So vielfältig wie die Studiengänge der Universität Leipzig ist auch das Angebot des Uni-Verlags. Links neben der Biografie des homosexuellen Bruno Maul glänzt eine Geschichte des Maggi-Brühwürfels in Guinea-Bissau, rechts daneben die Friedliche Revolution XXL. Und wie es sich bei XXL-Angeboten gehört, gibt es nicht nur ein Buch, sondern gleich zwei. Insgesamt vier Kilo Spannung und Freude.

Dass Wissenschaft ein dehnbarer Begriff ist, habe ich spätestens bei meiner Hausarbeit über “die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Buch und Film von Harry Potter IV und V” gemerkt. Wissenschaft, so scheint es, ist das, was man zur Wissenschaft macht und was zuweilen kurioses Wissen schafft. Nur mit dieser Definition lässt sich erklären, warum am Stand des Leipziger Uni-Verlags ein ockerfarbenes Werk zu finden ist, das sich mit der Geschichte des Maggi-Brühwürfels in Guinea-Bissau beschäftigt.”Maggi in Guinea-Bissau. Über das Brühwürfelphänomen in Westafrika.” Frage eins: Wen interessiert das? Frage zwei: Wer kommt ernsthaft auf die Idee, ein Buch über dieses Thema zu verlegen? Frage zwei zu beantworten ist kein Kunststück, Frage eins dagegen umso mehr. Es sind wahrscheinlich dieselben Leute, die sich über für die Geschichte des Croutons in Kirgisien und des Nikis in Nicaragua interessieren. Frage drei (Wer schreibt so ein Buch eigentlich?) wage ich mir gar nicht zu stellen. Geht es nicht ein wenig mehr Mainstream? Geht es. Ja, man ist sogar geneigt zu konstatieren, dass es bei zwei neuen Bänden des Uni-Verlags gar nicht mainstreamiger geht.”Die Friedliche Revolution in Leipzig. Bilder, Dokumente und Objekte” heißen sie, vier Kilo schwer sind sie zusammen und in ihrem Inneren findet der Käufer für vergleichsweise schmales Geld (39,90 Euro) wenig Autorentext, dafür aber umso mehr von den angekündigten Dingen. “Die sind gerade frisch eingetroffen”, berichtet mir Sandra Schaller.

Ebenfalls recht frisch ist der neueste Band zum Uni-Jubiläum, der wiederum das Uni-Jubiläum 2009 mit allen Reden und Veranstaltungen dokumentiert, und die Biografie des homosexuellen Autors Bruno Vogel. Offensichtlich ein Volltreffer des Verlags. Obwohl Vogel schon lange tot ist, ist er in der Szene offenbar noch sehr populär. Schaller berichtet: “Wir haben schon einige Anfragen von Schwulen-Buchläden bekommen”. Außerdem neu: “Res Severa Verum Gaudidum”, ein Buch über das kulturelle Engagement der Leipziger bei der Entstehung der Kultureinrichtungen der Stadt, vom Theater über das Gewandhaus bis zum Bildermuseum.

Verleger Mark Lehmstedt hat passend dazu eine detailreiche Ergänzung parat. “800 Jahre Thomana” heißt der Bildband, der in diesem Jahr zum Jubiläum erschienen ist und bereits bei L-IZ.de besprochen worden ist – wie so viele Bücher des Lehmstedt-Verlags. “Was soll ich Ihnen noch zeigen, sie haben doch schon alles vorgestellt”, witzelt Mark Lehmstedt.

Etwas hat er aber dann noch anzukündigen: “Wir werden dieses Jahr unsere Reiseführer-Reihe erneut um zehn Werke erweitern, teils mit Städten, die seit Jahren keinen Reiseführer mehr hatten: Naumburg, Annaberg-Buchholz oder Bautzen.” Neues Futter für neugierige Weltenbummler. Ob des Andrangs überraschend, hat Lehmstedt genügend Zeit, wenigstens ein paar Sätze mit mir zu wechseln. Offenbar Ehrensache.

“Die Leipziger Internet Zeitung schätze ich unter anderem deswegen sehr, weil es das einzige Organ ist, das die Leipziger Verlagslandschaft systematisch verfolgt, und dokumentiert. Wer wissen will, was in Leipzig an Büchern gemacht wird, bekommt hier Auskunft”, lobt Lehmstedt. Soviel Lob! Ich muss weg, weil ich der Redaktion davon berichten oder Brühwürfel in Guinea-Bissau kaufen will.

www.lehmstedt.de

www.univerlag-leipzig.de

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