Kritisiert hat die Leipziger Internet Zeitung das 2013 aufgelegte "Förderprogramm für Wachstum und Kompetenz im Leipziger Mittelstand" (Mittelstandsförderprogramm) schon heftig: wegen des Namens, wegen der geringen Summen, wegen der Werbung. Aber es scheint trotzdem ein Erfolg zu sein. Vor allem aus einem Grund: Andere sinnvolle Förderprogramme gibt es für die Gruppe der Kleinunternehmer nicht.

Jedenfalls keine, die wirklich praktikabel sind und auf die im Grunde belämmerte Marktlage Rücksicht nehmen. Nicht nur den Kleinunternehmern fehlt oft das Geld für vernünftige Investitionen oder einen gut durchdachten Start, es fehlen auch die Kapitalgeber.

Tatsächlich geht es bei den Unternehmen, die sich um die im Schnitt 5.000 Euro für die Erstförderung und die möglichen 20.000 in der zweiten Förderstufe bewerben, nicht um Mittelstand. In Leipzig sind die Maßstäbe ja völlig verschoben. Mittelstand ist eigentlich das, was in Leipzig als großes Unternehmen – so ab 100 Beschäftigte – zählt. Dominiert wird die Leipziger Landschaft aber von Klein- und Kleinstunternehmen – also von Ein-Mann/Frau-Unternehmen bis zu Unternehmen mit bis zu 9 Angestellten. 21.855 von 24.871 Leipziger Unternehmen gehörten 2013 dazu.

Aber was kann man mit 5.000 Euro anfangen, fragte die L-IZ 2013, erst recht, wenn der Gründer selbst noch einmal irgendwo 5.000 Euro auftreiben muss?

Die Frage scheinen sich dann doch viele Kleinunternehmer und Gründer gestellt zu haben. Erst recht, nachdem sie die Antragsverfahren bei anderen Fördergeldgebern durchlaufen haben, wo sie in der Regel erfahren durften, dass die Förderungen gar nicht für sie zugeschnitten sind.

Also fragten sie dann doch lieber im Leipziger Amt für Wirtschaftsförderung an, ließen sich beraten und stellten, wenn sie die Bedingungen erfüllten, einen Antrag. Das wurde im Lauf der zwei Jahre mittlerweile von zwei Werbekampagnen begleitet, mit denen das Amt auf das Förderprogramm aufmerksam machte.

Das Ergebnis hat das Wirtschaftdezernat jetzt in einem Monitoringbericht für den Stadtrat aufbereitet. Der war so auch bestellt worden und kommt noch rechtzeitig, damit sich die Stadtratsfraktionen schlüssig werden können darüber, ob sie das Programm fortsetzen wollen oder nicht.

Erstaunlich ist dabei auch, dass die tatsächlich beantragten Gelder nicht nur ausgeschöpft wurden, sondern 2015 nicht mehr ausreichen. Im Monitoringbericht heißt es dazu: “Seit Juni 2014 haben sich die Zahlen der Antragseingänge auf dem Niveau von 15 bis 20 Anträge je Monat verstetigt. Die Monate April bis Juni 2015 zeigten mit 24, 29 und 28 ein deutlich höheres Antragsaufkommen. Dies veranlasste das Amt für Wirtschaftsförderung einen Bewilligungsstopp für Anträge nach dem 11.06.2015 auszusprechen, da die bewilligten Mittel und die Antragsummen der aufgelaufenen Anträge das Budget um ca. 120.000 € überstieg.”

Investitionen können übrigens mit dem Förderprogramm nicht finanziert werden. Dafür Maßnahmen, die zur Verbesserung der Marktlage des Unternehmens beitragen: “Die am häufigsten in Anspruch genommenen Maßnahmen sind der Kreativbrief (70) und die wachstumsbedingte Standortverlagerung (49), gefolgt von der Meistergründungsprämie (32) und der Managementhilfe (21). … 77,5 % der Bewilligungen beziehen sich auf Maßnahmen der Bestandsförderung, 17,5 % auf Maßnahmen der Gründungsförderung und 5 % auf Maßnahmen der Ansiedlungsförderung.”

Und da der Topf für 2015 schon jetzt ausgereizt ist, beantragt das Wirtschaftsdezernat nicht nur eine Verlängerung des Förderprogramms über das Jahr 2015 hinaus, sondern auch eine Aufstockung der einsetzbaren Mittel von derzeit 450.000 Euro auf künftig 600.000 Euro. Und um die anfragenden Unternehmer besser beraten zu können, will man die Betreuerstellen dauerhaft von 2 auf 3 Vollzeitäquivalente erhöhen. Letzteres vor allem, um insbesondere Gründern aus dem Hochschulbereich die Gründung eines eigenen Unternehmens zu erleichtern und damit auch Knowhow am Standort zu sichern.

Und weil 2015 schon so viele Anträge in der Pipeline sind, wird auch noch für dieses Jahr ein Nachschlag von 95.000 Euro beantragt.

Der Antrag und der Monitoringbericht gehen jetzt erst einmal in den Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit, beschlossen werden müssen der Zuschlag und die Fortführung dann freilich von der Ratsversammlung.

Der Monitoringbericht zum Förderprogramm.

Die Begründung für den Antrag.

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