Wie lange wird das jetzt dauern, bis die Stadt Leipzig ihr so genanntes Mittelstandsförderprogramm korrigiert, wenn es jetzt dafür sogar ein Lob aus London gibt? Dort sitzt die "Financial Times"-Tochter "fDi Magazine", ausgeschrieben: Foreign-Direct-Investment-Magazine (fDi). Die wählte, so teilt Leipzigs Verwaltung jetzt mit, die Leipziger Wirtschaftsförderung im Rahmen der Vergabe der fDi's IPA Innovation Awards 2013 in der Kategorie SME support (Unterstützung von klein- und mittelständischen Unternehmen - KMUs) auf das Siegerpodest.
Begründet wurde die Entscheidung der Jury unter anderem mit der frühzeitigen Orientierung auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen, dem von der Wirtschaftsförderung angebotenen Mittelstandsförderprogramm sowie dem Programm zur Vergabe von Mikrokrediten, insbesondere in benachteiligten Quartieren. Der Auswahl lagen Wettbewerbsunterlagen von insgesamt 55 Wirtschaftsfördergesellschaften weltweit zugrunde.
“Der Wirtschaftsstandort Leipzig gewinnt auch international immer mehr an Renommee”, meint jetzt Uwe Albrecht, Bürgermeister für Wirtschaft und Arbeit der Stadt Leipzig, dazu. “Bereits in der Studie des fDi Magazine `European Cities & Regions of the Future 2012/2013′ gelangte Leipzig in drei Kategorien unter die Top-Ten-Städte Europas. Umso wertvoller empfinde ich es, dass nun auch das Engagement der Leipziger Wirtschaftsförderung für die kleinen und mittelständischen Unternehmen vor Ort eine besondere Würdigung erfahren hat.”
Es ist nicht das erste Mal, dass das kleine, extra für globale Investoren gemachte dDi Magazin Leipzig und seine Wirtschaftsförderung gut findet. Aber genau das darf man nicht vergessen: Die “Financial Times” hat das Magazin (Auflage 15.000 Stück, Erscheinen im Zweimonatsrhythmus) extra gegründet, um Investoren, die ihr Geld rund um den Globus anlegen wollen, so eine Art Orientierung zu geben. Mit haufenweise Rankings. Rankings, die seit Jahren die eh schon atemlose Ranking-Flut bereichern. Das Interesse der Städte und Regionen, die um die Aufmerksamkeit der großen Player buhlen, ist ja riesengroß – Asien rangelt mit Europa, Norditalien mit Südengland, Kassel mit Barcelona um Aufmerksamkeit und um diesen kleinen Ranking-Ruhm, kurzzeitig mal aufs Siegertreppchen zu dürfen, wo sonst die dicken Metropolen stehen. München, Hamburg, London.”In der aktuellen Studie wurde die Innovations- und Leistungsfähigkeit speziell von Wirtschaftsförderungsgesellschaften im internationalen Maßstab bewertet”, meint Dr. Michael Schimansky, Amtsleiter der kommunalen Wirtschaftsförderung Leipzig. “Daher macht es mich stolz, dass mit der Würdigung in der Kategorie ?SME support’ bei den fDi’s IPA Innovation Awards 2013 die Leipziger Wirtschaftsförderung für ihren Einsatz insbesondere für die zahlreichen kleineren Unternehmen gewürdigt wurde. Gerade diese Unternehmensgruppe steht seit Jahren in unserem besonderen Fokus und bestätigt uns, den eingeschlagenen Weg auch in der Zukunft fortzusetzen.”
Dass das Programm nicht wirklich funktioniert, scheint den Verantwortlichen da eher gleichgültig. Nicht einmal 10 Prozent der 2013 vom Stadtrat bereitgestellten Gelder wurden abgerufen, ergab jüngst erst eine Anfrage der SPD-Fraktion. Fürs Frühjahr hat das Wirtschaftsdezernat jetzt eine Nachjustierung des Programms angekündigt.
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Ziel des Mittelstandsförderprogramms (Förderprogramm für Wachstum und Kompetenz im Leipziger Mittelstand 2013 bis 2015) ist es eigentlich, so betont die Leipziger Verwaltung, die Unternehmen durch innovations- und technologieorientierte Projektförderung zu befähigen, die eigenen Potenziale besser zu nutzen und die überregionale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Das Programm umfasst die drei Programmlinien Bestandsförderung, Gründungsförderung und Ansiedlungsförderung. Dass aber Kreditrahmen von 5.000 oder (im zweiten Schritt) 20.000 Euro nirgendwo in Europa ausreichen, solche Innovationsinvestitionen zu finanzieren, muss man den Leipziger Förderern wohl erst einmal vorrechnen. Von einer Art Risikokapitalisierung, die in einer finanzschwachen Region wie Leipzig eigentlich der Normalfall sein müsste, ist das Leipziger Prozedere weit entfernt. Über die streng beaufsichtigte Vergabe von Kleinstkrediten kommt man einfach nicht hinaus.
Daneben gibt es auch noch das noch engherziger zugeschnittene Programm Mikrokredite, bei dem die Stadt in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Leipzig und dem Mikrofinanzierungsinstitut KIZ gGmbH Mikrokredite für Unternehmensgründungen, bestehende kleine Unternehmen und Freiberufler ausgibt.
In der Formulierung der Stadt liest es sich geradezu liebevoll: “Die Kreditnehmer werden von der Antragstellung bis zur Rückzahlung intensiv persönlich betreut. Der Mikrokredit ist gerade für diese Gruppe schneller und einfacher verfügbar als ein Bankkredit.”
www.fdiintelligence.com/Rankings
Die Antwort des Wirtschaftsdezernats an die SPD-Fraktion: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/E4983A123E50802CC1257C910030E271/$FILE/V-f-1052-antwort.pdf
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