Ab 2015 will die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) wieder zum Bauherren werden. Das war sie in den vergangenen Jahren nicht. Stattdessen stand ein Rückbau der Bestände auf der Tagesordnung und - noch viel wichtiger - ein Abbau der Schuldenlast. Wer überschuldet ist, kann nicht investieren. Am Donnerstag, 28. Juni, hat der Aufsichtsrat des kommunalen Wohnungsunternehmens die Leitlinien für die nächsten zehn Jahre beschlossen.
Die “neue Strategische Unternehmensplanung für 2013 bis 2022”. Danach wird das größte Wohnungsunternehmen der Stadt nicht nur weiter in seine Bestände investieren, sondern erstmals seit 20 Jahren neu bauen. Insgesamt sind in den nächsten zehn Jahren Instandhaltungen, Sanierungen und Investitionen in Höhe von 430 Millionen Euro kalkuliert. Etwa ein Drittel der Summe ist für Neubauprojekte vorgesehen. Ziel sei es, für alle Mieterbedürfnisse die passenden Wohnungen zur Verfügung zu stellen und die Lebensverhältnisse in den Quartieren weiter zu verbessern, teilt das Unternehmen mit.
“Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ist die LWB künftig in der Lage, stärker als bisher zu investieren. Das Unternehmen hat sich aus eigener Kraft den Freiraum dafür geschaffen”, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der LWB, Engelbert Lütke Daldrup. Dem städtischen Unternehmen sei eine konsequente Entschuldung gelungen: Binnen acht Jahren sank das Kreditvolumen von 990 Millionen Euro um fast ein Drittel auf 691 Millionen Euro im Jahr 2011.Allein 2011 tilgte die LWB Bankverbindlichkeiten in Höhe von 101 Millionen Euro. Durch Umschuldungen und Anschlussfinanzierungen konnte sich das Unternehmen für die nächsten Jahre günstige Kreditkonditionen sichern. Ab 2015 werden sich die Zinsaufwendungen um jährlich 18,4 Millionen Euro gegenüber 2010 reduzieren.
Bereits im Jahr 2014 soll der nächste wichtige Meilenstein gesetzt sein. Dann stehen umfängliche Anschlussfinanzierungen an, die jetzt wohl zu günstigen Zinskonditionen erfolgen können.
Engelbert Lütke Daldrup: “Wir erwarten einen positiven nachhaltigen Cashflow.” Das heißt, dass ab übernächstem Jahr alle Kosten inklusive Zinszahlungen und planmäßiger Kreditzahlungen aus dem laufenden Einnahmen bezahlt werden können.
Was dann auch tatsächlich eine Änderung der Unternehmensstrategie ermöglicht. Erstmals entstehen dann Handlungsräume, die es der LWB ermöglichen, wieder als Teil eines nachhaltigen Stadtumbaus tätig zu werden.”Wir profilieren uns als ein Unternehmen, das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig tätig ist”, betont die kaufmännische Geschäftsführerin der LWB, Ute Schäfer. Gradmesser und zugleich Garant für den unternehmerischen Erfolg sei die Mieterzufriedenheit. “Es ist selbstverständlich auch Aufgabe der LWB, das Anlagevermögen von rund 1 Milliarde Euro zu erhalten”, so Schäfer.
“Wir stellen hohe Ansprüche an die zukunftsfähige Entwicklung unserer Quartiere”, sagt Dr. Gabriele Haase, die für Wohnungswirtschaft zuständige Geschäftsführerin der LWB. Zum einen nehme das Unternehmen seine soziale Verantwortung für bezahlbares Wohnen wahr. Zugleich messe sich die LWB an ökologischen und städtebaulichen Herausforderungen sowie an der demografischen Entwicklung in Leipzig. “Der wachsende Anteil älterer Menschen und der Trend zu Ein- oder Zweipersonenhaushalten sind beispielsweise wichtige Themen für uns.”
Im laufenden Jahr gibt die LWB rund 30 Millionen Euro für Sanierung und Instandhaltung aus. Ein Teil des Geldes fließt ins Kreuzstraßenviertel, wo mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen wurde. 120 Wohnungen werden energetisch saniert. Bis 2016 sollen alle 1.058 Wohnungen in dem Quartier
unter ökologischen Aspekten erneuert sein. Ziel sind maßgeschneiderte Lösungen, damit die Wohnungen für die Mieter bezahlbar bleiben. Die LWB will durch sinkende Nebenkosten die Gesamtmiete stabil halten.
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In der Yorckstraße 45 entstehen derzeit 50 seniorenfreundliche Wohnungen. Auch in der Andreasstraße wird für die reiferen Semester saniert. Weitere Projekte gibt es im Leipziger Süden in der Karl-Liebknecht- und in der Kochstraße. In diesem Jahr wird zudem die Sanierung des letzten der drei 16-geschossigen Hochhäuser am Clara-Zetkin-Park vorbereitet, welche 2013 beginnt. In Neulindenau sollen 2013 in der Saalfelder Straße rund 50 preiswerte Wohnungen fertig werden.
Ab 2015 will das Unternehmen wieder ins Neubaugeschäft einsteigen. Die strategische Planung beinhaltet unter anderem mehrere Gebäude am Wintergartenhochhaus mit etwa 80 Wohnungen. Auftakt für die Entwicklung des Areals soll der Neubau des Unternehmenssitzes der LWB sein. Für das Projekt wird ein Realisierungswettbewerb einschließlich der Erstellung einer Entwurfsplanung stattfinden. Dies hat der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am 28. Juni 2012 beschlossen. Der avisierte Büroneubau ist die wirtschaftlichste Lösung. Er stehe zudem symbolhaft für die nachhaltige Neuausrichtung des gesamten Unternehmens.
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