Wohin geht die Reise wirtschaftlich im Jahr 2014 in Leipzig? Die jüngste Konjunkturumfrage der IHK zu Leipzig gibt zumindest einen Fingerzeig. 714 Unternehmen nahmen an der Umfrage zum Jahresauftakt teil, repräsentativ für immerhin 33.000 Mitarbeiter. Und während so mancher bang nach China und in die USA schaut, besagen die Zahlen zumindest für den Kammerbezirk Leipzig: die Geschäftslage ist ganz gut, die Aussichten sind nicht übel.

Aber was bedeuten Begriffe wie “Aktuelle Geschäftslage” und “Geschäftserwartungen” tatsächlich? – Die Geschäftslage zeigt, wie gut ein Unternehmen aktuell ausgelastet ist. Rollt die Produktion? Sind alle Leute beschäftigt? Sind noch freie Reserven?

Bei “Geschäftsaussichten” geht es um einen Blick in die Auftragsbücher. Viel weiter als drei oder sechs Monate können die allerwenigsten Unternehmen in die Zukunft schauen. Aber die Geschäftsleitungen wissen in der Regel, welche Aufträge für die nächsten drei Monate unterschrieben sind und über welche Auftragsvolumina gerade ernsthaft verhandelt wird. Die angefragten Unternehmer bewerten das einfach mit gut, befriedigend oder schlecht. Die Prozente fließen dann in der Konjunkturanalyse zusammen.

Generelles Ergebnis aus Sicht der IHK: “Die aktuelle Geschäftslage und der Geschäftsausblick für das Jahr 2014 werden in der gewerblichen Wirtschaft überwiegend positiv gesehen. Heißt im Klartext: 49 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage als “gut” ein. Zum Jahresbeginn 2013 waren das 44 Prozent. 43 Prozent finden ihre Geschäftslage “befriedigend” (vor einem Jahr waren es 44 Prozent), nur 8 Prozent finden die Lage schlecht (vor einem Jahr waren es 12 Prozent). Was den Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen von 32 auf 41 anhebt. Was im Grunde heißt, dass das Jahr 2013 zwar kein Feuerwerk war, aber es gab auch keine heftigen Einbrüche im Markt. Die Umsätze sind sogar leicht gestiegen und ein bisschen mehr Personal hat man auch eingestellt.

Nur dieses kleine Plus, das man so gern Wirtschaftswachstum nennt, fehlt irgendwie. Die IHK in ihrer Einschätzung: “Trotz der guten wirtschaftlichen Situation der Unternehmen dürfte die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr aber insgesamt stagnieren, weil die Geschäfte zum Jahresbeginn recht schleppend verliefen und erst in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewannen. Die Umsätze stiegen in vielen Unternehmen an. Sie profitierten insbesondere von der verbesserten Auftragsentwicklung in den vergangenen sechs Monaten. Die Jahresumsätze 2013 bewegen sich sowohl in der Industrie als auch im Bauhauptgewerbe auf Vorjahresniveau. Umsatzzuwächse waren vor allem in den Dienstleistungsbereichen und im Handel zu beobachten.”

Womit einmal mehr bestätigt ist, dass der aktuelle Wachstumsmotor, wenn auch mit kleinen Margen, immer noch die Dienstleistungsbranche ist. Auch wenn einige Sektoren zufriedener sind als andere. “Wie schon vor einem Jahr überwiegen auch diesmal in allen Wirtschaftsbereichen die positiven gegenüber den negativen Lageurteilen deutlich. Das beste Ergebnis ist nach wie vor im Baugewerbe festzustellen, gefolgt vom Tourismus- und Dienstleistungsgewerbe”, so die IHK.
Und auch der Blick in die Zukunft sieht gut aus.

“Jedes vierte Unternehmen blickt optimistisch in die Zukunft. Nur jedes zehnte Unternehmen ist pessimistisch gestimmt. Im Saldo liegt das Ergebnis damit auf dem Niveau der beiden letzten Umfragen”, so die IHK. “Die guten Prognosen werden gestützt durch verbesserte Rahmenbedingungen im Weltwirtschaftshandel sowie bei der wirtschaftlichen Entwicklung im Euro-Raum.”

Aber: “Die konjunkturellen Risiken wie die EU-Schuldenkrise und die volatilen Energie- und Rohstoffpreise sind jedoch nicht überwunden.” Und: “Auch aus dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ergeben sich durchaus Konfliktpotenziale für die gewerbliche Wirtschaft. Insbesondere die Erweiterung der LKW-Maut auf Bundesstraßen sowie die Einführung eines einheitlichen Mindestlohnes werden von vielen Unternehmen kritisch gesehen und könnten letztendlich auch das wirtschaftliche Wachstum bremsen.”

Trotzdem sehen 25 Prozent der Unternehmen günstigere Bedingungen für ihr Geschäft, für 64 Prozent hat sich an den Zukunftsaussichten nichts verändert. Nur 11 Prozent befürchten eine ungünstigere Entwicklung. Da aber auch die Erwartungen zu Beginn 2013 schon gut waren, könnte hinter manchen verhaltenen Äußerung durchaus ein positiver Trend verstecken, schätzt die IHK ein: “Ausgehend vom sehr hohen Ausgangsniveau lassen die positiven Unternehmensprognosen für 2014 ein deutlich höheres Wachstum der regionalen Wirtschaft als 2013 erwarten.”

Heißt auch, die Unternehmen erwarten weiter mehr Personaleinstellungen als Entlassungen, steigende Exporte und Umsätze. Was sich im positiven Saldo in diesen Fragen ausdrückt: Personal + 10 Punkte, Export + 17 Punkte, Umsatz + 17 Punkte. Ob die Einschätzung der befragten Unternehmen zutrifft, wird man dann wieder in der Frühjahrsumfrage sehen, wenn aus Geschäftserwartungen Geschäftslagen werden und der Blick dann wieder bis zum Sommer oder Herbst reicht.

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