Amazon-Mitarbeiter in Leipzig und Bad Hersfeld haben sich gegen den Verdi-Streik ausgesprochen und Unterschriften gesammelt. Die Aktion begann bereits im Dezember vergangenen Jahres. Bislang sollen rund 1.000 Mitarbeiter unterzeichnet haben. Damit sind es fast ebenso viele wie im gleichen Zeitraum gestreikt haben. Sandra Münch organisiert die Unterschriftensammlung.

Die Hallenserin sagte der Mitteldeutschen Zeitung: “Die Gewerkschaft stellt die Arbeitsbedingungen permanent schlecht dar.” Dies entspreche nicht der Realität. So würden zwar Arbeitsabläufe in den Leipziger Versandhallen überwacht, doch dies sei in Logistikzentren anderer Firmen nicht anders. So sollen Diebstähle verhindert und die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet werden. Gegen den von Verdi geforderten Tariflohn ist sie nicht: “Wer hat nicht gerne mehr Lohn.” Doch die Streiks hält Münch für unverhältnismäßig und nicht zielführend. Sie arbeitet seit der Inbetriebnahme im Jahr 2006 im Amazon Versandzentrum Leipzig. Die 43-Jährige prüft die Qualität im Paketversand.

Amazon bezeichnet die Aktion als “selbst initiiert” und stellt ein Foto von einem Schreiben, welches wohl den Mitarbeitern vorlag, auf seine Homepage. “Amazon ist ein ganz normaler Arbeitgeber, mit Stärken und Schwächen”, heißt es darin. “Seit 2006 hat sich vieles positiv geändert und mit Gründung unseres Betriebsrates 2009 haben wir sehr viel erreicht”, steht in dem nicht unterzeichneten Schriftstück.

Verdi hält dagegen und erhebt den Vorwurf, dass der Konzern offenbar Druck ausgeübt habe. Unterschriften seien unter Aufsicht des Managements herbeigeführt worden. Allerdings seien viele Amazon-Beschäftigte befristet angestellt und sähen sich daher möglicherweise auch ohne Aufforderung veranlasst, sich zum Unternehmen zu bekennen. Initiatorin Münch wies die Vorwürfe allerdings zurück.

Seit Mai vergangenen Jahres streiken Amazon-Beschäftigte in Leipzig. Die Gewerkschaft ver.di will erreichen, dass der Konzern zukünftig nach dem Tarif der Einzel- und Versandhandelsbranche entlohnt, statt wie bisher nach dem der Logistik-Branche. Amazon lehnt bisher jedoch eine Aufnahme von Verhandlungen ab.

Die Verdi-Gegner planen nun eine T-Shirt-Aktion. Mit der Aufschrift “Pro Amazon – Logistik-Mitarbeiter gegen Hetzkampagnen” wollen sie für ihren Arbeitgeber werben.

Zum Brief der Verdi-Gegner:

www.amazon-logistikblog.de/2013/12/20/ueber-1-000-unterschriften-mitarbeiter-rufen-zur-aktion-auf/
Die Gewerkschafter haben via Facebook eine Stellungnahme zur Unterschriftenaktion abgegeben. Darin heißt es: “Uns ist bekannt geworden, dass diese Unterschriften beispielsweise in Leipzig (rund zwei Drittel der Unterschriften) unter Aufsicht des Managements eingeholt wurden. Zahlreiche Unterzeichner sind heute gar nicht mehr im Unternehmen, da sie nur befristet beschäftigt waren.”

Darüber hinaus würde man das Vorgehen des Amazon-Managements ebenso bedauern, wie die Unterschriften der Beschäftigten. Zu diesen heißt es seitens ver.di weiter: “Beschäftigte, die unter hohem Druck stehen, zum Teil langzeit- arbeitslos waren, in strukturschwachen Regionen leben und eventuell als Alleinverdiener eine Familie ernähren müssen, mögen diesem Druck nicht standgehalten haben, – das ist aus dieser Sicht verständlich, jedoch bedauerlich.”

Man biete diesen Beschäftigten an, in einen Dialog zu treten, um gemeinsam sichere und unbefristete Arbeitsplätze zu erhalten und eine tarifliche Entlohnung sicherzustellen.

Weitere Informationen unter
https://www.facebook.com/verdi.bei.amazon &
www.amazon-verdi.de

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