Die Diskussion um die Wärmepumpe reißt nicht ab, auch wenn Friedrich Merz sich eines besseren besonnen hat und meinte, es wären zu wenige eingebaut worden und selbst die „BILD“ schreibt, dass diese schlechtgeredet wurde. Trotzdem reißt die ideologische Diskussion um die Wärmepumpe nicht ab. Lassen wir das Klima einfach beiseite und reden mal über eine, übrigens nicht ganz neue und bewährte, Technologie, dachte ich mir und gab „Einbau von Wärmepumpen“ bei Google ein.
Ich schrieb den ersten Handwerksbetrieb an, der in der Suche erschien. Jens Möllmer, Inhaber der gleichnamigen Firma für Haustechnik, war dann auch zu einem Gespräch bereit.
Herrn Möllmer, Sie sind Heizungsbauer und haben eine Haustechnikfirma! Zuerst die Frage: Bauen Sie nur Wärmepumpen ein oder auch Öl- und Gasheizungen?
Schon seit längerer Zeit nur noch Wärmepumpen.
Aber Sie haben früher auch andere Heizungen verbaut. Wenn Sie jetzt nur noch Wärmepumpen einbauen, dann hat das ja wahrscheinlich einen Grund?
Das hängt einfach damit zusammen, dass die von den Herstellern geforderte Schulung und Betreuung intensiv ist, weil es sich doch um komplexe Technik handelt. Das heißt, die Mitarbeiter werden mehrmals im Jahr dementsprechend geschult, sodass man sich eben spezialisiert. Und ich sage mal, das Gerät kann man nicht einfach hinstellen, sondern man benötigt auch ein gewisses Hintergrundwissen.
Gehen wir jetzt auf die technische Seite der Wärmepumpe ein. Sie sagten schon, es ist ein komplexes System. Es gibt ja viele Mythen um die Wärmepumpe, Nummer 1: Die Wärmepumpe ist nur für Neubau geeignet. Weiter: Die Wärmepumpe ist nur geeignet, wenn man eine Fußbodenheizung hat, die Wärmepumpe braucht mehr Strom als z.B. eine Ölheizung, was logisch ist, weil die Ölheizung mit Öl arbeitet. Gehen wir auf das Erste ein: Wahrscheinlich ist eine Wärmepumpe am effektivsten, wie jede andere Heizung, in einem voll gedämmten Neubau?
Richtig, in einem Neubau, der nach aktuellen energetischen Anforderungen gebaut ist, dort ist eine Wärmepumpe natürlich immer am effektivsten.
Lohnt sich eine Wärmepumpe im Altbau überhaupt?
Prinzipiell zu sagen, eine Wärmepumpe geht im Altbau nicht, ist nicht richtig. Es ist natürlich bedeutend arbeitsintensiver in der Vorbereitung, das heißt: Nicht jedes Haus im Bestand, nicht unbedingt Altbau, sondern Bestandsbau erfüllt dann natürlich die Wünsche des Endkunden. Man muss davon ausgehen, auch im Bestandsgebäude wird niemand mit einer Wärmepumpe frieren. Das Problem ist nur, wenn das Bestandsgebäude gewisse Anforderungen nicht erfüllt, dann werden die Betriebs- und Unterhaltungskosten höher.
Bei der Heizung kommt es doch darauf an, wie viel Wärme am Heizkörper ankommt. Der Heizung ist es doch egal, wo die Wärme herkommt?
Ja, wir haben bei Bestandsbauten das Problem der Heizkörper. Der Benutzer will ja nicht, dass die Wärmepumpe nur bedeutet, keinen Öltank mehr im Keller zu haben, sondern dass sich die Sache auch rechnet. Natürlich ist auch der Öl- oder Gasverbrauch im Bestandsgebäude höher als im Neubau. Jetzt kommen wir zum Punkt des Heizkörpers.
Wir müssen die Vorlauftemperatur im System senken, weil der Verbrauch einer Wärmepumpe immer abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen der Quelle, Luft oder Sole, und der Vorlauftemperatur ist. Und an der Lufttemperatur kann ich nichts machen, die ist im Winter halt niedrig.
Also muss ich auf der anderen Seite, an den Heizkörpern, etwas tun. Unserer Erfahrung nach sind die Heizkörper, die nach der Wende installiert worden sind, das ist bei etwa 80 % der Gebäude der Fall, überdimensioniert. Das kommt heute den Leuten zugute, je größer die Heizfläche ist, umso niedriger kann die Vorlauftemperatur sein.
Im Moment ist es so, dass Gas- oder Ölheizungen (die neuen arbeiten auch schon mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur), aber die 20 Jahre alten im Bestandsgebäude, Temperaturen von 60 bis 70 Grad arbeiten. Da ist der Heizkörper immer schön heiß, aber das ist nicht das Prinzip, welches wir eigentlich erreichen wollen.
Die Wärmepumpe im Bestandsgebäude läuft am effektivsten, wenn ich eine gleichbleibende Vorlauftemperatur habe, aber niedriger. Der alte Öl- oder Gaskessel heizt das Wasser auf, 60 bis 65 Grad, dann läuft die Pumpe, dann wartet das System, bis die Temperatur wieder absinkt, und der Brenner schaltet wieder zu. Es gibt also in den Temperaturen immer ein hoch und runter. Das muss man verändern, auch das Heizverhalten, nicht mehr immer auf- und zudrehen, sondern die Heizung muss gleichmäßig auf einem niedrigeren Temperaturniveau laufen. Dann stellt der Endkunde nach einem Jahr fest: Die Wärmepumpe funktioniert.
Sie sagten, 60 bis 70 Grad ist die Vorlauftemperatur bei Öl und Gasheizungen. Wie ist die ungefähr bei der Wärmepumpe?
Wenn wir das für Bestandsgebäude ausrechnen, haben wir die Möglichkeit die Heizkörper in Tabellen oder in Programmen zu berechnen. Ich kann den Heizkörper eingeben mit seiner Größe und kann sagen, nicht 60 Grad Vorlauftemperatur, sondern 55 Grad oder niedriger. Über 55 Richtung 60 Grad wird es ineffektiv.
Dort spielt das Problem der Jahresarbeitszahl mit rein. Die Jahresarbeitszahl sagt, für eine Kilowattstunde Strom bekomme ich zum Beispiel vier Kilowattstunden Heizung. Das ist eine Jahresarbeitszahl von vier.
Im Bestandsgebäude ist das schwer zu erreichen. Es gibt natürlich auch Bestandsgebäude aus den 90er Jahren, die haben schon einen gewissen Standard und dort ist das unproblematisch. Wenn ich in ein Haus aus den 30er Jahren komme, mit alten Fenstern und ohne Dämmung, dann komme ich mit dieser Vorlauftemperatur nicht hin, dann wird es ineffektiv.
Wie sind, nach Ihren Erfahrungen, im Durchschnitt die Kosten für den Betrieb einer Heizung mit Wärmepumpe, im Mittel des letzten Jahres, gegenüber einer Öl- und Gasheizung?
Das ist, wie gesagt, abhängig von der Vorlauftemperatur. Wenn es vernünftig läuft, dann liegen hier die Verbrauchskosten niedriger. Es ist natürlich immer schwer, das genau zu vergleichen, wenn es ein Haus mit vier Personen und Warmwasserversorgung ist. Aber wenn man es richtig auslegt, wenn man das mit den Vorlauftemperaturen beachtet, sollte hier schon ein Sprung da sein.
Sie sprachen es jetzt schon an: die Warmwasserversorgung. Es haben auch viele Angst, dass die Warmwasserversorgung nicht ausreicht, wenn die Vorlauftemperatur nur 50 Grad beträgt. Oder lässt sich das Warmwasser höher aufheizen?
Prinzipiell sage ich mal, ich kenne ja nicht alle Wärmepumpen, stehen die 50 Grad zur Verfügung.
Das reicht zum Duschen und zum Abwaschen, also zu allem, was man macht, man mischt ja immer noch kaltes Wasser zu. Erfüllt das aber die Forderungen bei der Legionellenprüfung an der Endstelle?
Ich sage mal, wenn man jetzt im Bestandsgebäude arbeitet, was jetzt viel auf uns zukommen wird, dann muss man natürlich spezielle Sachen für die Legionellenbehandlung einplanen. Ob das jetzt zusätzlich nochmal ein Heizstab ist, der dann einmal am Tag hoch heizt, oder nur die Differenz nach heizt, das ist auch ein bisschen herstellerabhängig.
Bei unserem System ist es so, da gibt es einen Taster „erhöhter Warmwasserbedarf“. Den kann man aktivieren, dann wird, wenn mal vier Leute hintereinander duschen wollen, die Heizung über kurze Zeit höheren Warmwasserfluss sichern. Wenn das nur ein oder zweimal im Jahr ist, muss ich mir nicht aus diesem Grund einen großen Speicher hinstellen und immer viel Warmwasser vorhalten. Wie gesagt, das ist herstellerspezifisch, aber Warmwasser ist überhaupt kein Problem.
Der nächste Mythos ist: Eine Wärmepumpe, die ich draußen neben meinem Einfamilienhaus stehen habe, belästigt die Nachbarn mit Geräuschen.
Ja das kenne ich, ich habe auch super Beispiele. Wir haben eine Wärmepumpe aufgestellt, die war elektrisch noch nicht angeschlossen und dann haben sich schon Leute beschwert. Der Wind hat das Rad ein bisschen gedreht, da hat der Nachbar gesagt: Die könnt ihr gleich abbauen, die ist zu laut.
Es gibt Vorschriften für den Emissionsschutz, Schalldruckberechnung entsprechend der TA-Lärm, die kann man anfertigen. Ja, gibt es Schalldruckberechnungen, und die beziehen sich auf schützenswerte Räume. Es muss gemessen werden vom Standort meiner Pumpe bis zum nächsten schützenswerten Raum, Wohnzimmer, Schlafzimmer etc. Dort gibt Vorschriften, die wir einhalten müssen.
Eine Wärmepumpe funktioniert ja in zwei Richtungen: Ich kann mit einer Wärmepumpe auch kühlen. Ist das generell möglich, oder braucht es da spezielle Geräte?
Auch hier ist das vom Hersteller abhängig. Im Luftwärmebereich, glaube ich, sind es fast alle Hersteller, die diese Möglichkeit anbieten. Im Erdwärmebereich gibt es sowohl die Möglichkeit mit Kühlung oder ohne Kühlung zu arbeiten. Ich muss die Funktion nicht aktivieren.
Wie funktioniert das, werden die Heizkörper oder der Fußboden kalt?
Bei Fußbodenheizung bekomme ich keine kalten Füße. Wenn wir mit einer Wärmepumpe kühlen, dann sprechen wir von einer passiven Kühlung. Also nicht wie bei einer Klimaanlage, die richtig herunterkühlen kann. Hier ist das eine passive Kühlung, die geht bis maximal 18 Grad Vorlauftemperatur. Weiter runter geht sie nicht, wegen der Kondensatbildung.
Passiv heißt, ich erreiche um die 5 Kelvin Differenz zwischen Außentemperatur und der Raumtemperatur. Das heißt: Bei 30 Grad Außentemperatur und aktivierter Kühlfunktion, kann ich in den Räumen 25 Grad erreichen. Das ist angenehm. Dort, wo wir sie eingebaut haben, wollen die Leute es nicht mehr missen.
Man verhindert also dieses Aufheizen der Räume bei direkter Sonneneinstrahlung. Gibt es auch eine Möglichkeit, die kühle Luft aktiv im Raum zu verteilen?
Mit der Fußbodenheizung ist das schon der Fall, man kann auch die Heizkörper tauschen. Es gibt Konvektor-Heizkörper, die haben einen kleinen Lüfter, der sitzt dann in dem Heizkörper drin. Wenn ich kühle, kann ich über diesen Lüfter die Luft in dem Raum bewegen. Auch hier wieder: Da wo wir sie eingebaut haben, wollen die Kunden sie nicht missen.
Mit dem Konvektor-Heizkörper kann ich dann wahrscheinlich auch im Winter die Warmluft im Raum verteilen?
Ja, es gibt auch ganz einfache Lüfter, wie beim Computer, die kann man unter den Heizkörper bauen, mit einem Thermostat. Das funktioniert im Sommer wie im Winter. Besonders für ältere Menschen mit hohem Wärmebedürfnis, die in Häusern mit großen Heizkörpern wohnen, ist das gut.
Kommen wir zum Preis: In der Diskussion im letzten Jahr kamen ja Summen von 300.000 Euro ins Spiel. Ich will Sie natürlich nicht festnageln, jedes Haus ist anders. Aber eine generelle Aussage wäre schön: Nehmen wir ein Einfamilienhaus aus den 1990ern, nach damaligem Standard gebaut. Die Frage steht: Neue Heizung, soll es Ölheizung oder Wärmepumpe sein? Unabhängig von eventuellen Förderungen, wie ist der Preisvergleich?
Bei Öl-Anlagen muss ich passen, denn damit beschäftige ich mich ja nicht mehr. Wenn ich jetzt ein Einfamilienhaus umbaue, dann muss man, wenn man eine Luftwärmepumpe nimmt, erfahrungsgemäß den Umbau der Rohrleitung einrechnen. Wenn wir das machen, kommt alles raus. Die Zirkulationspumpe, die Sicherheitspumpe und das Ausdehnungsgefäß, das wird alles erneuert.
Es bringt nichts, wenn ich das alte drin lasse, Wärmepumpe hinstelle und ein halbes Jahr später geht das kaputt. Da liegt man so netto als Endkunden bei 20.000 bis 25.000 Tausend Euro ungefähr. Aber das muss man sich anschauen, wie viel es genau wird. Wie gesagt, muss ich eventuell noch Heizkörper wechseln, oder nicht.
Wahrscheinlich ist es am effektivsten, die Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus mit PV-Anlage zu betreiben, oder?
Für uns stellt es sich jetzt im Moment so dar, dass die Leute anfangen, sich PV-Anlagen aufs Dach zu bauen. Sie sehen eine Zeit lang, was sie an Strom produzieren und sagen: Jetzt bezahle ich noch zusätzlich Gas und ich habe so viel Strom übrig. Die kommen fast von alleine. Das ganze System spielt natürlich rein.
Letzte Frage: Sind die Kunden nach ein oder zwei Jahren mit den Wärmepumpen zufrieden, oder wollen die wieder zurück zu Öl und Gas?
Wir haben ja ein Feedback schon dadurch, dass unsere Hersteller nach einem Jahr eine Wartung vorschreiben. Dort wird per Protokoll ausgelesen und ausgerechnet: Wie effektiv war die Heizung? In der Zufriedenheit, ich sage mal, ein Großteil der Kunden würden das neue Heizsystem sofort wieder nehmen.
Herr Möllmer, ich bedanke mich für das Gespräch und Ihre Zeit.
Es gibt 2 Kommentare
@Hearst
Die erste Frage ist tatsächlich interessant.
Auch ich sehe dem äußerst gespannt entgegen, was in unserem MFH einmal werkeln wird, wenn der Gaskessel ausgedient hat. FB-Heizungen lassen sich sehr gut mit einer WP bewältigen.
Nur wie man Warmwasser für ein ganzes MFH effizient mit einer WP erzeugen will – dafür fehlt bislang noch eine richtig gute Idee.
Und wohin man bei den kleinen Höfen mehrere WP stellen kann (Kaskade), ohne dass ei verschmutzen und für die Nachbarn zu laut sind.
Die letzte Frage ist offensichtlich polemisch gemeint.
WP in Kühlschränken sind um ein vielfaches simpler, da man den Kühlschrank als konstanten Kältespeicher nutzt. Ein Kühlschrank ist so träge ausgelegt, dass dieser nicht in eine Unter- oder Überdruckstörung geraten kann. Und das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung.
Mit einer WP für Heizungswasser müssen sie eine gute Auslegung für einen Wasserspeicher berechnen, müssen Volumenströme der WP und des Heizungssystems entkoppelt, und ggf. eine Nachheizung vorgesehen werden.
Dies muss so genau passen, dass die WP nicht ständig an- und ausschaltet.
Und dass sie konstant in einem Temperaturbereich fahren kann, in dem man die Leistungszahlen auch erreicht.
Weiterhin muss die Warmwassererzeugung effizient eingebunden werden und auch funktionieren, wenn geheizt wird.
Jede WP in einem Haus ist ein kleiner Prototyp.
Herr Möllmer, wieviele WP verbauen Sie anteilig in MFH?
Herr Möllmer, wieviele WP verbauen Sie mit, und wieviele ohne Förderung?
Herr Möllmer, was empfehlen Sie ihren Altkunden denen Sie früher Öl- und Gasheizungen installiert haben, (rein wirtschaftlich betrachtet) – sofort umsteigen?
Letzte Frage: Sie betrachten Wärmepumpen als “komplexe Technik”. Sind Kühlschränke auch “komplexe Technik”?