Wirtschaft muss flutschen, damit eine Gesellschaft prosperiert. Deswegen schaut ein Heer von Wundergläubigen Tag für Tag auf die Monitore und Konjunkturprognosen. Eben noch jammerte der Blätterwald über einen Wirtschaftsrückgang in der Bundesrepublik im Herbst 2012, befürchtet auch 2013 ein Minus. Als ginge es um eine Art Seelenbarometer - und nicht um vernünftige Politik. Politik ist Wirtschaft. Sachsens Unternehmer wissen das. Ihr Bauch verrät es ihnen. Und die neueste Konjunkturumfrage bestätigt es.

Das aktuelle Stimmungsbild in der gewerblichen Wirtschaft präsentiert sich nach einer Delle im Herbst wieder leicht verbessert. Die Geschäftslage der Unternehmen präsentiert sich unverändert solide und die Geschäftserwartungen zeigen nach einem Rückgang zur vorherigen Umfrage bereits wieder nach oben. Dies ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK)zu Leipzig zum Jahresbeginn 2013.

Die Geschäftserwartungen – das ist dieses Bauchgefühl, das gute Unternehmer alle haben. Sie wissen, was in den Auftragsbüchern steht, wie ihre Kunden drauf sind, wie belastbar die Nachfrage ist und welche Rolle die gesetzlichen und internationalen Rahmenbedingungen spielen. Damit liegen sie viel seltener daneben als die sogenannten Wirtschaftsweisen oder jene, die sich für solche erklären. Es geht immer um handelbare Güter und verfügbare Absatzmärkte. Wer beides nicht hat, guckt in die Röhre.

Deswegen ist Unternehmertum eine hohe Kunst – ein Balanceakt zwischen Ausprobieren und Wissen. Und in Sachsen hat jene Wirtschaft, die es tatsächlich gibt, in den letzten Jahren zumindest ein gutes Gespür fürs Mögliche entwickelt. Noch liegen die Bruttoinlandsprodukte für 2011 und 2012, den beiden richtigen Nach-Krisen-Jahren, noch nicht vor. 2010 hatte es ja einen kleinen Rekord gegeben mit 92,4 Milliarden Euro Umsatz. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern, kann sich die sächsische Wirtschaft in einem langsamen Prozess tatsächlich auf die 100 Milliarden zuarbeiten.

Das Jahr 2012 jedenfalls zeigt sich aus Sicht der Unternehmen trotz all dem medialen Genöle robust.

“Damit trotzen die Unternehmen eindrucksvoll den nach wie vor problematischen Rahmenbedingungen. In allen Wirtschaftsbereichen überwiegen die positiven Lagebeurteilungen. Das beste Ergebnis ist im Baugewerbe festzustellen, gefolgt vom Tourismus- und vom Dienstleistungsgewerbe”, erläutert Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig. “Die Anzeichen einer weltwirtschaftlichen Erholung verdichten sich. Entsprechend haben sind auch die Erwartungen der hiesigen Unternehmen aufgehellt. Während die Investitionsplanungen der regionalen Wirtschaft relativ zurückhaltend bleiben, haben sich die Beschäftigungsperspektiven verbessert, was auf ein moderates Beschäftigungswachstum in diesem Jahr schließen lässt. Die geschäftlichen Risiken bleiben für die Unternehmen jedoch unverändert hoch und können sich jederzeit wieder negativ auf die Stimmung der gewerblichen Wirtschaft auswirken.”

Noch einmal: Politik ist Wirtschaft. Wenn Politik versagt, gibt’s harte Zeiten. Mal für alle – wie 2008. Mal für einzelne Branchen. So ist das Feld der Erwartungen durchaus gemischt.

Dem Baugewerbe geht es gut. Seit dem Konjunkturpaket 2 wird eigentlich Jahr für Jahr kräftig investiert in Infrastrukturen und Immobilien. Die Kommunen investieren – auch weil sie es müssen. Der gewerbliche Bau ging 2012 etwas zurück. Zwar ging der Dynamik zuletzt etwas die Luft aus, auf Jahressicht dürfte der Gesamtumsatz im Bauhauptgewerbe aber auf Vorjahresniveau liegen. Zum wiederholten Male geben die Bauunternehmen mit einem Saldo von +48 Punkten die beste Lagebeurteilung aller befragten Wirtschaftsbereiche ab.

Mehr muss man eigentlich dazu nicht sagen. Der Baubedarf in Sachsen bleibt gewaltig, auch wenn es keine neuen Autobahnen geben wird. Aber dieselben Kapazitäten werden längst schon für Erhalt und Sanierung von Straßen und Brücken gebraucht. Nachhaltigkeit bedeutet eben auch: In stabile Strukturen investieren. Werterhalt. Schönes Wort. Land und Kommune dürfen endlich doppelte Buchhaltung lernen. Prima.

Gut geht’s auch dem Dienstleistungsgewerbe und hat sich gegenüber der vorherigen Umfrage kaum verändert. “Die Unternehmen profitierten von einer insgesamt stabilen Nachfrage seitens gewerblicher, öffentlicher und privater Kunden”, summiert die IHK das Ergebnis. “Damit wird das hohe Niveau der Geschäftslage bereits seit 2010 gehalten. Der Saldo liegt aktuell bei hervorragenden +39 Punkten und damit nur unwesentlich unter dem Vorjahresstand (+42 Punkte). Im Vergleich zur Herbstumfrage fallen die Geschäftserwartungen im Dienstleistungsgewerbe wieder etwas günstiger aus. Der Saldo steigt leicht um drei auf +16 Punkte. Damit steht das Ergebnis in Einklang mit den verbesserten gesamtwirtschaftlichen Aussichten und lässt Spielraum für weiteres Branchenwachstum.”
Geschwindelt haben mal wieder die Einzelhändler. Obwohl es ja fast keine mehr gibt. Das Bild wird ja landauf, landab von großen Handelsketten bestimmt, die mit ihrem medialen Gejammer immer ganz konkrete kaufmännische Absichten verbinden. Das war auch im Herbst 2012 wieder so. Kaum eine Woche, nachdem der Einzelhandel vermeldete, es ginge ihm gut, waren alle Gazetten voller Gejammer, das Konsumklima der Beuteldeutschen sei mies, das Weihnachtsgeschäft eine Katastrophe, die Jahresabschlüsse wohl tiefrot.

Nix war. Zeitungen, die das Gejammer zum Weihnachtseinkauf immer noch ungeprüft veröffentlichen, gehören zum Nachhilfekurs in die Mittelschule. Man kann das Gejammer nicht mehr ernst nehmen.

Der Lage-Saldo des sächsischen Einzelhandels hat sich gegenüber der vorherigen Umfrage auf +22 Punkte mehr als verdoppelt. Auch im Jahresvergleich konnte mehr als ein Drittel der Firmen ihren Umsatz erhöhen, stellt die IHK fest. Mal ehrlich: Das hat mit dem Weihnachtsgeschäft nur ganz wenig zu tun.

Sehr erfreulich fallen auch die aktuellen Geschäftserwartungen der Einzelhändler für die kommenden 12 Monate aus. Mit einem Saldo von nunmehr +8 Punkten sind die Unternehmen wieder deutlich zuversichtlicher als noch zur Herbstumfrage. Die trotz Konjunkturflaute weitestgehend stabile Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt lässt die Zahl der Skeptiker sinken. Ebenso ist beim allgemeinen Konsumklima bislang kein Einbruch festzustellen.

Eben.

Die deutschen Leidmedien – pardon – Leitmedien haben zwar begriffen, dass ein guter Export Geld in die Kassen spielt. Dass es aber auch noch so etwas wie eine Binnenwirtschaft gibt, erzählt ihnen ihr Vermögensberater aber nie.

Und wie im Einzel- hat man auch im Großhandel gebarmt. Der hängt immer mit am Auf und Ab der Exporte. Wenn weniger exportiert wird, wird auch weniger Material geordert. “Der Großhandel bekam die konjunkturelle Abkühlung sehr frühzeitig und auch deutlich zu spüren. Seit der Jahreswende 2011/12 hat sich die Situation kontinuierlich eingetrübt. Aber nun scheint eine Wende in Sichtweite.” So die IHK. Tatsächlich war die Lagebeurteilung keinen Augenblick im Keller. Nur gab es 2010 – als alle wieder ihre Produktionskapazitäten hochfuhren, auch ein Feuerwerk im Großhandel. Danach war die Delle zwangsläufig. Das gleicht jetzt wieder aus. “Der Abwärtstrend bezüglich der Lagebeurteilung hat sich aktuell deutlich verlangsamt und ist gegenüber der Herbstumfrage fast zum Stillstand gekommen. Per Saldo liegt die Differenz bei +14 Punkten”, so die IHK. “Auch die Prognosen der Unternehmen geben nunmehr erstmals wieder Anlass zur Hoffnung. Diese fallen im Vergleich zur vorherigen Umfrage erheblich günstiger aus. Insbesondere der Anteil der Pessimisten hat sich nahezu halbiert, so dass im Ergebnis auch der Saldo kräftig um 20 auf nunmehr +5 Punkte ansteigt.”

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Zu den neuen Jammermeistern der Konjunkturumfragen werden jetzt die Transportleute. Da haben zwar ein paar Leute mächtig rangeklotzt, um Leipzig zum Logistik-Drehkreuz zu machen. Doch das hängt – wer hätte das gedacht – direktemang am Auf und Ab der Exportwellen. Wird weniger exportiert, wird auch weniger transportiert. Trifft zwar nicht auf alle Branchen zu. Es sind eher viele kleine Transportunternehmer, die dieses Auf und Ab ungepuffert zu spüren bekommen. Die Großen juckt es nicht. DHL und so. Sie bauen ihre Tonnagen aus, dass die Marge kracht. Würde der Flughafen Leipzig/Halle Preise nehmen wie München, Frankfurt oder Hannover, sähe auch das anders aus. Denn nicht allen Logistikern geht es gleich – die einen werden sehr üppig subventioniert, die anderen zahlen Autobahnmaut. Erstaunlich, dass es in dieser Branche nicht schon heftig kracht. Denn wirklich gesund ist das nicht.

“Der Lage-Saldo verringert sich um 17 auf nur noch +12 Punkte”, schreibt die IHK. “Insbesondere der Vorjahresvergleich (+39 Punkte) fällt erheblich schlechter aus. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen halten sich indes auf dem Niveau der vorangegangenen Umfragen. Damit sollte sich die Situation zumindest nicht weiter verschlechtern. Immerhin sieht knapp ein Viertel der Firmen Wachstumspotenzial. Nur 16 Prozent sind skeptisch gestimmt. Mit +8 Punkten bleibt der Saldo somit auch weiterhin im positiven Bereich.”

Ist ja nicht so, dass das Geschäft wegbricht. Nur die Konkurrenz – insbesondere aus Osteuropa – wird härter. Das geht an die Substanz.

Und nun zum Prinzesschen unter Leipzigs Branchen: dem Tourismus.

2012 stiegen die Übernachtungszahlen in Leipzig auf das Rekordniveau von 2,48 Million, teilte in dieser Woche das Sächsische Landesamt für Statistik mit. Rekord.

“Das Tourismusgewerbe in der Region Leipzig befindet sich derzeit in Hochstimmung”, weiß denn auch die IHK zu melden. “Deutlich steigende Gäste- bzw. Übernachtungszahlen bescherten den hiesigen Tourismusunternehmen einen sehr guten Jahresabschluss. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen beurteilt aktuell ihre Lage mit gut. Der Saldo liegt wiederum bei +41 Punkten und damit auf dem bisherigen Höchststand. Die aktuellen Erwartungen fallen mit Blick auf die umsatzschwächeren Wintermonate zwar etwas verhaltener aus, dennoch rechnen auch weiterhin mehr Unternehmen mit einem besseren als mit einem schlechteren Geschäftsverlauf. Der Saldo liegt mit +5 Punkten knapp über dem Vorjahresstand.”

Und wer jetzt dachte, nur Einzelhändler und Logistiker können gut jammern, der lernt noch was dazu: “Die guten Wachstumschancen erhöhen aber auch die Zahl der potenziellen Konkurrenten. Vor allem das Beherbergungsgewerbe sieht die hohe Zahl realisierten und geplanten Hotelbauten in der Stadt Leipzig zunehmend kritisch”, heißt es in der Auswertung der IHK. Und das im Jahr von Wagner und Völkerschlacht.

Was kommt in der Summe dabei heraus?

“Trotz der deutlich abgeschwächten Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr 2012 präsentiert sich die gewerbliche Wirtschaft nach wie vor in einer stabilen Verfassung. Der Saldo zur Geschäftslage hält sich bei guten +32 Punkten. Nach wie vor melden 44 Prozent der Unternehmen eine gute Lage. Nur 12 Prozent geht es schlecht. Nach einem kleinen Stimmungstief im Herbst 2012 haben sich zum Jahresbeginn 2013 die Geschäftserwartungen der Unternehmen wieder aufgehellt. Gut jedes vierte Unternehmen blickt zuversichtlich in die Zukunft. Mit einem Saldo von +11 Punkten liegt das Ergebnis sogar knapp über dem Vorjahresstand (+10 Punkte).”

Man kann aber eigentlich auch wieder Wetten darauf abschließen, dass das irrationale Moment der Politik selbst den bodenständigsten Unternehmern in die Suppe spuckt. Und wenn es mal nicht die deutsche Politik ist, dann ist es die in Italien oder Spanien oder Zypern.

An der Befragung im IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) beteiligten sich 752 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit mehr als 38.000 Beschäftigten.

www.leipzig.ihk.de

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