Seit ein paar Jahren rätseln ja Kammern, Institute, Politiker: Woher kommt eigentlich das Leipziger Wirtschaftswachstum? Der Zuwachs im Verarbeitenden Gewerbe allein kann es nicht sein, der jedes Jahr 6.000 bis 7.000 neue Arbeitsplätze bringt. Die Logistik allein kann es auch nicht sein. Eine neue Auswertung der TLG zeigt: Es sind jede Menge Bürojobs in der Leipziger City, die hier neu entstanden sind.

Und dabei haben sich ohne viel Aufsehen so ziemlich alle großen Bürobauten gefüllt, die vor 20 Jahren mit großen Fördersummen hingebaut wurden, weil alle Welt glaubte, Leipzig würde zum absoluten Dienstleistungs-Schwerpunkt im Osten, ein zweites Frankfurt. Am Ende hatte Leipzig deutschlandweit die meisten leerstehenden Büroflächen deutschlandweit.

Der Fehler lag augenscheinlich nicht in der Vision, sondern in der Vermutung, so ein Büro-Aufbau Ost würde nur 5 Jahre dauern. Oder 15.

Am Ende wurden es 20 Jahre und es sind nicht die Banken, die sich hier die Filetstückchen angemietet haben, sondern lauter Dienstleister vor allem aus der Welt der digitalen Angebote.

Und so kann die TLG, die seit 2012 ein rein privates Immobilienunternehmen ist, vermelden, dass die Stadt Leipzig erstmals seit über zehn Jahren mit rund 113.000 Bürobeschäftigten die gleiche Zahl an Bürojobs wie die Landeshauptstadt Dresden hat. Allein zwischen 2011 und 2015 stieg die Zahl der Bürojobs in Leipzig um 12,9 Prozent, in Dresden um 6,6 Prozent. Der Beschäftigungsboom wirke sich natürlich auch positiv auf die Büromärkte der beiden größten Bürostandorte in Ostdeutschland aus, betont die TLG in ihrer Auswertung zum Thema.

In Leipzig verringerte sich die Leerstandsquote zwischen 2011 und 2015 um 6,1 Prozentpunkte auf 12,6 %. In der Elbmetropole ist die Leerstandsquote allein im vergangenen Jahr um 1 Prozentpunkt gefallen und liegt nun mit 8,6 % deutlich unter der 10 %-Marke. Das ist eines der Ergebnisse des jährlichen Marktberichts „Immobilienmärkte Berlin und Ostdeutschland“ der TLG Immobilien AG.

Trotz des Jobbooms ist der Büroflächenbestand in Leipzig zwischen 2011 und 2015 um 1,5 % und in Dresden um 1,8 % gesunken.

„Derzeit wird noch das gewaltige Überangebot an Büroflächen aus den 1990er Jahren abgebaut. Daher entstehen trotz des Aufschwungs bei den Bürobeschäftigten kaum neue Büroflächen“, analysiert Niclas Karoff, Mitglied des Vorstandes der TLG Immobilien AG.

Die gestiegene Nachfrage wirkt sich dann natürlich auch wieder auf die Bürovermietungsmärkte aus. Bürovermieter in Leipzig und Dresden erzielten 2015 ein Spitzenmietniveau von 12,60 bzw. 12,20 EUR/m².

„Die Spitzenmieten in den beiden sächsischen Metropolen liegen bereits auf einem Niveau wie beispielsweise in Mainz. Das zeigt, dass die ostdeutschen Wachstumsmetropolen mittlerweile mit den westdeutschen Städten in einer Liga spielen“, erläutert Karoff. Bei den Mietpreisen für Büros in Innenstadtlage liegen beide Städte mit jeweils etwa 10,00 EUR/m² gleichauf. Dagegen werden Büros in Dresdener Randlagen mit im Schnitt für 6,00 EUR/m² etwas teurer vermietet als in Leipzig mit 5,80 EUR/m².

Und da alles mit allem zusammenhängt – Jobs mit Kaufkraft, Handelsangebote mit Tourismus – steigen auch in diesen Bereichen die Zahlen.

Dresden schlägt Leipzig beim Einzelhandelsumsatz pro Einwohner mittlerweile nur noch knapp. Während ein Dresdner 2015 im Schnitt EUR 5.903 im Einzelhandel ausgab, waren die Leipziger mit EUR 5.720 im Durchschnitt etwas – na ja – sparsamer. Oder hatten die zwei Scheinchen extra einfach nicht. Was manchmal sehr ärgerlich ist. Denn als Einkaufsziel ist Leipzig deutlich attraktiver als die meisten größeren Städte in der Nähe.

Deshalb können in Leipzig im Durchschnitt höhere Mieten für Einzelhandelsflächen erzielt werden. In der Messestadt liegen die durchschnittlichen Mieten für Einzelhandelsflächen ab ca. 150 m² in Innenstadtlage bei 70,00 EUR/m², in Dresden können dagegen im Schnitt nur 55,00 EUR/m² für diese Flächen erzielt werden. Auch bei den kleineren Einzelhandelsflächen bis ca. 100 m² ist die durchschnittliche Miete in Leipzig mit 12,00 EUR/m² höher als in der Elbflorenz mit 11,50 EUR/m², meldet die TLG.

Im Segment der Spitzenmieten belegt Leipzig den ersten Rang der ostdeutschen Städte. Was natürlich an den beliebtesten Einkaufsmeilen liegt: In den Haupteinkaufsmeilen Grimmaische Straße und Petersstraße liegen die Höchstmieten bei 120 EUR/m². Dresden mit der Prager Straße muss sich demgegenüber mit Spitzenmieten von 100 EUR/m² beugen.

Und Leipzig ist bei Touristen mittlerweile ja auch ein stark nachgefragtes Reiseziel. Die Zahl der Übernachtungen stieg zwischen 2011 und 2015 um 32,5 % auf 2,8 Millionen. Dresden hat im gleichen Zeitraum zwar „nur“ einen Anstieg von 13,4 % zu verzeichnen, liegt aber mit 4,3 Millionen Übernachtungen trotzdem weiterhin deutlich vor Leipzig – trotz eines leichten Rückgangs um 3 % zwischen 2014 und 2015. Die Zimmerpreise bewegen sich in beiden Städten auf einem ähnlichen Niveau. In Leipzig kostet ein Hotelzimmer durchschnittlich 77,90 Euro und in Dresden 74,50 Euro.

„Beide Städte profitieren vom Trend zum Städtetourismus und der zunehmenden Zahl der nationalen und internationalen Geschäftsreisenden“, analysiert Karoff.

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Es gibt 2 Kommentare

Korrektur:…….weil sie keine anderen Alternativen haben, um nicht arbeitslos zu sein.

Wenn man die Callcenterjobs als Bürojobs ansieht, dann stimmt es! Die meisten Büros sind mit Callcentern belegt, wo die meisten Mitarbeiter einen Studienabschluss haben, aber im Callcenter arbeiten müssen, aufgrund anderer Alternativen!

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