Logistik ist ein dehnbarer Begriff. Aber im Prinzip geht es eigentlich immer darum, alles zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort zu haben. Das scheint im Drehkreuz Leipzig-Halle ganz gut zu funktionieren. Denn laut einer aktuellen Studie liegt genau da die dynamischste Logistikregion Deutschlands. Dem wird ab sofort mit einer neuen Stiftungsprofessur der Universität Leipzig Rechnung getragen, die sich der Logistikforschung und Innovationsdynamik widmet.
Dr. André Ludwig, Juniorprofessor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, wird in den kommenden sechs Jahren im Rahmen der Stiftungsprofessur “Wirtschaftsinformatik, insbesondere
Informationssysteme in der Logistik” an innovativen IT-Systemen für die Logistik forschen, um die
Zusammenarbeit von Logistikunternehmen in Dienstleistungsnetzwerken reibungslos gestalten, überwachen und durchführen zu können. Erstmals wird in Leipzig eine Stiftungsprofessur vor allem von der regionalen Logistik-Wirtschaft unterstützt.
Die Region Mitteldeutschland hat hervorragende Chancen, ihre internationale Bedeutung als Logistik-Drehkreuz weiter ausbauen. Fakt ist, dass die Logistik mit 210 Milliarden Euro Umsatz und rund 2,6 Millionen Beschäftigten einer der wichtigsten Wirtschaftsbereiche in Deutschland ist. Gemäß aktuellen Studien wird der deutsche Logistikmarkt in den kommenden Jahren im europäischen Vergleich überdurchschnittlich wachsen. Gerade die hiesige Region verfügt mit ihrer zentralen lagen und der hervorragenden Infrastruktur über exzellente Voraussetzungen, sich zu einem führenden intereuropäischen Logistikdrehkreuz zu entwickeln. Das spiegeln auch die Großprojekte wieder, die sich bisher in der Region etabliert haben.
Als Beispiel wären da der neu gegründete europäische Hauptumschlagplatz von DHL, die ständig zunehmende Anzahl interkontinentaler Linienfrachtverbindungen am Airport Leipzig-Halle sowie die Ansiedlung bedeutender verladender Unternehmen wie BMW, Porsche oder der sich demnächst auf dem alten Quelle-Gelände ansiedelnde Internethändler Momox zu nennen.
Neben dem Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V., einem Kooperationsnetz, das 2008 auf Initiative der regionalen Logistik-Akteure als Verein gegründet wurde, wird die Professur auch von anderen Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von 240.000 Euro über sechs Jahre finanziell gefördert. Nämlich von der Fadelia GmbH, einer Beteiligungsgesellschaft aus Leipzig, dem Leipziger Softwareunternehmen IT Sonix AG, der Leipziger IT-Firma itemis AG, dem Dresdener Logistik-IT-Dienstleister SALT Solutions GmbH und dem Beratungsunternehmen Senacor Technologies AG aus Schwaig bei Nürnberg.
“Wir haben uns für die Stiftung der Professur entschieden, weil wir von dem großen Potenzial überzeugt sind, welches eine engere Verzahnung von Wissenschaft und regionaler Logistikwirtschaft für alle Beteiligten mit sich bringt”, erklärt Prof. Dr. Uwe Arnold, Netzwerkmanager des Netzwerk Logistik Leipzig-Halle, stellvertretend für die Stifter.
Auf Grundlage dieser Stiftungsprofessur fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Forschungsprojekt der Universität Leipzig mit dem Titel “Logistik Service Engineering und Management (LSEM)”, das am 31. Mai ebenfalls seinen offiziellen Projektstart feierte. Mit dem Forschungsprojekt werden über fünf Jahre fünf wissenschaftliche Mitarbeiter sowie der Aufbau eines Forschungslabors mit einem Fördervolumen von mehr als 2,7 Millionen Euro finanziert. Darüber hinaus sind die Stiftungsprofessur und das Netzwerk in das Europäische Verbundforschungsvorhaben LOGICAL des Central Europe-Programms maßgeblich eingebunden, in dem neben Leipzig-Halle fünf weitere europäische Logistikregionen am Aufbau verknüpfter Logistik-Clouds (Cloud Computing) arbeiten.”Wir stehen der regionalen Logistikwirtschaft als Ansprechpartner zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Logistik-IT zur Verfügung”, sagt Dr. Ludwig. Zahlreiche regionale Firmen werden ihm zufolge eng in die Forschungsarbeit einbezogen. So würden beispielsweise Prototypen wie Apps zur Verfolgung von Warensendungen oder Lösungen zur einfachen IT-Integration in den Unternehmen getestet. Damit sollen auch kleinere Firmen technologisch auf dem neuesten Stand bleiben, Wettbewerbsvorteile geschaffen und neue Märkte erschlossen werden, so der Juniorprofessor.
Zu den Forschungsthemen seiner Professur gehören unter anderem die Planung, Simulation und Verbesserung von Güterflüssen in Logistikdienstleistungsnetzen, die Steuerung, Überwachung und Rückverfolgung von Transportketten über integrierte Ortungs- und Sensorsysteme sowie der unternehmensübergreifende Informationsaustausch über elektronische Logistikplattformen. Ebenso entwickeln Dr. Ludwig und sein Team innovative Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle für Logistikdienstleister der Zukunft.
“Unsere Forschung richtet sich vordergründig an den Anforderungen von Logistikdienstleistern aus”, erklärt der 33-Jährige, der schon in der Vergangenheit am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Leipzig sowie bei SAP Research im australischen Sydney im Bereich Logistik-IT-Systeme geforscht hat.
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Auch die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking, freut sich über diese neue Stiftungsprofessur, die insgesamt die vierte an der Alma mater und die erste
Stiftungsjuniorprofessur ist. “Sie ist etwas Besonderes, weil sie die Beziehungen der Universität Leipzig zur regionalen Wirtschaft vertieft. Eine Juniorprofessur wie die von Herrn Ludwig ist dafür hervorragend geeignet. Sie trägt dazu bei, begabte junge Wissenschaftler an unserer Universität zu halten”, betont sie.
Das Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V. wurde 2008 von regionalen Logistik-Akteuren initiiert. Etwa 20 Vertreter der Logistikwirtschaft rund um Leipzig und Halle hatten das Ziel, einen Verbund zu schließen, um die gemeinsamen Interessen im Sinne der Region und regionalen Wirtschaft zu verwirklichen. Derzeit zählt das Netzwerk bereits 110 Mitglieder, die rund 17.000 Mitarbeiter beschäftigen. Neben Logistikdienstleistern vereint das Kooperationsnetz auch Unternehmen aus dem Bereich logistiknaher Dienstleistungen, Verbände, die öffentliche Verwaltung, Kammern sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen.
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