Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) ziehen um. Raus aus ihrem angestammten Geschäftssitz in der Karl-Liebknecht-Straße. Rein in ein Haus, aus dem man die Schmuckseite der Stadt sehen kann - den Augustusplatz. Georgiring 3 ist die Adresse, die künftig auf allen Geschäftspapieren stehen wird. Und der schönste Spaß an diesem Umzug: Die LVB bekommen einen Tresor. Den hat der Vormieter einfach stehen lassen.

Der Vormieter war die Commerzbank, die hier ihren Sitz hatte, bis sie im Verlauf der Finanzkrise die Dresdner Bank übernahm und damit auch die etwas älteren und angestammten Gebäude der Dresdner Bank. Das in den 1990er Jahren am Georgiring (und der verschwundenen Poststraße) errichtete Gebäude wurde leergezogen. Ein paar Mieter sind noch drin. Ganz allein werden die LVB hier nicht sein, wenn am Wochenende 12. bis 14. April die Umzugswagen rollen.

Am Freitag, 1. März, wurden die Leipziger Medien schon einmal eingeladen auf die Baustelle. Zwar haben die LVB, wo es ging, Wände und Böden gelassen, wo sie waren, aber umgebaut werden mussten die drei Etagen, auf denen sich das Kommunalunternehmen mit seinen Töchtern einrichtet, trotzdem. In allen Gängen leuchtete die Verkabelung orange aus den offenen Böden. “Die Verkabelung hätten wir auch in der Karl-Liebknecht-Straße komplett erneuern müssen. Die alte war nicht mehr leistungsfähig genug”, erzählt LVB-Geschäftsführer Ulf Middelberg.

Das Ganze ist auch ein Sparprogramm. Mehrere Sektionen der LVB, die bislang verstreut sind, ziehen zusammen. Die komplette Verwaltung aus der Karl-Liebknecht-Straße, wo die LVB bislang 4.500 Quadratmeter gemietet haben, die technische Abteilung, die bislang noch in Heiterblick untergebracht ist auf 700 Quadratmeter, dazu die Unternehmenstochter Verkehrs Consulting (VCL), die bislang 700 Quadratmeter am Martin-Luther-Ring gemietet hat. Und ein Teil der Fahrerversorgung zieht aus der Angerstraße mit um, was der LVB-Tochter ermöglicht, aus ihren bislang am Johannisplatz gemieteten Räumen an die Angerbrücke zu wechseln.

Am Georgiring stehen der LVB künftig 8.700 Quadratmeter zur Verfügung. Ein Teil davon gehört ganz allein dem Fahrpersonal. Das bekommt – ebenerdig – sogar eine Fahrer-Lounge. Über den Namen wird hinter den Kulissen noch heftig diskutiert. Aber dieser Raum soll nicht nur als Treff- und Entspannungsraum für die Fahrer dienen, Platz zum Gespräch und zur Abklärung der Fahrrouten dienen. Auch ein paar Sportgeräte sollen Platz finden. Auch wenn einige Fahrer schon heftig “Nein!” gerufen haben. Nur ja kein Sport. Andere finden es gut.
Aber der neue Treffpunkt soll auch ein altes Problem lösen: Bislang finden die Fahrerwechsel zumeist am Hauptbahnhof statt. Da aber stehen keine Räumlichkeiten zum Aufwärmen, Pausemachen, Entspannen zur Verfügung. Entsprechend umständlich gestaltet sich das. “Künftig werden wir aber die Ablöse direkt am Augustusplatz machen können”, erklärt Dirk Sikora, LVB-Geschäftsbereichsleiter Investitionen und Liegenschaften, der den großen Umbau der neuen Firmenzentrale managen muss.

Umbau heißt auch: Die LVB bekommen eine eigene Kantine im Erdgeschoss, dort, wo sich früher die Schalterhalle befand. 150 Mitarbeiter können hier dann gleichzeitig versorgt werden. Mit hübschem Blick auf den Hinterhof, der mal die Poststraße war. In diesem Bereich befindet sich auch das Schmuckstück aus den Zeiten der Bank – der Tresorraum, dessen Ausbau den LVB schlicht zu teuer war. “Allein die Tresortür wiegt sieben Tonnen”, weiß Ulf Middelberg. Jetzt grübelt man, was man mit den ganzen Schließfächern anfangen soll.

Die eigentlichen Büroräume für die 350 Verwaltungsmitarbeiter befinden sich in der 1. und 2. Etage. Zum Umbau gehört auch die Umgestaltung der Bürolandschaften. “Wir haben extra erhoben, wer im Unternehmen mit wem am häufigsten kommuniziert”, erzählt Sikora über die Herangehensweise. Ergebnis sind Kommunikationsflächen, um die herum sich die Büros derer gruppieren, die am engsten miteinander arbeiten müssen. Die Flächen bekommen nicht nur Sitzgruppen, sondern auch Tische, an denen Gespräche im Stehen geführt werden können, da und dort auch ein kleines Sportgerät. Denn eins will Dr. Sabine Groner-Weber, die LVB-Geschäftsführerin Personal/Recht und Arbeitsdirektorin, mit dem Umzug auch erreichen: dass das Verwaltungspersonal sich mehr bewegt.

“Nicht mehr den ganzen Tag immer nur am Schreibtisch, sondern immer wieder mal aufstehen, sich bewegen, Absprachen auch mal im Stehen”, erklärt sie. Und findet in Sikora einen, der das Wort Rücken schon fast leidvoll zu betonen weiß. Bürojobs gehen aufs Kreuz, wenn man sich zwischendurch – “Und seien es auch nur ein paar Sekunden!” – nicht ein bisschen bewegt. Und die Unternehmenskultur soll es auch verbessern. Die Büros haben Glastüren und Glasscheiben zu diesen Kommunikationsräumen. Die Gänge sind deutlich kürzer als die langen Gänge im alten Firmensitz.
Auch die Geschäftsführung verzichtet auf opulente große Büros, wie sie jetzt noch in der Karl-Liebknecht-Straße 12 existieren. Alle drei Geschäftsführer bekommen 20- bis 25-Quadratmeter-Büros wie die Geschäftsbereichsleiter. Und ihre Chefsekretärinnen sitzen gemeinsam im großen Empfangsraum davor.

“Wir rücken in der Gruppe enger zusammen”, betont Groner-Weber. Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter werden freundlicher und moderner. Und Geld spart der Zusammenzug auch noch.

“Über die nächsten zehn Jahre macht das eine Ersparnis von 2,5 Millionen Euro”, sagt Middelberg.

Sparen konnte man auch beim Mobiliar. Einiges konnte man sogar vom Vormieter übernehmen.

Gewöhnungsbedürftig sind die Kunstwerke, die sich die Banker an die Wände haben malen lassen. Aber die bleiben drin. “Haben wir so mit übernommen”, sagt Middelberg.

Ihre alte Leuchtwerbung nehmen die LVB mit. An der Karl-Liebknecht-Straße 12 ist sie derzeit noch in dezentem Braun zu sehen. Sie wird überarbeitet und am neuen Firmensitz ab dem 15. April in Gelb leuchten.

Beim Medienbesuch waren in allen Räumen noch die Parkettleger, Maler und Fugendichter am Werk. Seit Januar werden die Räume nach den Plänen der LVB umgebaut. Datenleitungen quollen aus dem Boden, Entlüftungsrohre hingen von der Decke. Was das Unternehmen vom 12. bis 14. April vor sich hat, nennt Sikora eine logistische Herausforderung. Und auch die Mitarbeiter freuen sich – trotz der ein oder anderen Träne für den alten Standort an der “Karli” – auf die neuen Räume.

“Das neue Haus ist hell und freundlich, repräsentativ und kein Palast, aber pragmatisch und modern gestaltet. Für unsere Mitarbeiter im Fahrdienst der optimale Ablöse,- und Pausenort, verbunden mit der längst überfälligen Chance aller Kolleginnen und Kollegen wieder enger zusammenzurücken.”, meint Ronald Petzold, LVB Betriebsrat.

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