Über die gestiegenen Beschäftigtenzahlen in Leipzig seit 2009, dem allmählichen Abflauen der Finanz- und Wirtschaftskrise, freuen sich derzeit allerlei Politiker. Doch daran, dass der Konjunkturaufschwung Hand und Fuß haben könnte, glauben augenscheinlich die Unternehmen am allerwenigsten. Der prekäre Beschäftigungssektor ist deutlich stärker gewachsen als der reguläre. Darunter leiden die Beschäftigten, kritisiert der DGB.
“Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Stadt Leipzig hat 2011 zwar das Vorkrisenniveau überschritten, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist”, teilt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Auswertung der neuesten Beschäftigtenzahlen mit. “Viele Jobs entstanden jedoch im prekären Sektor. Dies zeigt zum einen die hohe Zunahme der Leiharbeit in Leipzig. Doch auch die Zahl der Teilzeitstellen ist überproportional gestiegen, wie die Auswertung der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit durch den DGB ergeben hat.”
Zwischen 2009 und 2011 hat sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 10,7 Prozent erhöht, von 40.209 auf 44.490. Dies entspricht 4.281 Stellen.
Dagegen stieg die Zahl der Vollzeitstellen lediglich um 3,2 Prozent – von 165.178 auf 170.536, was einem Plus von 5.358 Stellen entspricht. Damit gingen 2011 rund 20 Prozent aller in Leipzig sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einer Teilzeittätigkeit nach. Dies entspricht dem bundesdeutschen Durchschnitt, so der DGB.
Doch der DGB sieht auch Grund zur Kritik: “Obwohl Teilzeitarbeit für viele Erwerbstätige eine gute Möglichkeit bietet, Arbeit, Leben und Familie unter einen Hut zu bekommen, arbeiten viele Beschäftigte nicht freiwillig in Teilzeit. Immer häufiger werden zum Beispiel im Einzelhandel, Reinigungsgewerbe und im öffentlichen Dienst von den Arbeitgebern nur Teilzeitarbeitsplätze angeboten, um eine möglichst große Flexibilität bei niedrigen Kosten zu erzielen. Aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktsituation nahmen dann Menschen einen Teilzeitarbeitsplatz an, obwohl sie eigentlich nach einer Vollzeitstelle suchten.”
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Der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes ergab, dass jeder zweite Teilzeitbeschäftigte in Ostdeutschland lieber eine Vollzeittätigkeit ausüben würde.
“Statt eines Unterbietungswettbewerbs bei den Arbeitsbedingungen als vermeintlichem Standortvorteil braucht die Region Leipzig-Nordsachsen verlässliche Perspektiven für qualitatives Wachstum, die Erschließung und die Förderung von Fachkräfte-Know-how und attraktive Arbeitsbedingungen, um Fachkräfte in der Region zu halten”, sagt dazu der Leipziger DGB-Vorsitzende Bernd Günther.
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