Es überschnitt sich rein zufällig. Am Mittwoch, 13. Februar, strahlte die ARD die Reportage "Ausgeliefert!" von Diana Löbl und Peter Onneken aus, die über den seltsamen Umgang des Online-Versandhändlers Amazon mit Leiharbeitern berichtete. Parallel versuchte schon seit einiger Zeit die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, den Online-Giganten zum Abschluss von Tarifverträgen zu bringen.
Die gibt es nicht. Vieles, was auch in der Leipziger Amazon-Niederlassung an Zuständen herrscht, ist mit dem Wort prekär nur ganz vorsichtig umschrieben. Auch die Stadt Leipzig und das von ihr mitgetragene Jobcenter hielten sich bislang mit Kritik zurück.
Doch nach der Reportage in der ARD bekommt der Online-Riese, der mittlerweile mit Otto und Zalando starke Konkurrenz auf dem deutschen Markt bekommen hat, immer mehr Gegenwind. Die Bundesarbeitsagentur fordert Aufklärung, die Bundesarbeitsministerin will wissen, was los ist. Das Bundeskartellamt ermittelt. Und der Bundesfinanzminister will die Online-Multis, die sich durch internationale Steuertricks ärmer rechnen als sie sind, zur Kasse bitten. Darüber hinaus scheinen die G 20 gar nicht so abgeneigt, den Steueroptimierungsmodellen zumindest ein paar Hürden aufzubauen.
Das ist schon eine Menge Gegenwind. Das bekommt jetzt die Dienstleistungsgewerkschaft als Retour-Kutsche serviert.
“Riesengroß war die Erwartung der ver.di Gesprächsgruppe. In der aktuellen Lage muss Amazon doch alles für ein besseres Image tun. Dazu gehört, wer viel von seinen Beschäftigten hält, muss auch bereit sein, faire Arbeitsbedingungen tariflich zu vereinbaren.” Mit dieser Erwartung ging ver.di-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago in das Gespräch um die Einführung von Tarifverträgen mit Amazon.
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Um so größer die Betroffenheit bei der Ansage des Amazon-Geschäftsführers, Armin Cossmann: “Wir sehen keine Möglichkeit, mit ver.di Tarifverhandlungen zu führen!”
“Statt mit uns über die Vorbereitung der Tarifverhandlungen zu beraten, hat die Amazon Geschäftsführung ver.di für die schlechte Presse von Amazon in den letzten Tagen verantwortlich gemacht. Da soll der Überbringer der schlechten Nachrichten wohl geköpft werden”, kommentiert Lauenroth-Mago diese forsche Ansage.
Für die ver.di ist diese Position der Amazon-Geschäftsführung völlig unakzeptabel. Erst einen Tag vorher, am Mittwoch, 20. Februar, hatten hunderte Beschäftigte einen Button “JA! Zum Tarifvertrag” getragen und damit ihre Forderung nach Tarifverträgen sehr sichtbar deutlich gemacht.
In den nächsten Wochen sollen nun in der Mitgliedschaft mit den Vertrauensleuten und den Mitgliedern der Tarifkommission die nächsten Schritte entwickelt werden.
“Am Ende wird es einen Tarifvertrag geben”, ist sich Lauenroth-Mago sicher. “Aber es wird wohl ein sehr steiniger Weg.
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