Während diverse Wirtschaftsinstitute die Vermutungen über das, was Donald Trump mit seiner brachialen Wirtschaftspolitik anrichten könnte, schon in Schrumpfungspunkte für die deutsche Wirtschaftsentwicklung umrechnen, vermelden die sächsischen Unternehmen im Allgemeinen und die Leipziger im Speziellen, dass überhaupt noch nicht greifbar ist, ob sich an der Wirtschaftslage überhaupt etwas ändert.
Die IHK zu Leipzig hat jetzt nach der gesamtsächsischen Konjunkturanalyse auch die Umfragewerte für Leipzig veröffentlicht. Und eigentlich könnte man es kurz machen und sofort auf den Fachkräftemangel kommen. Denn mittlerweile ist das Problem in allen Branchen zum Nr.-1-Problem geworden: Es fällt immer schwerer, noch die gesuchten Fachkräfte zu finden. Die Wirtschaft der Stadt Leipzig wächst, die Auftragsbücher sind voll – aber das Hinterland, das die benötigten Fachkräfte liefern könnte, gibt es nicht mehr.
„Die regionale Wirtschaft setzt ihren Wachstumskurs unbeirrt fort – abermals sind die Geschäftserwartungen unserer Unternehmen besser als je zuvor. Es stimmt optimistisch, dass die wirtschaftliche Dynamik in unserer Region weiter auf hohem Niveau anhalten wird“, sagt Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig.
„Die heute blendende Konjunkturlage darf aber nicht verblenden: Die Herausforderungen für die Unternehmen sind groß und steigende Risiken drohen, sich als Wachstumshemmnisse von morgen herauszukristallisieren. In der Industrie kühlt sich die Stimmung bereits leicht ab, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden globalen handelspolitischen Unsicherheiten.
Die Fachkräftegewinnung wird für immer mehr Unternehmen – und zwar branchenübergreifend – zur großen Herausforderung. Dazu kommt das Mega-Thema Digitalisierung, für das die Infrastruktur der Breitband-Netze immer noch den Anforderungen der Unternehmen hinterherhinkt. Diese Herausforderungen sind ernst zu nehmen und müssen Politik und Wirtschaft gleichermaßen antreiben.“
Im Frühjahr stieg der IHK-Geschäftsklima-Index auf die neue Bestmarke von 138 Punkten. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig, an der sich 629 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit mehr als 32.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Die Lage ist nach wie vor gut
Aufgrund saisonaler und witterungsbedingter Einflüsse im ersten Quartal 2018 beurteilen die Unternehmen ihre Geschäftslage geringfügig schwächer als zu Jahresbeginn. 59 Prozent der Unternehmen bewerten die Lage als gut, 5 Prozent als schlecht. Der entsprechende Saldo ging von seinem zuletzt erreichten Allzeithoch leicht um zwei auf +54 Punkte zurück. Die Situation der gewerblichen Wirtschaft bleibt damit ausgesprochen gut. In fast allen Wirtschaftsbereichen ist die Geschäftslage besser als vor einem Jahr.
Die Zukunftserwartungen haben sich sogar verbessert
Die insgesamt gute Stimmung spiegelt sich vor allem in den branchenübergreifend optimistischen Prognosen der Unternehmen wider. Der Saldo der Geschäftserwartungen legt nochmals um zwei auf +23 Punkte zu und übertrifft damit die zum Jahresbeginn erzielte Bestmarke. Die Exporterwartungen der Industrie erfahren aktuell jedoch einen deutlichen Dämpfer – die Sorgen vor einem weltweiten Handelskonflikt wiegen offenbar schwerer als die eher günstigen Wachstumsaussichten im Welthandel und der aktuelle, exportfreundliche Eurokurs.
Immer mehr Unternehmen wollen investieren
Die Investitionsplanungen der Unternehmen zeigen weiter nach oben. Nicht nur der anhaltende Konjunkturaufschwung, auch die fortschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft löst zusätzliche Investitionen aus. Gut jede vierte Firma hebt ihre Investitionsausgaben an. Dementsprechend steigt auch der Investitionssaldo um weitere vier auf +20 Prozentpunkte und liegt damit 9 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr.
Immer mehr Stellen sind unbesetzt
Die Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften der Unternehmen ist ungebrochen. Zusätzliches Personal wird ebenso gesucht wie Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter. Die Zahl der unbesetzten offenen Stellen steigt daher, was den Druck auf den Beschäftigungsmarkt weiter erhöht. Mit 29 Prozent planen nun schon fast fünfmal mehr Unternehmen ihren Personalbestand zu erhöhen, als zu verringern. Der Beschäftigungszuwachs im gewerblichen Sektor dürfte daher weitergehen, sofern die Fachkräftesituation dies noch erlaubt.
Das größte Risiko: Die freien Fachkräfte sind rar geworden
Im Risikoradar der Unternehmen manifestiert sich der Fachkräftemangel auch aktuell als meistgenannter Risikofaktor unter den Betrieben im IHK-Bezirk Leipzig. Knapp die Hälfte der befragten Firmen sieht ihre Geschäftsentwicklung durch das schwindende Angebot an Fachkräften beeinträchtigt. Für einzelne Betriebe wirken sich die Besetzungsprobleme bereits wachstumshemmend aus. Auf den weiteren Rängen folgen unverändert die Entwicklung der Arbeitskosten und mit größerem Abstand die Inlandsnachfrage sowie die Entwicklung der Energie-, Rohstoff- und Kraftstoffpreise.
Die Exportwirtschaft sieht sich zudem neuen Handelshemmnissen gegenüber. Mit den Importzöllen durch die USA und den durch die Trump-Administration verhängten Iran-Sanktionen sind die Gefahren eines internationalen Handelskrieges erheblich gestiegen und führen bereits zu einer deutlichen Verunsicherung der Unternehmen. Auch der aktuell steigende Ölpreis trägt eher zu einer Verringerung der weltweiten konjunkturellen Wachstumschancen bei.
Sächsische Wirtschaft läuft auf Volllast, doch das Trump-Gepolter und der zunehmende Fachkräftemangel sorgen für Bauchgrimmen
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