Über die Wärmeplanung für Leipzig wird seit Januar 2025 kontrovers diskutiert. Die Stadtverwaltung hat am 8. Januar 2025 einen Fahrplan für die Wärmewende vorgestellt, mit der Prämisse, dass 50 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre zur Unterstützung der Planungen für die L-Gruppe bereitgestellt werden. Die CDU-Fraktion hat daraufhin im Stadtparlament im Februar beantragt, diese 50 Millionen Euro nicht bereitzustellen, also das Geld einzusparen. Warum aber brauchen wir in Leipzig ein Wärmekonzept für die
Heizungsanlagen?

Beim Pariser Klima-Abkommen vom Dezember 2015 hat sich die damalige Große Koalition aus CDU/SPD auf die Beschränkung des weltweiten Temperaturanstiegs um unter 2 °C, möglichst aber nur 1,5 °C geeinigt und das Abkommen unterzeichnet. Das ist eine verbindliche Festlegung bis nach 2050 für die Bundesrepublik Deutschland.

Inzwischen sind zehn Jahre vergangen und dieses Ziel liegt noch in weiter Ferne. Die Bundesrepublik will bis 2045 den CO2-Ausstoß so weit reduzieren, dass wir Treibhausgas-neutral wirtschaften können. Seit 2024 gibt es über die EU-Binnenmarktrichtlinie zudem das fünfte Energiepaket, um die neuen Klimazielen in der EU für Klimaneutralität in Einklang zu bringen und um das Paket für Gas auf Wasserstoff auszuweiten. Das Heizen in Leipzig macht rund 50 % des Energiebedarfes der Stadt aus und gehört somit zu den größten CO2-Quellen.

Hier setzt also die Wärmebedarfsplanung an. Insbesondere ist es für die Haus- und Gebäude-Eigentümer wichtig zu wissen, mit welchen Wärmequellen sie für die nächsten Jahre rechnen können. Letzten Endes sind auch die Mieter über die Betriebskosten davon betroffen.

Es ist also so tiefgründig und schnell wie möglich zu klären, woher Wohnungen, Häuser, Gewerbeeinrichtungen und Verwaltungen die Heizungsenergie beziehen sollen, denn ein Umbau ist aufwendig, zeitraubend und finanziell belastend. Dabei sollte auf eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Heizungsart umgestellt werden. Diese Versorgungsleistung muss lange vorher konzipiert und geplant werden. Das Ziel hieß eigentlich einmal Umstellung bis 2038, aber das ist kaum noch machbar.

Da sind jetzt noch 20 Jahre bis 2045 eine recht kurze anspruchsvolle Zeitspanne.

Die eigentliche Wärmeplanung bis auf die Straße und Häuser genau soll bis 2026 durch die Verwaltung vorgelegt werden. Da noch keine Unterstützung zur Wärmewende für die Kommunen vom Bund oder vom Land vorliegen, will die Stadt die Anschubfinanzierung mit jährlich 50 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren vorschießen. Das viele Geld wird für Konzepte, Planungen und Pilotprojekte bis 2029/30 benötigt. Damit muss geklärt werden, woher die erforderliche Wärmeenergie kommen kann und wie die Versorgung bis zum Gebäude erfolgen wird.

Das betrifft die Versorgung mit Fernwärme (FW) von bisher knapp 30 % in der Stadt, mit einer Steigerung auf ca. 60 %, also eine Verdoppelung der Lieferung mit nachhaltig und umweltfreundlich erzeugter Heizenergie.
Für die Versorgung mit FW muss das Leitungssystem in der Stadt enorm ausgebaut werden, im Zuge der baulichen Veränderungen für den ÖPNV, für den Umbau der Straßen und Brücken und für die Änderungen zur Schwammstadt, zur Begrünung und Hitzeresistenz der Wohnanlagen sowie der Erneuerung der Versorgungsleitungen.

Und das Ganze dann in den verbleibenden 15 Jahren von 2030 bis 2045, wobei die Planungen schon drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen, mal abgesehen von den Finanzierungsmöglichkeiten. Außerhalb der FW-Netze muss in den dünner besiedelten Stadtteilen die Versorgung mittels Wärmepumpen oder Großwärmepumpen vorgesehen werden. Zur ausreichenden Versorgung mit Strom für Wärmepumpen oder E-Mobilität müssen die Stromnetze zunehmend ausgebaut werden.

Diese Planungen betrifft weiterhin die Nutzung von Abwärme aus Großbetrieben, Serverstationen und Verwaltungen in Nahwärmenetzen und/oder die Nutzung des Wärmepotentials vom Leipziger Abwasser im Klärwerk Rosental, von Flüssen und Seen im Stadtgebiet, oder über Geothermie in bodennahen Bereichen.
Das bestehende Gasnetz wird durch den Einsatz von erneuerbaren Energien überflüssig und müsste auch noch in den kommenden Jahren nach und nach zurückgebaut werden.

Und das alles sollte in den nächsten vier bis fünf Jahren im Konsens mit der Stadtgesellschaft, mit den Wohn- und Grundstücks-Eigentümern durchgesprochen und abgestimmt werden. Dafür werden Projektsteuerer, die Verwaltung und das Stadtparlament, die L-Gruppe mit Stadtwerken, LWB, LVB, IHK und Handwerkskammern sowie Industrie- und Planungsgesellschaften benötigt und diese 50 Millionen Euro, um das Prozedere
bezahlen zu können.

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