Leipziger Unternehmen wissen es, Bauunternehmen sowieso. Politiker vergessen es gern: Die wichtigsten und nachhaltigsten Auftraggeber in einer Region sind die Kommunen. Hier setzen sich all die wertvollen Steuergroschen in Aufträge um, die zumeist auch im Lande bleiben. Am Freitag, 27. Juli, veröffentlichte die Stadt Leipzig ihren Vergabebericht für 2011.

Die Stadt Leipzig hat im vergangenen Jahr insgesamt 121 Vergaben für Lieferungen und Leistungen (Vergaben nach VOL) mit einem Gesamtvolumen von rund 74 Millionen getätigt. Ferner wurden 724 Bauleistungen (Vergaben nach VOB) mit einem Wertumfang von insgesamt rund 83 Millionen Euro vergeben.

Diese und andere Angaben enthält der Vergabebericht für das Jahr 2011, über den der Erste Bürgermeister Andreas Müller die Dienstberatung von Oberbürgermeister Jung in der vergangenen Woche informierte.

Die Anzahl der Vergabeverfahren nach VOL hat sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr erhöht, ebenso der Anteil der Öffentlichen Ausschreibungen und Offenen Verfahren. Letztere haben einen Anteil von knapp 82 Prozent an der Vergabesumme. In den 121 Vergabeverfahren nach VOL wurden 160 Zuschläge erteilt. Davon erhielten Firmen aus der Region Leipzig 92 Zuschläge. Das entspricht einem Anteil an der vergebenen Auftragssumme von rund 86 Prozent.

Von den 724 Vergabeverfahren von Bauleistungen liefen 76 europaweit, und 54 unterlagen der Informationspflicht nach Sächsischen Vergabegesetz. 117 Aufträge wurden an Firmen im Freistaat Sachsen vergeben, 66 davon innerhalb des Kammerbezirks Leipzig, und 30 gingen an Leipziger Unternehmen.
Im Bericht gibt’s das alles noch wesentlich detaillierter. Hier kann der Leser nachvollziehen, wie all die Aufträge für Schulen, Straßen, Kindergärten in einzelne Pakete aufgeteilt und dann in der Regel in Gewerke eingeteilt werden. Mal geht es um Malerarbeiten im Kant-Gymnasium im Wert von 207.000 Euro, um die sich zwölf Malerfirmen bewarben, dann wieder um die Glasfassade fürs Thomas-Alumnat im Wert von 238.000 Euro, um die sich elf Firmen bewarben. Bei den Bodenbelagsarbeiten in der Stadtbibliothek bewarben sich sogar 23 Unternehmen, während sich die Bohrpfahlgründung am Thomasalumnat nur eine Firma zutraute.

Der Bericht gibt auch Auskunft über die Nachprüfungen, die insbesondere bei den ausgeschriebenen Bauleistungen fällig wurden – wenn auch nur eine Hand voll. Mal gewannen die Einspruch erhebenden Firmen, in der Regel attestierten Freistaat und Landesdirektion der Stadt aber eine ordnungsgemäße Vergabe.

Und der Leser des Berichtes erfährt auch detailliert, was die Stadt und ihre Eigenbetriebe so kaufen. Wenn es größere Posten sind, auch dort im Vergabeverfahren. So taucht das Gewandhaus zum Beispiel auf mit der Vergabe der Drucks seiner Jahresprogramme.

Eine Tabelle zeigt zumindest die größeren vergebenen Posten mit einem Wert über 230.000 Euro. Da findet man den Kauf von vier neuen Krankentransportwagen und von drei Restabfallsammelfahrzeugen. Aber auch die Information, dass die Stadt Hygiene- und Reinigungsartikel in einem Wert von 865.000 Euro gekauft hat und “Spiel-, Beschäftigungs- und Therapiematerial” für ihre Kindertagesstätten im Wert von 692.000 Euro. Aber auch Mobiliar brauchen ja die Kindertagesstätten: 850.000 Euro. Der zentrale Kurierdienst der Stadt schlug mit 514.000 Euro zu Buche Und die umweltgerechte Verwertung schadstoffhaltiger Abfälle mit 271.000 Euro.

Für Baumpflegeleistungen in Leipzig gibt es einen Rahmenvertrag über 3 Millionen Euro, um den sich immerhin 13 Unternehmen bewarben, die Unterhaltungspflege der Grünanlagen (657.000 Euro) trauten sich 14 Firmen zu.

Hier tauchen auch die neuen RFID-Transponder auf, die künftig die Ausleihe in der Stadtbibliothek automatisieren helfen: 177.000 Euro und immerhin vier Unternehmen, die ihr Angebot abgaben. Das Fensterputzen in der Naumburger Straße 26 kostet 98.000 Euro im Jahr und die “Bewachung des Umlandes und der unmittelbaren Einrichtungen des Cospudener Sees” 214.000 Euro. Fürs Fensterputzen bewarben sich vier Unternehmen, für die Bewachungsdienste fünf.

Man bekommt ein bisschen mit, wie so eine Stadt tickt, und dass vieles von dem, was die Bürger als selbstverständlich voraussetzen, schlichtweg Geld kostet. Selbst die Lieferung von jährlich etwa 80.000 Zulassungsbescheinigungen schlägt mit 111.000 Euro zu Buche. Eine Großkehrmaschine mit Winterausrüstung kostet 190.000 Euro. Was dann zumindest den Leuten zu Denken geben sollte, die über den Leipziger Winterdienst so gerne schimpfen. Es kostet alles Geld. Im Folgeschluss heißt das natürlich auch: Geld, das den Kommunen zum Investieren anvertraut wird, schafft Umsätze vor Ort. Wer Kommunen das Geld entzieht, entzieht der Wirtschaft auch ganz direkt wichtige und lukrative Aufträge.

Der Bericht kann im Internet heruntergeladen werden. Er ist auf leipzig.de im Bereich Wirtschaft/Unternehmensservice unter dem Navigationspunkt Vergabebericht Leipzig zu finden.

www.leipzig.de/de/business/untservice/vergabe

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