Derzeit läuft auf der Leipziger Plattform VisionBakery eine Crowdfunding-Aktion für ein weiteres echtes Leipziger "Handmade"-Projekt. Nach dem "Ziegelstein", ein Beiname, den der erste Teil von "Schweinvogel Total-O-Rama" aufgrund des ungeheuren Umfangs erhielt, kommt nun Teil 2 in gleicher Größe geflogen. Besser vielleicht - soll geflogen kommen. Denn diesmal können die Fans gleich selbst dafür sorgen, dass die Druckkosten gezahlt werden.
… und erhalten dafür als Dankeschön etwas zum nach Hause tragen und aus dem Häusschen kommen. Schwarwel und Sandra zum Sinn von Crowdfunding im Interview- eine kleine Werbeaktion für die Lösung ohne Bank und neue Wege im Kreativgewerbe.
Euer – also Glücklicher Montag als Verlag und Schwarwel als Künstler – neues Buchprojekt “Schweinevogel Total-O-Rama” 2, für das ihr ein Druckkosten-Projekt gestartet habt, steht derzeit bei über 50 Prozent Finanzierung. Es scheint also zu funktionieren. Warum macht ihr Crowdfunding?
Schweinevogel höchst selbst macht ja schon seit einigen Jahren außerhalb seiner Comic- und Trickfilmabenteuer viele Aktionen mit anderen, mit “echten Menschen” zusammen: Schnitzeljagden durch die halbe Stadt und den Zoo, Team-Fußballturniere wie den Paul-Fröhlich-Cup (dieses Jahr Cupsieger 2012, yeah!), Malaktionen wie beim Sommerfest in der Kulturfabrik oder dem “Brainbus” zum Comic-Salon Erlangen …
Da lag es nahe, dass wir für die Herausgabe des zweiten “Total-O-Rama” auch mal Crowdfunding ausprobieren, bei dem es ja darum geht, dass man gemeinsam etwas auf die Beine stellt und dadurch die Produzent-Konsument-Haltung durchbricht, die Schweinevogel und wir als eher hemmend fürs Menschsein empfinden.
Und eben die wollen ja wissen, was mit dem schnöden Mammon geschieht, den sie in Kleinstbeträgen beitragen können. Was genau wird also von dem gesammelten Geld finanziert?
Mit unserer Crowdfunding-Aktion werden die Druckkosten in Höhe von 4.200,00 EUR (inklusive der 11,9% für die VisionBakery) für das Buch “Schweinevogel Total-O-Rama” 2 finanziert, das alles umfasst, was mit Schweinevogel in den Jahren 2008 bis 2012 entstanden ist: alle Strips, Comics, Cartoons, Film-Storyboards, Charakter-Designs, Postkarten, Poster – eben alles und daneben noch nie Veröffentlichtes … Wer das erste Buch mit den ersten 20 Jahren Schweinevogel kennt, weiß, dass es sich dabei um einen echten Ziegelstein handelt.
Über 600 Seiten Inhalt, komplett recherchiert, alle Bilder neu bearbeitet, chronologisch geordnet, mit Randbemerkungen und Anekdoten versehen und mit einem unverschämten günstigen VK-Preis, für den uns alle Kapitalisten lauthals auslachen…
Ha, ha, ha! So, das hätten wir auch hinter uns …
Sei’s drum, wir wollen damit keine Gewinnmaximierung generieren, sondern den Fans was bieten, was sie sich auch leisten können. “Schweinevogel Total-O-Rama” 2 wird von den 600 Seiten bis zum Preis die gleichen Parameter haben wie das erste Buch.
Warum sollte jemand Crowdfunder, also Unterstützer, für Eure Aktion werden und welche Gegenleistungen bietet Ihr an?
Als Crowdfunder und damit Unterstützer kannst man direkt in das Projekt einsteigen, bei der Herstellung, dem Machen, beim Entstehen dabei sein. Die Druckkosten sind ja nur das Eine – vor allem wollen da die Sachen aus fünf vollgestopften Jahren gesichtet, zusammengetragen und neu bearbeitet werden, damit so eine Anthologie auch unserem Anspruch gerecht werden kann. Das passiert bei diesem Buch in einem Glashaus für die Unterstützer und Interessierte, auch so ein Experiment, das man irgendwie mal gemacht haben sollte.
Also schauen, aber nicht anfassen?
An greifbare Gegenleistungen gibts einen ganzen Katalog voll cooler Sachen: vom günstig und vorab geschossenen Buch selbst über dein Konterfei auf dem Wimmelbild im Buch über den neuen Wandkalender 2013 bis zu Portraitzeichnungen und sogar Workshop- und Zeichenkurs-Angeboten mit Schwarwel – wer nicht alles gibt, gibt nichts.
Warum habt ihr Euch für VisionBakery als Projekt-Plattform entschieden?
Von der VisionBakery erfuhren wir durch Kreatives Leipzig e. V. und die L-IZ.de, die ja beide repräsentative Unterstützer dieser Plattform sind und mit denen wir über die Jahre durch gemeinsame Arbeiten und Projekte gut verbunden sind.
Crowdfunding selbst guckten wir und speziell Schwarwel uns schon seit 2006, 2007 an, als das mit Nemesea bei sellaband.com und später mit Public Enemy losging. Hier in Deutschland fing das ja erst letztes Jahr richtig an – aber an sowas Frischem sind wir immer interessiert!
Die VisionBakery hatte für uns natürlich den eindeutigen Standort-Vorteil: Büroräume in der Innenstadt und integre Leute, die am runden Tisch sowohl unsere Fragen an sie prompt beantwortet haben, als auch selbst clevere Fragen zu unserem Projekt stellten, damit wir uns abklopfen konnten, da hier schließlich auch immer unser Image und die eigene Glaubwürdigkeit gefragt sind.
Wer, meint oder wisst ihr, wird euch bei eurem Projekt unterstützen? Habt ihr eine große Fangemeinde, eine Lobby …? Werden auch “neue” Leute euch unterstützen?
Die Leute von der VisionBakery geben allen Projekten mit auf den Weg, natürlich die eigenen Kanäle zu nutzen und das biologisch gewachsene Netzwerk anzusprechen, statt sich nur darauf zu verlassen: “So, das steht jetzt auf der Website – bis Projektende braucht mich das nicht mehr zu kümmern”. Ein Hinweis, der bei uns auf gemachten Boden stößt, da wir es ohnehin gewohnt sind, gerade unsere Eigenproduktionen rundum von Anfang bis Ende zu betreuen. Damit wir wissen, was damit passiert und wo wir landen.
Bei Schweinevogel sowieso, weil der natürlich als “Studio-Maskottchen” unsere besondere Aufmerksamkeit hat. Der Effekt, dass die VisionBakery auch Leute anzieht, die vom Thema her eher über “Crowdfunding”, “Ideen umsetzen” oder eben “Visionen backen” kommen, ist da eine sehr willkommener zusätzlicher Kick.
Für die Ankündigung und Vorstellung der Aktion habt ihr eigene Optiken, einen sehr unterhaltsames Video und sogar ein eigenes aufwändig gestaltetes Heft gemacht. Ganz schön viel Arbeit für eine einzige Crowdfunding-Aktion?
Weil wir damit nicht nur auf unser eigenes Buch-Pojekt zeigen, sondern die gesamte, relativ neue Idee des Crowdfunding unterstützen wollen, die diesen DIY – Do-It-yourself-Anspruch hat, dieses Machenwollen statt Zurücksinken-und-mit-sich-geschehen-lassen. Ein sehr positives Signal. Und für Schweinevogel wie Arsch auf Eimer.
Das Heft zur Aktion haben wir vor allem gemacht, um die … öhm … netzfernen Leute anzusprechen, denen Computer noch nicht so geheuer sind. Sind ja noch sehr frisch. Und es zeigt viele Beispielarbeiten so, wie sie im “Total-O-Rama” stattfinden werden: auf Papier gedruckt, im Taschenbuchformat statt als Winzbilder in einem Computermonitor zum Vorgucken. Das gibt so einem Projekt eine bessere Visualisierung.
Sonst eigentlich die erste Frage diesmal kurz vor Toreschluss: “Schweinevogel TOTAL-O-RAMA” 2 sollte man haben weil …?
“SCHWEINEVOGEL Total-O-Rama” 2 umfasst die Jahre 21 bis 25 seiner Existenz – fünf Jahre, in denen es genauso einen großen Output gab wie in den 20 Jahren davor. Das erste Buch, das mit “Die Flegeljahre” untertitelt ist, erschien beim Holzhof Verlag, dessen Verleger Guido Weißhahn sich auf die Herausgabe von DDR-Comics und ihren Wendekindern spezialisiert hat.
Er als Schweinevogel-Fan der ersten Stunde, also noch zu DDR-Zeiten, als die Mauer gerade gefallen ist, hat damals die Druckkosten übernommen, sonst wäre das Buch nicht zustande gekommen, weil die Abverkäufe solcher dicken Anthologien als Longseller funktionieren und man das Geld nicht einfach mal schnell wieder einspielt – als kleiner Verlag ohne Querfinanzierung schon gar nicht.
“Schweinevogel TOTAL-O-RAMA” 2 ist aber ein reiner “Wessi” – naja, eher ein “Ossi im Wessiland” – und als solcher jetzt irgendwie on the road to Erwachsenwerding, weshalb wir den Untertitel “Die Lehrjahre” gewählt haben.
Darum gehts ja auch in den Arbeiten: Schweinevogel ist zwar im Hier und Jetzt angekommen, aber er sucht noch nach seinem Platz: da gibts die wöchentlichen Strips wie auf l-iz.de, eigene Comics, Leipziger Posterplakatierungen, Storyboards zum MDM-geförderten Film, Optiken für die Aktionen mit dem Zoo Leipzig undundund … eine Menge Stoff, bei dem sich Schwarwel als Schöpfer stets bemüht hat, die Figuren echt und authentisch zu behalten und sie nicht durch wilde Marketingstrategien zum “Marketingtool” verkommen zu lassen für ne kurze Erwähnung im Handelsblatt.
Das Beste in Sachen Crowdfunding zuletzt – bei erfolgreicher Beendigung der Aktion gibt es eine große Halloween-SEELENFRESSER-Party in Noels Ballroom für die Unterstützer obendrauf.
Die Halloween-Parties im Ballroom sind ja in Leipzig legendär. Noel als Ire weiß natürlich, wie man so eine Party schmeißt und was das richtige Ambiente für Halloween ist. Neben den liebevollen Halloween-Dekorationen und gruselig-schönen Gästen, die sich auch vor Ort noch schminken lassen können, gibts dieses Jahr mit den Minnesota Voodoo Men aus Japan und den Tazmanian Devils aus good old LE auch zwei echte Hinhörgucker voll auf die Zwölf: Rockabilly, Psychobilly, 60s-abilly …
Tanzbeinig und rock’n’rollig und cool. Alle Crowdfunder werden sich da gut ins Geschehen stürzen können, nachdem sie von uns im Dankestaumel ordentlich gepampert wurden …
Ab geht’s zum Projekt auf Vision Bakery
www.visionbakery.com/vision/540
Schweinevogel im Netz
www.schweinevogel.de
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