Es geht tatsächlich völlig ohne Wassertourismus: Leipzigs Tourismuszahlen steigen. Auch 2016 war ein Rekordjahr, meldet die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) und reklamiert den neuen Spitzenwert für sich. Was zumindest erwähnenswert ist, denn andere sächsische Regionen hatten deutliche Besucherrückgänge zu verzeichnen.

Worauf Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH, gar nicht erst eingeht. Für ihn ist Leipzig eine Insel der Glücklichen: „Leipzigs nationale und internationale Bekanntheit nimmt weiter zu. Dies spiegelt sich in der Gästestatistik wider, so dass wir auch im Jahr 2016 mehr Gäste gewinnen konnten. Einen großen Anteil daran haben unsere umfangreichen Marketingaktivitäten im In- und Ausland sowie die Zunahme an Kongressen, Tagungen und Events. Die nach ihrer Sanierung wiedereröffnete KONGRESSHALLE am Zoo hat die Erwartungen voll erfüllt. 2016, im ersten Jahr des offiziellen Betriebes durch das Congress Center Leipzig, fanden 122 Veranstaltungen mit rund 64.000 Besuchern statt. Hier setzen wir auch zukünftig auf die erfolgreiche Kooperation mit der Leipziger Messe GmbH und der Kongressinitiative do-it-at-leipzig.de, der 50 Partner angehören.“

Auch Großveranstaltungen wie der 100. Deutsche Katholikentag Leipzig oder der Aufstieg von Rasenballsport Leipzig (RBL) in die Bundesliga haben für weitere touristische Impulse gesorgt und Leipzig in den Fokus der Medien gerückt, heißt es vom LTM.

Ist das wirklich so begründet?

Man darf zweifeln. Denn immer wieder, wenn Leipzigbesucher in der Vergangenheit befragt wurden, stellten sie nicht derart kurzfristige Ereignisse in den Mittelpunkt der Begründung, warum sie nach Leipzig kamen. Fast jedes Mal ist es die attraktive historische Innenstadt, die sie nennen.

Was am 30. Januar ja auch wieder eine Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) aus Köln belegte. Dort hat man 60.000 Personen nach der Gesamtattraktivität deutscher Innenstädte befragt. Und das Ergebnis war schon erstaunlich. Leipzig taucht zwar schon seit ein paar Jahren immer wieder in der Spitzengruppe bei solchen Befragungen auf. Diesmal aber war Leipzig die unangefochtene Nummer 1: „Die Bestnote für die Gesamtattraktivität geht an Leipzig. Die größte Stadt im Freistaat Sachsen belegt damit sowohl bei den Städten mit über 500.000 Einwohnern als auch insgesamt den ersten Platz.“

Übrigens in einem Umfeld, in dem die abgefragten Innenstädte im Durchschnitt die Note 3 bekamen. Eine Handvoll Städte schaffte es zur Note 1. „Allerdings gibt es eine große Spannweite bei der Notenvergabe“, schreibt das IFH. „So werden einige Kandidaten durchaus mit der Note 4 bewertet, während Städte wie zum Beispiel Erfurt, Heidelberg und Hamburg im Einserbereich liegen.“

Die Studie stand übrigens unter dem Zeichen der zunehmenden Digitalisierung: Der Online-Handel bedroht auch die deutschen Innenstädte. Doch augenscheinlich schaffen es einige Städte, trotz dieser Bedrohung ihre Innenstädte zu attraktiven Aufenthaltsorten zu machen, vital, wie das IFH betont. Und es sind nicht die Läden selbst, die die Attraktivität steigern. Das IFH: „Betrachtet man aber die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bewertungskategorien und der separat abgefragten Benotung der Gesamtattraktivität, dann zeigt sich, dass der stärkste Einfluss vom Ambiente und Flair einer Stadt ausgeht – gefolgt vom Einzelhandel und dem Freizeitangebot.“

Der ganze Eiertanz um die „Events“ ist also eher Unfug. Die Reisenden kommen in eine Stadt wie Leipzig, weil die Innenstadt Flair und Ambiente hat, weil man sich da auch tagelang flanierend aufhalten, eine Menge entdecken und vor allem das kompakte Lebensgefühl genießen kann.

Und das funktioniert vor allem, weil mittlerweile große Teile der historischen Innenstadt liebevoll (und aufwendig) saniert wurden, weil man durch Passagen und Durchgangshöfe schlendern kann, in historischen Cafés sitzen und auch ein paar autolose Straßen genießen kann. Leipzig hat viele Fehler westdeutscher Städte nach 1990 vermieden – übrigens auch ein Verdienst des ersten Nachwende-Dezernenten für Planung und Bau, Niels Gormsen.

Und solange mit dieser Substanz sorgsam umgegangen wird und weitere Aufwertungen der Innenstadt mit Augenmaß passieren, wird dieser Ruf weiter tragen, vor allem auch, weil immer mehr Hotelplätze direkt in dieser kompakten Innenstadt entstehen.

Das Ergebnis nun für 2016: Im elften Rekordjahr in Folge konnte Leipzig für 2016 ein Plus von 2,4 Prozent bei den Ankünften und ein Plus von 2,5 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Insgesamt gab es 1.572.073 Ankünfte und 2.899.393 Übernachtungen.

Hinzu kommen 1.955.616 gewerbliche Übernachtungen in der Region Leipzig, so dass sich insgesamt ein Volumen von rund 4,9 Millionen Übernachtungen für die Gesamtdestination LEIPZIG REGION ergibt. Das entspricht einem Anteil von 25,9 Prozent an den gesamten Übernachtungen in Sachsen. Damit liegt die LEIPZIG REGION an der Spitze der Gästestatistik. Leipzigs Gästen standen im Jahr 2016 insgesamt 127 Beherbergungsbetriebe mit 14.864 angebotenen Betten zur Verfügung (2015: 14.798). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste betrug wie im Vorjahr 1,8 Tage.

Was eben auch heißt: Die attraktive Stadt Leipzig sorgt auch für wachsende Übernachtungszahlen im direkten Umland.

Insgesamt verzeichnete Sachsen 7.492.260 Ankünfte und 18.750.390 Übernachtungen und erzielte somit gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,2 Prozent und 0,1 Prozent.

Und ein guter Ruf (wenn er nicht, wie in Dresden, durch diverse Spaziergänger lädiert wird) trägt auch über Landesgrenzen.

Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Anteil der inländischen Gäste im Jahr 2016 um 2,1 Prozent (Ankünfte) und 2,2 Prozent (Übernachtungen). Auch der Anteil der ausländischen Touristen stieg. Deren Ankünfte und Übernachtungen erhöhten sich 2016 auf 216.903 (+3,7 Prozent) und 441.687 (+3,9 Prozent). Dies entspricht einem Anteil von 15,2 Prozent an den gesamten Übernachtungen (2015: 15 Prozent).

Erstmals erreichte Großbritannien (38.600) Platz 1 im Gesamtvergleich der ausländischen Übernachtungszahlen. Die USA (38.366) fiel auf den zweiten Rang zurück. Auf Platz 3 folgt die Schweiz (36.745). Kurz vor dem Sprung in die TOP 10 der ausländischen Gäste steht die Russische Föderation mit 12.259 Übernachtungen. Die höchsten Zuwächse gab es bei Gästen aus Belgien (+26,0 %) und den Niederlanden (+19,9 %).

Und dann kommt Volker Bremer auf das zu sprechen, was in Leipzig wirklich wirkt: „Städtereisen liegen in Deutschland weiterhin im Trend. Mit einem deutlichem Einwohnerwachstum und steigender Wirtschaftskraft gilt Leipzig als aufstrebende Stadt. Die bisher größte Kundenbefragung des Kölner Instituts für Handelsforschung ergab sogar, dass Leipzig bundesweit die attraktivste Innenstadt besitzt. Dieses positive Image werden wir mit verstärkter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, kreativen Projektkooperationen sowie in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) ausbauen. Deshalb erwarten wir für das Jahr 2017 ein Wachstum und sind zuversichtlich, unser Ziel von 3 Millionen Übernachtungen bald zu erreichen.“

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