja Teil an einem ganz besonderen Jubiläum, sie sind ja fast alle auch auf dem von Karl Heine initiierten Kanal unterwegs, der vor 150 Jahren das Leipziger Industrierevier einmal mit den Weltmeeren verbinden sollte, heute aber ein innerstädtischer Kanal mit hohem Erlebniswert ist. Und Karl Heine wäre ja in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden.

Was Stadtführer Heinz Schleinitz als „Karl Heine“ zum Anlass nimmt, zu Fahrten entlang von Heines Wirkungsstätten auf dem traditionellen Boot, der Schute „Luise“, einzuladen. „Dabei kann man auch einen Blick auf den neu geschaffenen Wasserweg zur Anbindung des Hafens an den Karl-Heine-Kanal werfen“, betont Fechner. „Jeweils sonntags begibt sich das Boot zweimal täglich auf Reise!“

Offiziell ist die Bootssaison in Leipzig eigentlich schon seit dem 1. April eröffnet. Aber für gewöhnlich beginnt für viele Leipziger das Bootsvergnügen mit dem Mai. Ein Vergnügen, das freilich mittlerweile auch die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt, worauf Fechner ja auch hinwies: 2018 merkten auch die Bootsbetreiber, was es bedeutet, wenn regenlose Monate für Niedrigwasser in Leipzig sorgen.

Leipzigs Verwaltung ist mit ihrer Prüfung der Umweltverträglichkeit für Bootsverleihe um Jahre zu spät dran

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Es gibt 2 Kommentare

“Wassertourismus mit Fahrgastschiffen”
Fahrgastschiffe sind kein Wassertourismus

“Genehmigung dieser wirtschaftlichen Wassernutzungen”
Lediglich der Gemeingebrauch ist gesetzlich genehmigungsfrei. Leipzig, die Landkreise Leipzig und Nordsachsen haben dieses gesetzliche Leitbild auf den Kopf gestellt und damit den Ausnahmezustand zur Regel gemacht. Diese Bewertung beinhaltet noch nicht einmal die Naturschutz rechtliche (Be)-wertung. Dunkeldeutschland eben. Oder auch DäDäRä-like.

“Auf dem Karl-Heine-Kanal” unterwegs ist hoffentlich eine sinnbildliche Veranstaltung.

Naja, liebe LIZ, “das Pferd wurde falsch aufgezäumt” ist schon eine äußerst wohlwollende Umschreibung für strategisch durchgeführtes gesetzeswidriges Verhalten: die Umweltverträglichkeit hat in JEDEM Fall VOR der Ausreichung von Genehmigungen zu erfolgen. Man kann ein Pferd nicht “falsch aufzäumen”. Man kann den Gaul, wie hier, nur ungezäumt vor sich hertreiben – also Tatsachen schaffen, die dann leider nicht mehr zurück zu drehen sind. Und genau das geschieht hier (wie auch an so vielen anderen Stellen in Leipzig!).

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