Es war alles absehbar und berechenbar. Und wie keine andere Institution in Leipzig hat die Handwerkskammer zu Leipzig frühzeitig auf den drohenden Absturz der Schulabsolventenzahlen reagiert. Sie hat die Werbung für eine Ausbildung im Handwerk in den Schulen verstärkt, sie hat ihre Unternehmen animiert, frühzeitig Lehrlinge zu binden, sie hat eine gefragte Lehrstellenbörse aufgelegt. Das hat ihr zwei Jahre Luft verschafft. Doch jetzt wird auch im Handwerk der Nachwuchs rar.

In Kürze beginnt das neue Ausbildungsjahr. Bis Mittwoch, 31. Juli, haben sich 663 junge Frauen und Männer ihre Lehrstelle in einem Handwerksbetrieb des Kammerbezirks Leipzig gesichert. Das sind fast 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Ausgebildet werden sie in 70 Berufen.

Dagmar Ehnert, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer, hofft, dass sich in den kommenden Wochen noch Jugendliche für einen Handwerksberuf entscheiden. “Unsere Betriebe brauchen den Nachwuchs dringend. Qualifizierte Bewerber haben nicht nur gute Aussichten auf eine Lehrstelle sondern auch auf eine schnelle Karriere nach erfolgreichem Abschluss.”

Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Vor zehn Jahren, 2003, verließen noch 5.639 junge Leute Leipzigs Schulen, um eine Ausbildung oder ein Studium anzutreten. Doch der Geburtenknick der frühen 1990er Jahre hat dafür gesorgt, dass jeder folgende Absolventenjahrgang dünner war als der vorhergehende. Die Zahlen haben sich halbiert. Der Tiefpunkt war das Jahr 2011, da verließen nur noch 2.647 Jungen und Mädchen die Schule, um ins Studien- oder Berufsleben einzutreten. Entsprechend verschärft hat sich die Werbung um die jungen Leute – vor allem die mit den besseren schulischen Leistungen.

Und da die Handwerkskammer mit 70 unterschiedlichen Ausbildungsberufen auch viele Interessen bedienen konnte, hatte sie stets gute Karten. Bis zum letzten Jahr. Doch schon im Frühjahr 2013 zeichnete sich ab, dass der Pool erschöpft ist und immer mehr Ausbildungsbetriebe ihre Lehrstellen nicht besetzen können.
Nach wie vor sind aber noch viele Stellen verfügbar: Allein für dieses Jahr sind In der Online-Lehrstellenbörse der Kammer noch 166 Ausbildungsplätze eingetragen, teilt die Handwerkskammer mit.

Die meisten Lehrverträge wurden in den Berufen Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Friseur und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik abgeschlossen. Für diese Berufe gibt es aber ebenso noch unbesetzte Lehrstellen wie in 38 weiteren.

Jugendlichen, die noch unentschlossen sind, empfiehlt die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer, sich über die mehr als 130 Berufe und Karrierechancen im Handwerk zu informieren. Das gehe beispielsweise über die Internetplattform der Handwerkskammer. Am besten sei es aber, Praktika in unterschiedlichen Unternehmen zu machen. “Dabei lernt man den Alltag im Betrieb kennen und kann besser einschätzen, worauf es in dem jeweiligen Beruf ankommt. Außerdem kann man beim potentiellen Ausbilder punkten”, erklärt Ehnert.

Wer nach Praktikumsstellen sucht, findet zur Zeit 347 Angebote in der Praktikumsbörse der Handwerkskammer. Alle Informationen über Handwerksberufe, freie Lehrstellen und Praktika in der Region gibt es auch in der App Lehrstellenradar, die kostenfrei im AppStore oder via Google Play heruntergeladen werden kann.

Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer zu Leipzig findet man hier:
www.hwk-leipzig.de

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