Der Black Friday 2025 ist vorbei, Weihnachten steht vor der Tür und viele Menschen haben aus den verschiedensten Gründen neue PCs, Laptops, Tablets und Smartphones gekauft. Auch viele Firmen ersetzen ihre alte Hardware. Die alten Geräte wandern in Privathaushalten oft in Schubladen, Schränke oder Keller, die Kleinanzeigenportale werden geflutet mit gebrauchten Geräten und auf der anderen Seite können bedürftige Menschen oft nicht am digitalen Leben teilnehmen.

In Leipzig gibt „Hardware for Future“ alten Geräten ein neues Leben bei diesen Menschen. Wir haben sie besucht. Wir haben mit Jan, der seinen Familiennamen nicht öffentlich genannt wissen will, die Du-Form als Anrede vereinbart.

Hallo Jan! Erzähle uns doch etwas über die Initiative „Hardware for Future“.

Hardware for Future ist ein Projekt der dezentrale, also wir befinden uns hier gerade in den Räumlichkeiten der dezentrale. Hardware for Future beschäftigt sich ganz grob gesagt damit, dass wir Hardware aufarbeiten und diese an die Menschen bringen, die das Bedürfnis haben, einen Computer oder einen Laptop zu besitzen, und selbst nicht die Mittel haben, sich so etwas leisten zu können. Wir arbeiten alte Geräte auf und geben die aus an die Menschen.

Du sagtest Laptops und PCs, sind auch Tablets und Smartphones möglich?

Da arbeiten wir noch dran. Wir legen aktuell den Fokus vor allem auf Laptops und Computer. Handys, Smartphones und Tablets lassen wir noch ein bisschen außen vor. Es ist so, dass die Nachfrage noch nicht so groß ist. Die meisten Menschen besitzen schon ein Smartphone. Bei einem Laptop ist es dann schon eher selten der Fall, dass die den haben.

Oft brauchen die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, einfach ein Gerät für die Uni oder die Arbeit oder die Fortbildung, mit dem sie portable und mobil sein können. Wir versuchen die digitale Teilhabe für die Menschen zu ermöglichen, die sich das sonst nicht leisten können.

Zu sehen ist Jan von „Hardware for Future“. Foto: Thomas Köhler
Jan von „Hardware for Future.“ Foto: Thomas Köhler

Viele Menschen oder Firmen werden im nächsten Jahr, vielleicht auch schon früher, ihre Hardware austauschen. Grund dafür ist oft, dass der Support für Windows 10 ausläuft und die Geräte nicht mit Windows 11 kompatibel sind. Nehmt ihr diese Geräte an?

Das ist gar nicht schlimm, wenn die nicht mehr Windows 11- oder Windows 11-tauglich sind. Alles, was nicht älter als zehn Jahre ist, können wir gut verwenden. Da spielen wir ein Linux drauf, in unserem Fall Ubuntu, aus dem einfachen Grund, weil es quelloffen ist. Wir brauchen keine Lizenz, wie das bei Windows-Systemen der Fall ist. Es erfüllt all die Ansprüche, die wir an das Gerät stellen, also man kommt ins Internet, man kann Office-Sachen erledigen. Das ist wichtig.

Das ist das im Endeffekt, wofür wir die Geräte brauchen. Ubuntu bietet eine ziemlich ähnliche Oberfläche wie Windows. Es ist gut verständlich, zum Großteil selbsterklärend. Programme wie Firefox, also ein Browser, und andere sind direkt vorinstalliert. Im Endeffekt ist alles startbereit. Man muss nur den Computer hochfahren, das Passwort eingeben und dann funktioniert das.

Die Geräte kommen aus Spenden von Firmen oder auch Privatpersonen, wie läuft so eine Spende ab?

Wenn jemand bei uns was spenden möchte, ist das gar kein Problem. Am besten auf der Webseite hardwareforfuture.de vorbeischauen, unter der Kategorie Spenden gibt es eine E-Mail-Adresse. Darüber uns schreiben, was für ein Computer das ist.

Wenn man noch Details dazu weiß, die mit reinschreiben und dann setzen wir uns in Verbindung, ob der Computer etwas für uns ist. Wir achten darauf, dass es keine Geräte sind, die über 10 Jahre alt sind. Auch wenn die nicht mehr Windows 11 oder Windows 10 tauglich sind, ist das gar kein Problem.

Aufnahme in der Werkstatt von „Hardware for Future“. Foto: Thomas Köhler
In der Werkstatt von „Hardware for Future“. Foto: Thomas Köhler

Kommt der Großteil der Geräte von Firmen oder mehr von Privatpersonen?

Hauptsächlich bekommen wir die Spenden von Firmen. Ganz unterschiedlichen aus Leipzig oder Umgebung. Die meisten Geräte, die wir gespendet bekommen, sind Computer und Laptops. Teilweise kriegen wir auch Spenden von Privatpersonen, die ihren alten Laptop oder ihren alten Gaming-PC vorbeibringen. Das sind alles Geräte, die wir gebrauchen können. Hauptsächlich arbeiten wir aber mit Firmen zusammen.

Das Lager ist voll mit Geräten für die Aufarbeitung, die ehrenamtlichen Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun. Wer so ein Gerät haben möchte, was muss der tun?

Auch da geht man am besten auf unsere Webseite. Da finden sich in der Rubrik „Computer beantragen“ Informationen, wer berechtigt ist, einen Computer zu bekommen. Auch da bietet es sich an, eine E-Mail zu schreiben.

Dann kommen die Personen auf die Warteliste, vor allem für Notebooks haben wir eine sehr lange Warteliste, eben weil wir auch so wenig vorrätig haben. Wenn die Kriterien erfüllt sind, dann können die Menschen ein Notebook oder einen Computer beantragen. Wir informieren dann über die Abholung.

Der Bedarf ist groß, das wissen wir. Handelt es sich um nennenswerte Stückzahlen, die ihr schon an bedürftige Menschen ausgegeben habt?

Wir sind im Jahr 2020, damals noch in Lindenau, an den Start gegangen und kratzen jetzt an den 4.000 Geräten, die wir hier ausgeben. Man merkt, da ist ein Bedarf da. Die Menschen brauchen das und wollen das auch haben. Und wir merken auch an den Menschen, die hier vorbeikommen, dass die schon sehr dankbar sind, dass es uns gibt.

Viele könnten sich das nicht leisten, vor allem während Corona für die Kinder ein Notebook zu kaufen, damit die digital im Unterricht teilnehmen können. Das ist für viele Familien gar nicht machbar gewesen.

Wir sind in der Werkstatt von „Hardware for Future“. Foto: Thomas Köhler
In der Werkstatt von „Hardware for Future“ Leipzig. Foto: Thomas Köhler

Wenn an den Geräten etwas nicht funktioniert, wie helft ihr dann?

Bei allen Geräten, die wir ausgeben, achten wir natürlich darauf, dass die funktionieren. Sollte im Nachhinein noch ein Defekt auftreten, dass die Tastatur klemmt oder ähnliches, dann tauschen wir das Gerät wieder aus oder reparieren das.

Bei allen anderen Geräten, die jetzt nichts mit Hardware for Future zu tun haben, da kann man ruhig mal erwähnen, dass die dezentrale donnerstags immer eine Technik-Sprechstunde anbietet. Die ist für alle Menschen offen, die vorbeikommen wollen, ob Mitglied im Verein oder nicht.

Die können sich dann mit ihren Computerproblemen oder auch Smartphone-Problemen gerne an unsere Mitglieder wenden. Auch das findet man auf der Webseite bei dezentrale.space. Da sieht man auch die Termine.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wollen das Projekt hier in Leipzig, in der Eisenbahnstraße, vorantreiben. Wir freuen uns immer über Spenden. Vor allem Notebooks, das habe ich jetzt schon ein paar Mal erwähnt. Die meisten Menschen brauchen ein Notebook, eben weil sie mobil sein wollen. Wir haben sehr wenige Notebooks. Wenn jemand ein Notebook übrig hat, von dem er meint, das wäre passend, gerne einmal anfragen und dann können wir uns in Verbindung setzen.

Vielen Dank, Jan. Und viel Erfolg weiterhin.

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