Der Konsolidierungskurs der Sparkasse Leipzig trägt Früchte. Im dritten Jahr hintereinander schreibt das Geldinstitut schwarze Zahlen. Am Mittwoch, 25. April, stellte es die Bilanz für 2011 vor. Unterm Strich bleibt ein Gewinn von 15,1 Millionen Euro. Noch 2007 und 2008 bewegte sich der Verlust in dieser Größenordnung.
Damals musste die neue Geschäftsführung das regionale Geldinstitut neu strukturieren. Die alte Geschäftsführung hatte die falschen Weichen gestellt. Das war am Ende nicht mehr zu kompensieren. Und die Sparkasse Leipzig ist durchaus ein Beispiel dafür, wie lang und mühsam so ein Weg zur Konsolidierung sein kann. Aber auch dafür, dass die alten kaufmännischen Tugenden ihre Gültigkeit nie verlieren. Auch nicht, wenn die Börsen-Stars neue Märchen vom Geldmachen erzählen.
Eine Aufgabe war es also in den letzten Jahren, den Bestand an risikoreichen Wertpapieren in den Aktiva der Sparkasse wieder deutlich zu reduzieren – und damit auch die jährlichen Wertberichtigungen zu minimieren. Die Gesamkapitalsumme, die 2006 noch bei 9,3 Milliarden Euro lag, lag 2011 mit 8,9 Milliarden Euro knapp unter der des Vorjahrs. Der Bestand an Wertpapieren sank weiter – von 2,8 auf 2,3 Milliarden Euro.
Das betraf auch Staatsanleihen. “Denn natürlich hatte die Staatsschuldenkrise im letzten Jahr auch Auswirkungen auf unser direktes Marktumfeld”, sagt Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig. “Anleihen von peripheren Staaten sind für uns keine Option mehr.”
Verstärkt hat man sich deshalb mit Papieren anderer Geldhäuser eingedeckt. “Und zwar solchen, denen wir vertrauen”, so Langenfeld. Der Bestand in den Aktiva stieg von 2,7 auf 3 Milliarden Euro.
Doch am liebsten würde sich die Sparkasse das Kapital, mit dem sie arbeitet, direkt bei ihren Kunden holen. Und das scheint auch aufzugehen. Das Vertrauen der Leipziger ist spürbar gewachsen. Ihr Kreditvolumen bei der Sparkasse Leipzig wuchs von 3,1 Milliarden auf 3,25 Milliarden Euro. Im Gegenzug wuchsen auch die Kundeneinlagen von 6,8 auf 6,9 Milliarden Euro. Dabei setzen die Kunden der Sparkasse verstärkt auf Termin- und Sichtanlagen, nutzen also den historisch niedrigen Zinssatz.
“Dafür haben wir unsere Beratungszeiten deutlich ausgeweitet”, sagt Martin Bücher, der Verstand fürs Privatkundengeschäft der Sparkasse. “Wir verkaufen unseren Kunden nicht irgendwas, sondern beraten sie auf ihre ganz persönlichen Vermögensverhältnisse zugeschnitten. Und die Kunden wollen das auch so.” Das kommt augenscheinlich an. “Ganzheitliche Beratung” ist das Schlagwort im Haus. “Im Privatkundengeschäft haben wir unsere Marktführerschaft behauptet, liegen bei einem Marktanteil von 62 Prozent”, sagt Langenfeld.Und was wollen die Leipziger da eigentlich bei ihrer Sparkasse haben? Das schnelle Geld? – Augenscheinlich nicht auf die riskante Art. “Risikopapiere haben wir in unserem Portfolio deutlich abgebaut”, sagt Bücher. Und als ethischen Maßstab habe man auch beschlossen: keine Wetten auf Nahrungsmittel.
Und immer mehr Leipziger fragen gezielt nach Möglichkeiten der Altersvorsorge. Die Botschaft, dass gerade Renten in Deutschland alles andere als sicher sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Und da fragt man dann augenscheinlich da nach, wo man Vertrauen zum Haus hat. Immerhin hat die Sparkasse Leipzig ja auch 2011 den Focus-Money-Test in Leipzig als “beste Bank” gewonnen. Hauptkriterium: gute Beratung.
Vielleicht ist es der Vertrauensbonus, den man sich erarbeitet, wenn man auch halten kann, was man den Kunden verspricht. Die es ja in der Region Leipzig alle nicht dicke haben. Auch die Firmenkunden nicht, mit denen die Sparkasse Leipzig seit September auch großflächig wirbt.
Aber auch hier scheint die regionale Wirtschaft Vertrauen zu haben zum regionalen Geldinstitut. Mit 1,35 Milliarden Euro ist der Kreditbestand gegenüber den heimischen Unternehmen auf einen neuen Rekordstand geklettert. Was mit der guten Auftragslage in den Unternehmen zu tun hat. Und mit Vertrauen in die nächste Zukunft. “In den ersten drei Quartalen lag das Kreditgeschäft auch wieder 5 Prozent über den Zahlen des Vorjahres”, sagt Langenfeld. Er rechnet auch fürs ganze Jahr mit einer positiven Entwicklung, auch wenn diverse Wirtschaftsinstitute schon wieder trübe Aussichten prophezeien.
Im Firmenkundengeschäft beziffert der zuständige Vorstand Andreas Koch den Marktanteil in Leipzig bei 50 Prozent. “Womit wir für den hiesigen Mittelstand der wichtigste Finanzierer sind”, sagt er. Und weil selbst Handwerksbetriebe verstärkt in den Export gehen, will sich die Sparkasse Leipzig – im Verbund mit anderen Sparkassen – auch verstärkt als Partner im Exportgeschäft anbieten. Die Kompetenzen habe man, so Koch. Man müsse es nur stärker ins Bewusstsein bringen.
Tatsächlich hat die Sparkasse Leipzig 2011 sogar 250,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Davon gingen 85,9 Millionen fürs Personal ab, 66,4 Millionen für Sachaufwand. Als Betriebsergebnis standen 93,9 Millionen unterm Strich.
Davon gingen 46 Millionen Euro noch als Wertberichtigung ab – zu großen Teilen diverse Staatspapiere, die im Jahr 2011 eben nicht mehr das wert waren, was sie damals noch wert waren, als Staatspapiere europäischer Länder als sichere Bank galten.
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28,6 Millionen Euro gingen an Steuern ab. Blieben die oben erwähnten 15,1 Millionen Euro Gewinn. Was damit geschieht, darüber entscheidet die Eigentümerversammlung im Juni. Harald Langenfeld wird auf jeden Fall den Vorschlag machen, auch diesmal nur eine kleine Ausschüttung an die Anteilseigner zu machen (zu denen Leipzig gehört) und den größeren Teil wieder in die Stärkung der Eigenkapitalquote zu stecken. Denn auch die aktuelle Debatte um “Basel III” schwebt wie ein Damoklesschwert über den regionalen Geldinstituten Europas.
“Basel III ist für international tätige Großbanken gedacht – und ich bin mir sicher, dass es in den USA auch nur auf diese Großbanken angewendet wird”, sagt Langenfeld. In Europa aber will man augenscheinlich – wie bei jedem Vorschlag made in USA – auch diese Regelung auf alle Institute anwenden. Das Ergebnis, so Langenfeld, werde sein, dass auch die kreditnehmenden Unternehmen höheres Eigenkapital nachweisen müssen. Und da sie das gerade in Ostdeutschland nicht können, wird Basel III den Mittelstand an einem ganz sensiblen Nerv treffen.
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