Wohin geht die Reise für die Sparkasse Leipzig im Jahr sieben der weltweiten Finanzkrise, die noch immer vor sich hingärt? Da kommen zwar ein paar "Erfolgsmeldungen" aus Griechenland. Aber die Leipziger Geldspezialisten brauchen nur die niedrigen Zinsen der EZB zu sehen, um zu wissen: Zu Ende ist die Malaise noch lange nicht. Und sie macht auch das eigene Geschäft schwieriger.
Am Dienstag, 15. April, legte die Geschäftsführung der Sparkasse Leipzig ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2013 vor. Und sie ist, wie Vorstandsvorsitzender Dr. Harald Langenfeld betont, gut. Sogar deutlich besser, als noch vor einem Jahr prognostiziert. Denn Zinsüberschüsse machen einen nicht unwichtigen Bestandteil des Ergebnisses aus. Wenn aber die Zinsen in Europa im Keller sind, sinken auch die Zinsüberschüsse der Banken. Erst recht, wenn sie sich – wie die Sparkasse Leipzig – mit dem Ausbruch der Finanzkrise geschworen haben, alle Risikopapiere aus ihrem Portfolio zu schmeißen.
Dafür setzt sie auf langfristige Anlagen mit möglichst niedrigem Risiko. Eine Kehrtwende, die nach außen nicht spektakulär wirkt, nach innen aber den Konsolidierungsprozess in Gang gebracht hat. Denn auch der heutige Sparkassenvorstand weiß: Ein Haus wie dieses lebt vom Vertrauen. Wer hier ein Konto eröffnet, will wissen, dass mit dem Geld nicht gezockt wird. Wer hier einen Kredit nimmt, ist nicht auf den schnellen Reibach aus, sondern auf eine verlässliche Zusammenarbeit über Jahre – oder Generationen, wie Martin Bücher, der Vorstand fürs Privatkundengeschäft, betont. “Uns gibt es seit 1826”, sagt er. “Das spielt für viele unsere Kunden tatsächlich eine Rolle.” Das Stichwort lautet: Tradition.
Ein anderes heißt: Kundennähe. Auch daran arbeitet die Sparkasse Leipzig, versucht den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Beratung direkt vor Ort. Gerade 2013 wurde das Filialnetz der Sparkasse noch einmal kräftig umgebaut. Die vor Jahren im Rausch des neuen Glanzes eröffneten acht Vermögens- und vier Immobilien-Center wurden aufgelöst, die Mitarbeiter in mehrere der Filialen in Leipzig und den beiden angrenzenden Landkreisen integriert, um möglichst nah am Rat suchenden Kunden zu diesen Fragen zu sein.
85 Filialen betreibt die Sparkasse in ihrem Gebiet. “Das ist das dichteste Filialnetz aller Finanzinstitute”, sagt Langenfeld. Und während er und seine Co-Vorstände Bücher und Koch am Dienstag, 15. April, auseinander klamüsern, wie das Geschäft 2013 lief, fällt immer wieder das Wort von der Konkurrenz, die es ganz anders macht – die das Filialnetz ausdünnt und selbst das Bargeld-Management lieber abgibt, weil es zu aufwändig ist, sich um die ganzen Scheine und Cent-Stücke der Händler zu kümmern, wenn die am Tagesende den Tageserlös irgendwie aufs Konto einzahlen wollen.
Aber auch in anderen Bereichen hat die Sparkasse Leipzig umgedacht. Wer kümmert sich eigentlich um die Betreuung der kleinen und kleinsten Geschäftskunden?, war die Frage. Am 1. Januar ging das neue Segment “S-Firmenkunden Geschäftskunden” in Betrieb, das erstmals die Kompetenz für jene Gewerbetreibenden bündelt, die für gewöhnlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Großbanken fliegen: jener mit Jahresumsätzen zwischen 50.000 und 500.000 Euro. Aus Bankensicht sind das Peanuts. Aber auch diese Unternehmen brauchen manchmal einen Kredit, ein Leasing-Angebot und vor allem eine schnelle Entscheidung von kompetenter Seite.
So etwas dauerte auch bei der Leipziger Sparkasse früher einige Tage. “Aber wir haben die Struktur so geändert, dass in der Regel der Kundenbetreuer vor Ort gleich entscheiden kann, ob es eine Zusage gibt”, sagt Andreas Koch. Er ist im Vorstand der Sparkasse fürs Firmenkundengeschäft zuständig. Ziel sei es, sagt er, dass es Kreditzusagen für Gewerbetreibende binnen 24 Stunden gibt. Mit der bisher gepflegten Beratung, sagt er. “Das ist für uns ein ganz zentraler Bestandteil der Betreuung, dass wir im Beratungsgespräch klären, welches Angebot für den Kunden überhaupt Sinn macht.”
Ähnlich flott will die Sparkasse auch bei Privatkunden arbeiten. Auch dort gilt: Zeit ist Geld. Auch deshalb säßen die Kundenbetreuer jetzt (wieder) in den Filialen, dort, wie die privaten und gewerblichen Kunden kurze Wege haben. “Und wenn die Nachfrage in Belgern erfolgt, der Kundenbetreuer aber in Torgau sitzt, dann kommt der Kundenbetreuer auch nach Belgern”, sagt Martin Bücher, keine Frage.In der Summe profiliert sich die Sparkasse Leipzig weiter zu einem Geldinstitut für die Bedürfnisse der Region. “Das war eine grundsätzliche strategische Entscheidung und zugleich ein klares Bekenntnis der Sparkasse Leipzig zur Region”, sagte Harald Langenfeld zum Umbau des Filialsystems. Und es scheint zu funktionieren: 51 Prozent der Gewerbetreibenden der Region sind bei der Sparkasse Leipzig. Bei den Privatkunden sind es 61 Prozent, ein paar weniger als im Vorjahr. “Aber das ist das Niveau der Jahre davor”, sagt Martin Bücher.
Es geht der Sparkasse da ein wenig wie den Stadtwerken Leipzig: Die Konkurrenz wirbt natürlich mit allen Mitteln um junge Kunden, bietet Sonderkonditionen für Girokonten, wirbt gar mit dem “kostenlosen Konto”. “Es gibt kein kostenloses Konto”, sagt Bücher. “Die Banken holen sich ihr Geld dann eben nur woanders.”
Auch Harald Langenfeld geht auf das nicht ganz unpolitische Thema der Konto-Kosten ein. Ein Girofix-Konto koste bei der Sparkasse in der Betreuung 5 Euro im Monat. “Da sind dann alle Betreuungskosten mit drin”, sagt Langengfeld. Mehr Betreuungsaufwand wird aber bei Pfändungsschutz-Konten, so genannten P-Konten, fällig. “Der Aufwand beträgt dort tatsächlich 10 Euro”, sagt Langenfeld.
Wenn aber die Politik eine Senkung der Gebühren für die P-Konten fordere, müsse das Institut für den Rest aufkommen. 17.500 P-Konten führte die Sparkasse Leipzig im Jahr 2013, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Was auch einiges darüber aussagt, wie viele Menschen im Betreuungsgebiet mit Schuldenproblemen zu kämpfen haben und natürlich ihre Not haben mit Konto-Gebühren, die höher sind als für andere Nutzer. Aber auch das Problem muss politisch gelöst werden.
In der Bilanz der Sparkasse wirken sich all die in den letzten Jahren eingeführten politischen Regularien dämpfend aus. Trotzdem kann sich das Jahresergebnis 2013 wieder sehen lassen. Die Bilanzsumme stieg leicht von 8,81 auf 8,82 Milliarden Euro. Das Geld, mit dem die Sparkasse vor allem arbeitet, sind Kundeneinlagen. Der Betrag der Kundeneinlagen erhöhte sich von 6,92 auf 7,02 Milliarden Euro.
Und auch das Kreditgeschäft wuchs leicht an. Hatte die Sparkasse 2012 noch 3,31 Milliarden Euro an “Forderungen an Kunden” waren es 2013 dann schon 3,36 Milliarden. Alles leicht steigend. Die meisten Kunden der Sparkasse agieren augenscheinlich genauso vorsichtig wie ihre Sparkasse selbst. Lieber spart man beim Aufwand. Da macht sich in der Bilanz selbst eine halbe Million eingesparter Sachaufwand bemerkbar. Und da man konservativ wirtschaftet, sinken auch die Zahlen für die Zahlen im “Bewertungsergebnis” – von 43,7 auf 31 Millionen in diesem Fall. Was aus einem leicht gesunkenen Betriebsergebnis (allein die Niedrigzinsen haben für 8 Millionen Euro weniger gesorgt) am Ende, nach der Bewertung, sogar ein besseres Betriebsergebnis als 2012 macht: 47,4 Millionen blieben übrig, rund 4,5 Millionen mehr als 2012. Davon gingen dann noch ein paar Millionen Euro an Steuern ab. Und unterm Strich blieb ein Plus von 16,9 Millionen Euro, 0,3 Millionen mehr als 2012. Die fließen nun wieder in die Rücklagen, sagt Langenfeld.
Denn die Höhe der Rücklagen bestimmt, wie stark sich eine Bank ins Kreditgeschäft wagen kann.
Und die Bedingungen von Basel III erfülle die Sparkasse Leipzig nach sieben Jahren Konsolidierung mittlerweile auch. Oder mit Langenfelds Worten: “Die Sparkasse ist wieder sehr, sehr solide aufgestellt.”
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