Es ist die am stärksten wachsende Branche in Leipzig: die Informations- und Kommunikationstechnologie. Sie errichtet keine riesigen Werkhallen, belädt keine Containerzüge, braucht auch nicht viel Traffic auf den Straßen. Ihre Güter sind Datenpakete, die vor allem starke Datenleitungen brauchen. Und Daten natürlich, der Rohstoff der Zukunft. Und nun gibt es auch mal ordentliche Förderung für ein Forschungsprojekt dazu: Wie veredelt man digitale Rohstoffe?

Der Freistaat Sachsen bereitet den Start eines Forschungsprojekts zur „Digitalen Wertschöpfung“ im Frühjahr 2018 vor. In einem gemeinsamen Vorhaben wollen das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie und die Universität Leipzig Methoden zur Bewertung von Daten und deren Nutzung mit Hilfe neuer Softwarelösungen insbesondere für sächsische Unternehmen entwickeln.

Das Fraunhofer IMW gehört zu den jüngeren und kleineren Fraunhofer-Instituten der Republik, ist in Leipzig ansässig – und zwar direkt in der City am Neumarkt – und es wurde im vergangenen Jahr neu ausgerichtet. Vorher hieß es Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa (MOEZ), 2015 hat es sich neu ausgerichtet und die Wissensökonomie ins Zentrum seiner Arbeit gestellt.

Die Universität Leipzig ist mit den Fakultäten für Informatik sowie Wirtschaftswissenschaft am Forschungsvorhaben beteiligt. Das neue Forschungsprojekt soll unter anderem neue Methoden zur Bewertung von Daten und Nutzung, sowie neue Softwarelösungen für sächsische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) entwickeln.

Es geht um das große Thema Industrie 4.0, das eben nicht nur die großen Industrieunternehmen betrifft.

Daten sind der Rohstoff der nächsten Zukunft.

Aber man muss es ja nicht machen wie die großen Datenhamster Amazon und Co.

Grundlage des Forschungsprojekts sind die bereits heute in allen digital gesteuerten Prozessen der Industrieunternehmen durch Sensoren, Bauteile und Materialien gewonnenen Informationen. Die Forscher untersuchen in ihrem Projekt, welchen Wert diese Daten haben und wie sie neu und in unterschiedlichen Anwendungsumgebungen wirtschaftlich verwertet werden können.

Die Kooperation des Fraunhofer IMW mit dem Institut für Informatik und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig ermöglicht dabei die Verknüpfung der sozioökonomischen Kompetenzen mit dem Ziel, sächsische Unternehmen bei der Digitalisierung wissenschaftlich zu begleiten und zu unterstützen. Der Freistaat Sachsen will das Projekt in den ersten vier Jahren mit einer Fördersumme von insgesamt rund 7,5 Millionen Euro unterstützen.

„Wir erleben es bereits täglich, wie Google, Apple, Facebook und andere die digitalen Spuren, die die Nutzer in diesen Netzwerken hinterlassen, als wertvolle Daten anerkennen und für ihre kommerziellen Zwecke weiterverwenden. Das Leipziger Forschungsprojekt wird erkunden, welchen Wert die in den sächsischen Wirtschaftsunternehmen anfallenden Daten haben“, kommentiert Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange die Förderung des Projekts durch den Freistaat. „Die Forscher werden auch Wege aufzeigen, wie diese Daten weiterverarbeitet werden können, um auf der Basis von digitalen Rohstoffen eine neue Wertschöpfungskette zu knüpfen. Aus digitalen Informationen soll neues Wissen und wirtschaftlicher Erfolg generiert werden. Die dafür nötige Zusammenarbeit von Informatikern, Ökonomen und Soziologen ist in dieser Form beispielhaft.“

Und Wirtschaftsminister Martin Dulig betont: „Mit dem neuen Forschungsprojekt des Fraunhofer IMW und der Universität Leipzig öffnet Sachsen eine weitere, neue Tür in die digitale Zukunft. Damit kommen aus Sachsen nicht nur Software-Innovationen für technische Systeme, sondern auch für unternehmerische Prozesse und die betriebliche Organisation. Das Projekt stellt die dazu notwendigen Weichen. Die Ergebnisse des Vorhabens werden für viele Unternehmen bei der digitalen Gestaltung der künftigen industriellen Wertschöpfung von Nutzen sein.“

Ein echtes Leipzig-Projekt, mit dem sich die wachsende Stadt am sächsischen Westrand nun auch mal in der sächsischen Förderpolitik platziert hat. Was auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung freut: „Dampf-Kraft war die Energie der beginnenden Industrialisierung vor 150 Jahren, das Öl hat unsere Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmt – Daten werden die treibende Kraft von Wirtschaft und Industrie der nächsten Jahrzehnte. Wir wollen in Leipzig Wissenschafts- und Forschungskompetenzen bündeln und damit Antworten geben auf die Zukunftsfrage der digitalen Wertschöpfung. Mit einem neuen Forschungsprojekt zwischen Fraunhofer Gesellschaft und unserer Universität hat Leipzig die Chance, in dieser Zukunftstechnologie ganz vorne mitzuspielen, wovon Mittelstand und Industrie in hohem Maße profitieren werden.“

Und auch aus der SPD-Fraktion gibt es entsprechende Statements. Denn dort ackert man schon seit geraumer Zeit, um den Digital-Standort Leipzig auch einmal in der Forschungslandschaft des Freistaats zu verankern. Denn entsprechende Förderprogramme sind an Leipzig bislang immer vorbeigegangen, was nicht nur am Sitz der sächsischen Landesregierung liegt, sondern auch daran, dass Leipzigs wachsende IT-Landschaft durch keinen großen Player präsentiert wird, sondern durch viele kleine und mittlere Unternehmen, die dann irgendwie als summender Schwarm im Riesencluster Kreativwirtschaft verschwinden. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Auch Leipzigs Wirtschaftspolitik hat diese auf Datenautobahnen operierenden Unternehmen viel zu selten auf dem Schirm.

Das könnte sich jetzt ändern, finden die Leipziger SPD-Landtagsabgeordneten Dirk Panter und Holger Mann: Das 7,2 Millionen-Euro-Projekt sei ein großer Schritt für ökonomische Forschung und digitale Wertschöpfung in Sachsen. Die beiden Partner Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW) und die Universität Leipzig bekämen so die Möglichkeit, die Grundlagenfrage der Digitalwirtschaft zu erforschen und neue Software-Anwendungen zu entwickeln. „Wir sind überzeugt, dass das Millionenprojekt helfen wird, den Wert von Daten zu bestimmen und zu heben.“

Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. Dirk Panter: „Die hohe Projektfördersumme bietet die Chance, im wachsenden Feld des E-Commerce neue Wege zu beschreiten und Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Und Holger Mann: „Dieses große Forschungsprojekt vereint Kompetenzen der Informatik, Betriebswirtschaft und Soziologie mit klarem Auftrag zum Transfer in unsere KMU-geprägte Wirtschaft vor Ort. Wir setzen zudem darauf, dass die Kooperation zwischen Universität Leipzig und IMW zur weiteren Etablierung des Fraunhofer-Zentrums in der Forschungsgemeinschaft beiträgt.“

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