Die Leipziger Unternehmen scheinen ungenügend auf die SEPA-Umstellung vorbereitet zu sein. Zu diesem Schluss kommt Thomas Hofmann, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig:"In unseren täglichen Beratungsgesprächen stellen wir fest, dass gerade Kleine- und Kleinstunternehmen zwar von SEPA gehört, aber eine aktive Umstellung noch nicht vorgenommen haben", so Hofmann.

Damit scheinen sich die Leipziger Gewerbetreibenden ähnlich schlecht auf die Neuerungen eingestellt zu haben wie in ganz Deutschland. “Auf Grundlage von Erhebungen des deutschen Bankenverbandes werden noch über 90 Prozent der Lastschriften und mehr als 60 Prozent der Überweisungen des täglichen Wirtschaftsverkehrs im alten Format durchgeführt”, sagt Hofmann. Für den IHK-Bezirk Leipzig gelte ein ähnliches Bild.

SEPA tritt ab dem 1. Februar inkraft. Dann wird es die üblichen Überweisungen nicht mehr geben. Das umständliche Kürzel SEPA steht für “Single European Payments Area”, was ebenso umständlich übersetzt heißt: einheitlicher europäischer Zahlungsverkehrsraum. Es verspricht, Überweisungen und Lastschriften innerhalb Europas schneller abzuwickeln. Doch auch Überweisungen innerhalb eines Landes müssen nun die neuen Anforderungen erfüllen. Die wichtigste Neuerung für Bankkunden heißt IBAN. Dieser 22-stellige Code ist die internationale Kontonummer und wird die nationalen Kontonummern und Bankleitzahlen ersetzen. In Deutschland ist sie aus eben jenen Ziffern zusammengesetzt. Plus einer zweistelligen Prüfziffer sowie der Länderkennung “DE” am Anfang.

Während sich für Überweisungen nur jene Kontonummer ändert, braucht es künftig bei Einzugsermächtigungen eine Mandatsnummer und eine Gläubiger-Identifikationsnummer. Um diese zu erhalten, mussten sich alle Unternehmen, die Lastschriften abziehen, registrieren. Üblicherweise haben Kunden zum Beispiel vom Stromanbieter oder ihrem Telefonanbieter bereits Post erhalten oder Informationen auf dem Kontoauszug über die neuen Buchungen.

“Die Veränderungen bringen auch die Gefahr mit sich, dass Betrüger aktiv werden”, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Deshalb bietet die Zentrale in den ersten Wochen des begonnenen Jahres verstärkt ihren Rat an. Besonders wachsam sollte jeder in den nächsten Tagen im Umgang mit empfangenen e-Mails sein, die auf die SEPA-Umstellung hinweisen und gegebenenfalls Anhänge mit Spionageprogrammen beinhalten können. “Da schon in den letzten Wochen des vergangenen Jahres solche Nachrichten in betrügerischer Absicht versendet wurden, gehen wir davon aus, dass sich dies in der heißen Phase vor dem Stichtag 1. Februar wiederholt”, warnt Heyer. Im Zweifelsfall könne bei dem Unternehmen, mit dem ein Vertrag besteht, telefonisch nachgefragt werden, ob die Nachricht tatsächlich von ihm stammt. Fragen, zum Beispiel zum Widerruf einer Einzugsermächtigung, können in der nächstgelegenen Beratungseinrichtung geklärt werden. “Sofern Gruppen, etwa Seniorenvereine, Interesse an einem verständlichen Vortrag haben, sollten sie direkten Kontakt mit der nächstgelegenen Beratungseinrichtung aufnehmen”, so Heyer.

Für Unternehmen gilt es nun, schnell zu handeln. “Das Wichtigste ist, allen Geschäftspartnern die eigene IBAN und BIC mitzuteilen”, sagt Thomas Hofmann von der IHK. “Gleichzeitig sollte man sich bemühen, die IBAN und BIC seiner Geschäftspartner zu erhalten. Nur wenn diese Daten vorliegen, ist ein reibungsloser Zahlungsverkehr ab 1. Februar 2014 möglich”, rät er. Zudem müssen die verwendeten Buchhaltungssysteme sowie die Banking-Software aktualisiert werden. So zeitnah wie möglich sollten dann die Bankdaten auf Geschäftspapiere wie Angeboten, Rechnungen und Briefbögen sowie auf der Webseite angepasst werden.

Die IHK hat ihre Mitglieder in Veranstaltungen über SEPA informiert. “Hierbei haben Experten vom deutschen Bankenverband die Neuerungen im Zahlungsverkehr den Teilnehmern näher gebracht”, so Hofmann. Ferner habe sich das Mitgliedermagazin, welches monatlich zugestellt wird, mehrmals detailliert dem Thema gewidmet. Zudem stehen zwei Mitarbeiter der IHK telefonisch und per Mail für Fragen zu SEPA zur Verfügung.

Eine Informationsveranstaltung kurz vor SEPA-Start bietet die Handwerkskammer zu Leipzig an: Am Montag, 13. Januar, um 18 Uhr, findet im Haus des Handwerks in der Dresdner Straße die nächste Veranstaltung statt, auf der Experten erläutern, welche Anforderungen von den Unternehmen umgesetzt werden müssen.

Meldung der IHK zu SEPA sowie Kontakt zu Ansprechpartnern:
www.leipzig.ihk.de/inhalt/geschaeftsfeld/Existenzgruendung-und-Unternehmensfoerderung/Unternehmensfuehrung/Zahlungsverkehr/Unternehmen-muessen-sich-auf-SEPA-Umstellung-vorbereiten-37614.aspx
Die EU hat die Notbremse gezogen. Gestern kündigte EU-Kommissar Michel Barnier an, die Frist für die SEPA-Einführung um ein halbes Jahr zu verlängern. Nun sollen die neuen Bankverbindungen zum 1. August eingeführt werden, weil europaweit viele kleine Unternehmen und Vereine bisher für die Umstellung nicht bereit sind. “Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, um dem Risiko von Zahlungsunterbrechungen und möglichen Folgen besonders für Verbraucher sowie kleine und mittlere Unternehmen entgegenzuwirken”, sagte Barnier.

Thomas Hofmann von der IHK zu Leipzig meint dazu:”Vor allem für unsere vielen kleinen Unternehmen in der Wirtschaftsregion Leipzig, die eine aktive Umstellung auf SEPA noch nicht vorgenommen haben, stellt die Fristverlängerung der EU-Kommission eine Entlastung dar. Aber – aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Jetzt gilt es, die Zeit konsequent zu nutzen, um einen reibungslosen Zahlungsverkehr im Geschäftsalltag ab dem neuen Stichtag sicherzustellen.”

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