Unüberhörbar rufen auch Leipziger Unternehmen seit zwei Jahren nach Fachkräften. Ihnen geht - aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge, die seit 2009 in die Ausbildung kommen - der Nachwuchs aus. Künftig können sich auch Leipziger Unternehmen nicht mehr erlauben, Bewerber abzulehnen, bloß weil die ihre Wurzeln im Ausland haben. Auch deshalb findet am 24. Mai die mittlerweile 5. Integrationsmesse in Leipzig statt.
“Zukunft statt Herkunft – Arbeitsmarktstärkung durch Migrant/-innen” lautet das Motto der 5. Integrationsmesse Leipzig, die am Donnerstag, 24. Mai, von 10 bis 15 Uhr im Neuen Rathaus stattfindet. Innerhalb ihrer Kampagne “Chancen-Makler” für mehr Ausbildungschancen unterstützt auch das Regionale Übergangsmanagement Leipzig (RÜM) das Anliegen der Messe.
Seit Beginn des Jahres 2010 stehen verstärkt Migranten und deren Vereine/Organisationen sowie Migrantenberatungsstellen im Fokus der Arbeit der Koordinierungsstelle “Regionales Übergangsmanagement Leipzig”. Von 2010 bis 2012 fand im Rahmen des Begleitprojektes “Mit MigrantInnen für MigrantInnen” unter anderem eine Qualifizierungsreihe für zwölf Vertreter aus Leipziger Migrantenorganisationen zum Bildungsbeauftragten statt. Themen der Seminarreihe waren beispielsweise das deutsche Berufs- und Bildungssystem, (Schularten, Sächsisches Bildungskonzept, Sächsische Strategie zur Berufs- und Studienorientierung, Wege nach der Schule), Netzwerkarbeit und Erwachsenenbildung. Langfristig werden dadurch Beratungsangebote in den Migrantenorganisationen optimiert und die erfolgreichen sozialen und beruflichen Einmündungswege junger Migranten befördert.
Im Rahmen der 5. Integrationsmesse werden die Bildungsbeauftragten ihre Angebote an einem Stand präsentieren und Informationen zur Schulungsreihe geben.
Dass die Ausbildung und Einstellung von Migranten viele Vorteile bringt, betont Bürgermeister Thomas Fabian: “In einer zunehmend globalen Wirtschaft sind zweisprachige Azubis und Angestellte mit ihren multikulturellen Erfahrungen sehr wichtig. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels greift auch das Handwerk zunehmend auf junge Migranten zurück. Dennoch gibt es immer noch Defizite, Barrieren oder Vorurteile. Um diese abzubauen, müssen sich auch die Unternehmer und natürlich wir alle noch mehr ins Zeug legen.”
RÜM unter Projektleiterin Claudia Steudel wirbt seit Februar bei Leipziger Unternehmern und in der Öffentlichkeit dafür, benachteiligten Jugendlichen mehr Ausbildungschancen zu gewähren und damit auch Chancen für das eigene Unternehmen wahrzunehmen. Plakate und Bildpostkarten, sogenannte Citycards, zeigen Prominente der Weltgeschichte, die in ihrer Jugendzeit nicht dem Ideal des “guten” Schülers entsprachen und trotzdem im Beruf überaus erfolgreich wurden. Die Kampagne begann auf der Handwerksmesse im Februar mit Albert Einstein und wurde im April mit Winston Churchill fortgesetzt. Im Juni folgt ein drittes Motiv.
An allgemeinbildende Schulen in Leipzig betrug der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund mittlerweile 10,8 Prozent der Leipziger Schülern im Schuljahr 2010/2011. Besonders hoch ist ihr Anteil in den Mittelschulen mit 13,7 Prozent, in den Gymnasien beträgt er 8,4 Prozent. An den Förderschulen beträgt er nur 6,1 Prozent.
An berufsbildenden Schulen hatten 2,6 Prozent der Leipziger Schüler im Schuljahr 2010/2011 einen Migrationshintergrund – an Berufsschulen 1,9, an Berufsfachschulen 2,7 und an beruflichen Gymnasien 7,5 Prozent. Generell beträgt der Anteil von Migranten an der Leipziger Einwohnerschaft 8,4 Prozent, der Ausländeranteil 6,5 Prozent.
Dies ist ungefähr doppelt so hoch wie in Magdeburg, aber nur etwa ein Drittel bis maximal die Hälfte der Anteile in Berlin oder westdeutschen Großstädten. In Frankfurt am Main, München, Nürnberg und Stuttgart beträgt der Migrantenanteil fast vier Zehntel.
Die Arbeitslosenrate bei Ausländern lag in Leipzig 2011 mit 27 Prozent fast doppelt so hoch wie im Gesamtdurchschnitt.
www.uebergangsmanagement-leipzig.de
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