Von einer Pre-Opening-Phase sprach Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Messe, am Mittwoch, 9. Dezember, als er vom neuen Leben in der sanierten Kongresshalle sprach, die 2015 ihren Betrieb aufnahm. "Eigentlich eher Pre-Pre-Opening", scherzte er noch. Denn eigentlich mussten alle Beteiligten erst einmal lernen, wie man den Laden im 100 Jahre alten Bau zum Laufen bringt.
Aber was eigentlich Pilotphase war, war gleichzeitig auch ein Kaltstart ins Geschäft: Aussteller und Kongressveranstalter nahmen den neuen Bau an, als wäre er längst schon eingespielt, und bescherten der Messegesellschaft in ihrem 850-Jahre-Jubiläum gleich noch ein schönes Erfolgserlebnis. Er gehörte dann in die Gesamtnachricht: Mit rund 87.300 Besuchern und 86 Veranstaltungen setzt sich für das federführende Congress Center Leipzig (CCL), eine Tochter der Messe, die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fort.
Seit der Eröffnung im Mai wurden in der Kongresshalle am Zoo Leipzig erste Veranstaltungen durchgeführt. Bereits zuvor war das Interesse von Veranstaltern groß und die Branche hatte verschiedene Gelegenheiten, die neue Location kennenzulernen. So lud das German Convention Bureau (GCB) im Juni hierher zu seiner Mitgliederversammlung ein. Im Juli waren die Teilnehmer des 47. Internationalen Messeseminars und im Oktober die Messefachtagung des Fachverbandes FAMA zu Gast.
Während der Pre-Opening-Phase standen dann zwischen September und Dezember 54 Veranstaltungen mit insgesamt mehr als 30.000 Besuchern im Kalender der Kongresshalle, darunter solche mit regionalem und nationalem Publikum, aber auch erste Tagungen mit Gästen aus aller Welt. So fand im September der Internationale Kongress der Zootierpfleger in der Kongresshalle statt und zeigte beispielhaft die einzigartige Verbindung des modernen Tagungszentrums und dem Zoo Leipzig mit wissenschaftlichem Schwerpunkt. Auch Veranstalter aus Wirtschaft, Politik und Kultur nutzen die Räume für unterschiedliche Formate.
Am Silvesterabend klingt das Jahr mit der Johann-Strauss-Gala der Philharmonie Leipzig aus, für die es noch Karten im Vorverkauf gibt, merkt die Presseabteilung der Messe noch kurz an.
Und dann – ja, dann geht es tatsächlich richtig los. Ab dem Januar muss in der Kongresshalle alles flutschen – von Buffet bis hin zum fliegenden Wechsel der Räume.
Ab Januar 2016 beginnt der offizielle Betrieb der Kongresshalle und für das CCL das erste vollständige Geschäftsjahr mit dem Betrieb beider Stätten. Mehr als 100 Veranstaltungen in der Kongresshalle sind bereits geplant. Das Spektrum umfasst neben Firmen-, Jubiläums- und kulturellen Events zahlreiche Branchentreffen für Medizin und Wissenschaft. Dazu gehören etwa die Tagung der Deutschen Dermatologiegesellschaft und der Kongress der Mitteldeutschen Chirurgen, das Internationale Symposium Neuroprotection und Neurorepair sowie die Deutschen Biotechnologietage.
Sollte eigentlich klappen, deutete Buhl-Wagner an, denn augenscheinlich hat diese innenstadtnahe Veranstaltungs-Location eine Menge Pluspunkte, die die üblichen, kastenförmigen Kongresscenter der vergangenen Jahrzehnte andernorts nicht haben – neben der Nähe zu Hotels und Zoo natürlich auch das Flair eines historischen Bauwerks. Das sagte Buhl-Wagner so nicht, aber die Reaktionen einiger seiner Kollegen aus anderen deutschen Messestädten, die auf so ein historisches Kleinod nicht zurückgreifen können, sprechen Bände. Da haben die Vorväter, als sie diesen Jugendstil-Bau an den Zoo setzten, wohl einiges richtiger gemacht als die vielen so gern gefeierten Star-Architekten von heute.
In diesem Bau fühlen sich nicht nur die Leipziger wohl, die mit der Kongresshalle oft noch Jugenderinnerungen verbinden. Die Atmosphäre ist auch für Kongress-Profis beeindruckend, die ja in der Regel alles kennen, was weltweit Rang und Namen hat.
Aber vielleicht trifft am Ende doch zu, was für die Architekten des Jugendstils noch Maßstab war: Der Mensch muss sich in den Bauwerken wohl fühlen, nicht der Techniker. Und wenn die Technik dann trotzdem funktioniert, ohne dass es zu Störungen kommt, sind alle froh, fühlen sich wohl und buchen vielleicht wieder.
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