Sie liegt mittendrin in der Leipziger Elsteraue: die Domholzschänke. Viele Jahrzehnte war sie immer beliebtes Ausflugsziel mitten im Wald gewesen. Aber zum 25. März will Mario Freitag nun nach zwölf Jahren Mühen das Handtuch werfen. Die Schänke schließt. Und das hat auch mit der Unachtsamkeit von Behörden zu tun. Die Hochwasser hat er überstanden, die Straßensperrung der B 186 wird zu viel.
Seit 2007 ist Mario Freitag Küchenchef und seit 2011 Pächter der Domholzschänke, nun sperrt er am 25. März die Türen des traditionsreichen Gasthauses ab. Der gelernte Koch musste in dieser Zeit einige Rückschläge in Kauf nehmen und die Perspektiven für 2019 machen einen weiteren Betrieb für ihn nicht mehr möglich.
Die Hochwasser 2011 und 2013, 2016 die Sperrung der Hauptzufahrtsstraße B186 aus Richtung Schkeuditz, 2019 die (spät) angekündigte Sperrung in der Gegenrichtung – ein Ausflugsrestaurant kann derartige wirtschaftliche Einbußen während der Hauptsaison nur schwer kompensieren.
Und dazu kommt noch ein Problem, das alle Gastro-Betriebe haben, die mit starken saisonalen Schwankungen erst recht: Seit Jahren kämpft die hiesige Gastro-Szene mit fehlendem qualifiziertem Personal.
Die Domholzschänke hatte es durch ihre dezentrale Lage im Auwald und ein saisonal geprägtes Geschäft hierbei besonders stark getroffen. Und doch hat es der 42-jährige Freitag in den vergangenen Jahren mit viel Einsatz geschafft, eine treue Fangemeinde aufzubauen.
Von einer reinen Sommer-Ausflugsgaststätte mit überschaubarem, traditionellem Angebot ist so in den letzten Jahren ein Gasthaus geworden, bei dem sich ein Besuch das ganze Jahr über lohnt. Heute ist das Haus weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.
Auch wenn der Ruf auch auf der Zeit seit 1926 aufbauen konnte, seit das Haus als Ausflugslokal genutzt wurde. Vorher war es eher nicht möglich, denn erst mit den Regulierungen an der Neuen Luppe wurde das Waldgelände hinter Gundorf auch für Wanderer bequem und trockenen Fußes erreichbar. Vorher war das Haus auch mal Jagddomizil des sächsischen Königs, Obdach für Pfadfinder und vorher vor allem ein Blockhaus für forstwirtschaftliche Nutzungen.
Aber auch die neuere Zeit blieb nicht ohne Dramen: Die Domholzschänke ist seit 1926 eine traditionsreiche Ausflugsgaststätte im nördlichen Auwald zwischen Leipzig und Halle. 2003 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, ist das Restaurant seit 2006 wieder ein beliebtes Ziel von Radtouren und Wanderungen durch den Auenwald sowie gefragte Lokalität für Familienfeiern und Vereinstreffen. 2011 und 2013 wurde das Gasthaus durch Hochwasser von Luppe und Nahle in Mitleidenschaft gezogen, konnte aber nach wenigen Wochen wiedereröffnen. Zuletzt feierte die Domholzschänke 2016 mit einem großen Fest ihr 90-jähriges Bestehen, bei dem der Schkeuditzer Oberbürgermeisters Jörg Enke ein Grußwort sprach.
Aber was will der Küchenchef jetzt machen, wenn er nicht mehr für Ausflügler kocht?
Mario Freitag will sich mit Teilen des Domholzschänke-Teams auf seinen Cateringservice cateringservice-leipzig.de konzentrieren. Außerdem betreibt er in Leipzig-Lützschena und Leipzig-Baalsdorf erfolgreiche Tagesimbisse unter dem Namen „Braterei 11“. Seine neue Basis wird ein Standort in der Nähe der Uniklinik Leipzig. Weitere gastronomische Projekte mit neuen Partnern sollen in den kommenden Wochen starten.
Den Mitarbeitern der Domholzschänke freilich wurde zum 31.März gekündigt. Sie haben bereits durch persönliche Kontakte des Chefs neue Jobangebote erhalten, teilt er mit.
„Ich danke meinem Team, den vielen treuen Gästen und meinen engen Geschäftspartnern für die gemeinsamen Jahre. Ein Dank geht auch an die Kameraden der Feuerwehr, die uns während der beiden Hochwasser tatkräftig beiseite standen, ebenso den engen Freunden unseres Hauses Michael Strohmeyer und Ralf Bärwolff von den Academixern. Ich habe in den letzten 12 Jahren enorm viel gelernt und werde das jetzt in meinen neuen Projekten einbringen“, so Mario Freitag.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 64: Kopf hoch oder „Stell dir vor, die Zukunft ist jetzt“
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